Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Zu Hause in Samos

    Samos, das war über viele Jahre unser Urlaubsquartier. Hier haben unsere Kinder gehen oder schwimmen gelernt. Wir haben Freundschaften geschlossen, die noch immer halten. Ormos Marathokampos, wie der Ort richtig heißt, war früher ein gammeliger Marine Hafen. Eine graue Mole, ein graues Schiff, hin und wieder ein Ausflugsboot, ein paar Fischerboote, das wars.

    Mit der EU kam dann Geld ins Land. Über EU Projekte wurde in Infrastruktur investiert, auch wenn man nicht wusste, was man mit der Infrastruktur hinterher anfangen soll, oder wie man sie erhält. Hier war das genauso. Ein findiger Baumeister hat dem Bürgermeister klar gemacht, dass er unbedingt den Hafen ausbauen muss. Über die EU wurde das schnell finanziert, der Baumeister wurde reich, der Bürgermeister hatte sicher auch seinen Vorteil davon.

    Immerhin gibt es jetzt seit 10 Jahren in Ormos eine ordentliche Marina – aber niemanden, der sich dafür verantwortlich fühlt. So war sie gratis zu benützen, einige haben das ausgenutzt, um ein gratis Winterlager für ihr Schiff zu haben. Klar, dass da alles verrumpelt, wenn es nicht gepflegt wird. Nun hat man endlich begriffen, dass man den Hafen auch als Geldquelle nutzen kann und die Anlage an Aris verpachtet. Nun ist alles Tip Top hergerichtet, Stephan und Jannis schauen drauf, dass alles funktioniert, helfen beim Anlegen und kleinen Reparaturen. Für die größeren müsste man nach Karlovassi in die Werft – die auch Aris betreibt.

    Uns gefällt es jedenfalls hier und wir buchen den Liegeplatz für ein Monat. Wir wollen Freunde auf der Insel besuchen, Samos ansehen, Urlaub machen. Wir müssen aber auch für einige Tage zurück nach Wien, da steht eine Hochzeit an. Wenn die eigene Tochter heiratet, „muss“ man wohl dabei sein. Bis dahin gilt es aber zu entspannen, Freunde zu besuchen und an alte Bande anzuknüpfen.

    Gesagt, getan! Das Moped mieten wir bei Maria in Votsalakia – so wie schon vor 25 Jahren. Mit dem Ding reiten wir dann nach Balos ins Hotel Amphlissos, zu Despina und Gougulla. Echte Freudentränen, als sie uns sehen. Wir werden mit einem Frühstücksbuffet verwöhnt und erfahren allen Klatsch und Tratsch der letzten Jahre. Immerhin war ich seit 7 Jahren nicht mehr da, Susi seit 5. Dafür hat aber voriges Jahr Sophie hier ihre Verlobung gefeiert.

    Erst zu Mittag ziehen wir weiter an den Strand – zu Tia. Sie betreibt noch immer sehr erfolgreich ihrer Appartements, die Bar und den Strand. Wir nehmen uns 2 Liegen, bestellen an der Bar und erfahren …

    … dass beide Töchter verlobt sind, eine sogar schwanger. Und der Vater dazu ist der rothaarige Marinero aus Marathokampos, Jannis, der uns so nett in Empfang genommen hat. Und Jannis ist der Sohn der Bäckerin von Ormos und  ist ein ganz ein braver und, und, und …

    Wir genießen den Tag am Strand. „Urlaub“ zieht in uns ein. Susi entspannt sich zusehends und ist einfach angekommen. Am Abend schauen wir dann noch bei Mimi, oder eigentlich bei Demos in seinem Restaurant vorbei. Da hat sich echt was getan, zum Guten. Erst spät Abends kurven wir zurück zur Philia. Da ist Musik aus den Bars zu hören. Offensichtlich ist da jeden Abend in einem anderen Restaurant live Musik.

    Neben uns hat ein weiteres Schiff angelegt. Die sind, als wir schlafen gehen, noch nicht am Schiff. Dann reden sie bis ½ 4 sehr laut im Cockpit, bis es Susi zu dumm wird, und sie hinüber meckert. Dann ist endlich Stille eingekehrt. Am nächsten Tag steht dann im Cockpit, neben vielen Gläsern und Bierflaschen auch eine grüne Flasche. Das Rätsel ist bald gelöst. Die Crew besteht aus einem Herren und seiner jungen Begleitung. In Thailand würde man sie als „lady boy“ bezeichnen.  Naja, wenn einem es gefällt …

    Auf unserem Nebenschauplatz kämpfen wir noch immer mit der „Motor heiß Warnung“. Der nächste Schritt ist es ein Kabel auszutauschen. So eines liegt in Paros, aber wie kommt es zu uns her??
    Griechisch halt: Der Händler bringt das Kabel zur Fähre nach Samos, ich muss es mir um 20:15 in Pythagorion am Schiff abholen. Und das funktioniert wirklich! Wir sind nicht einmal die einzigen, die heute ein Paket direkt abholen.
    Mir gefällts!
    Was mir nicht gefällt ist, dass der Fehler nach dem Tausch des Kabels weiterhin auftritt, weniger häufig, aber doch – Mist!

    Lustig ist, dass wir im Hafen von Pythagorion „unsere“ Superyacht aus Mitilini / Limnos wieder treffen. Die halbe Crew eilt herbei, um uns wieder zu sehen. Ein netter Zufall, dass wir gleichzeitig in der Gegend sind. Sie haben noch eine längere Runde durch die Ägäs vor, bis sie wieder nach Kroatien kommen. Einige der Crew würden gerne mit uns tauschen. Segeln in eigener Verantwortung und auf eigenem Kiel ist halt doch was anderes, als als unsichtbarer Leibeigener auf einer Luxusyacht zu leben.

    Mit „unserem“ Moped schauen wir beim Psili Amos (=schöner Strand), einem der wenigen Sandstrände in Samos vorbei, vertrödeln da einen Tag.

    Ein anderer Tag führt uns hinauf nach Kastanea, ein Bergdorf „am Ende der Straße“ Zu sehen gibt es nicht viel, das Lokal am Dorfplatz ist geschlossen. Darunter plätschert das Wasser im Waschhaus. Hier wurde früher von den Frauen des Dorfes gemeinsam die Wäsche gewaschen. Daneben am Platz steht eine riesige Platane, rund herum Bänke und Tische.

    Von einem Ast baumelt an zwei langen Tauen ein Brett als Schaukel. Das Brett ist so aufgehängt, dass es längs schwingt. Legt man sich darauf, schwingt es ganz langsam hin und her. Mal ist der Kopf höher, mal die Beine. Macht man die Augen auf, blickt man in die Äste der Platane – ein unglaubliches, meditatives Gefühl. Lange halten wir uns hier auf.

    Später geht es dann hinunter zum Kirchlein von Potami. Zu viele Touristen heute, dafür aber auch zwei kleine Kätzchen, die mit uns spielen wollen.

    Von dort geht es die ganze Küstenstraße bis nach Kokkari. Eigentlich ein kleiner Touristen Ort, bekannt nur durch seine Lage in Wind und Wellen. Früher war der Ort bei Surfern recht beliebt. Heute ist niemand zu sehen. Erschreckend ist für uns aber, dass an vielen Häusern die Schäden eines Erdbebens, dass Ende Oktober 2021 die Insel getroffen hat, immer noch zu sehen sind. Hauswände sind einfach zerbrochen! Die stehen nur noch, weil der letzte Schubs zum Umfallen gefehlt hat. Die Kirche ist mit Stahlseilen und Gerüsten zusammengehalten, sonst wäre der Altarraum ein Schutthaufen. Der Turm ist im Bereich der Glockenstühle ähnlich gestützt. Ob da je wieder Gottesdienste abgehalten werden dürfen? Welch Glück, dass wir in Österreich fast nie und wenn, dann nur sehr zärtliche Beben haben.

    Wir lassen so den heißen Sommer ausklingen. Susi wird bald nach Wien fliegen und für den Herbst nicht mehr mitkommen. Ich komme dann eine Woche später nach, denn es gibt einen guten Grund für die Pause: Sophie heiratet – aber das ist eine andere Geschichte.

  • Nach Hause kommen

    Schon vor Sonnenaufgang, beginnt sich das Schiff wild zu bewegen. An Ruhe und Schlafen ist nicht zu denken. Ich schau hinten kurz hinaus, ein Blick auf den Wind Anzeiger am Mast und der Entschluss steht fest: weg von da – sofort!

    Wäre da nicht die Sache mit dem Anker, werden wir den an Bord bekommen? Ja, geht – problemlos. Jetzt aber Kurs auf die NW Ecke von Fourni und eigentlich auf den Kerkis. Der Kerkis ist der höchste Punkt von Samos und an seinem Fuß liegt Ormos Marathokampos. Da wollen wir hin.

    Je näher wir kommen, umso mehr Details können wir von Samos erkennen. Da ist die Taverne „am Ende der Welt“. Hinter der Ecke liegt Limnionas. Dort konnte ich Daniel, dem Sohn einer Freundin, zeigen, dass sich im Wasser rund um Samos keine Krokodile herum treiben. Ein Stück weiter ist Psiliamos, der lange Sandstrand, davon gibt es in Samos nicht so viele. Oben am Berg zeichnen sich die bekannten Dörfer ab: Marathokamos, Platanos, Spartarei. Und unter Spartarei liegt Balos. Dort haben wir viele Sommer verbracht. Sophie hat dort zu gehen gelernt, Magdalena ist einmal ein Oktopus über den Fuß geklettert. Da müssen wir dann unbedingt unsere Freunde besuchen.

    Zuerst aber müssen wir in Ormos anlegen. Ich glaub zum ersten Mal in diesem Sommer rufe ich am Funk eine Marina an und bitte um Anweisungen. Während wir das Schiff vorbereiten – Dinghi abladen und seitlich anbinden, Festmacherleinen am Heck vorbereiten, Bootshaken bereitlegen und die Gummihandschuhe gleich dazu. Die Kugelfender noch richtig in der Höhe einstellen. Da ist dann auch schon Jannis mit seinem Dinghi da, um uns den Weg zu zeigen.

    Susi fährt das Manöver, gelassen und souverän. Selbst, dass die zugewiesene Lücke recht schmal ist, bringt sie nicht aus der Ruhe. Jannis will mit seinem Dinghi an unserem Heck andrücken, aber ich zeige ihm, dass er uns nur machen lassen soll. Susi stoppt Philia wenige cm vor der Mole ab, Leinen rüber, Muringleine übernehmen.
    Angekommen.
    Fertig.

    Uns fällt die ganze Anspannung der letzten Tage ab. Samos, das ist ein uns vertrauter Platz und das östlichste Ziel unserer Reise.
    Urlaub bei Freunden.
    Entspannung.
    Pause.

  • Langer Tag, kurze Nacht

    Es ist so weit, der Wind ist eingeschlafen, zumindest fast. Und die Richtung passt auch für Dounussa. Das wird heute eine gemütliche und kurze Fahrt, kaum 15 Meilen, also 3 Stunden. Da können wir uns in der Früh Zeit lassen. Erst um 11:30 geht es los.

    Zuerst unter Motor aus der Bucht, später dann unter Segel bei wenig Wind und Welle nach NE nach Dounussa. Bei den kurzen Distanzen erkennt man alle umliegenden Inseln: Amorgos im Süden, Levita liegt im Dunst im Osten, hinter Dounussa kann man im Dunst die Gipfel von Ikaria erkennen. Ikaria, das haben wir doch bei unseren Urlauben in Samos immer wieder erkannt. Naxos dominiert den Blick nach Westen, aber im Nordwesten blitzt Mykonos hervor. Alles eigentlich nur Tagreisen – wenn man rechtzeitig anfängt.

    Leise nähern wir uns Dounussa. Der Hauptort ist gut zu erkennen, aber wir wollen in die NW Ecke, nach Kalotarissia. Da soll eine schöne Bucht sein, in der wir übernachten wollen, um dann morgen nach Ikaria weiterzuziehen. Wie zu erwarten ist der Wind im Lee der Insel zu schwach, um uns voranzutreiben. Außerdem setzt eine Strömung von gut einem ¾ Knoten ein, gegen uns, versteht sich. Dieser ¾ Knoten wird uns noch fehlen!


    Kaum sind wir an der NW Ecke angelangt, wird der Ruf von Ikaria, fast wie die Sirenen des Odysseus, unwiderstehlich. Wir rechnen kurz nach: Im besten Fall sind es 25 Meilen, also 5 Stunden, vielleicht etwas mehr der ¾ Knoten tut jetzt schon weh. Aber es sollte sich bis Sonnenuntergang ausgehen – knapp. Susi will die Chance und die wenigen Wellen unbedingt nützen. Also los!

    Einziges Problem:
    Ikaria ist steil und felsig, Ankerplätze sind rar, die wenigen Häfen werden als eng und schwierig zu befahren beschrieben. Leuchtfeuer zur Unterstützung gibt es nicht. Wer also nicht rechtzeitig da ist, hat einfach Pech und muss weiterfahren, oder geht ein hohes Risiko ein, irgendwo aufzulaufen. Unser Ziel ist eine Bucht ganz im Südwesten mit dem schönen Namen „Trapalo“. Soll malerisch schön sein, aber auch klein.
    Einen Plan B haben wir natürlich auch:  12 Meilen die Küste entlang gibt es den Haupthafen von Ikaria, Agios Kyrikos. Der hat sogar eine Marina und – tataaa – Leuchtfeuer.

    Mal sehen.

    Der Wind ist zwar da, und die Fahrt durch das Wasser passt auch so halbwegs, aber der ¾ Knoten lässt die Ankunft nicht vor 22 Uhr zu. Das ist deutlich zu spät, geht doch die Sonne um 8 unter. Was solls, bleibt der Motor halt eingeschaltet. Dann holen wir unseren holländischen Freund, „Vaart van Selber“ – der Autopilot ans Steuerrad und wir haben einen entspannten Nachmittag – und späten Nachmittag – und frühen Abend. Und kommen dann genau wie geplant bei Sonnen untergang in Tapolo an.

    Das ist eine wirklich schöne Bucht. Vorne ein kleiner Sandstrand, dahinter üppige Natur. Hat nur einen Nachteil: Das Wasser ist sehr tief. Wir müssten den Anker auf 14 m Tiefe fallen lassen. Das können wir schon, aber dann wird der Radius in dem sich das Schiff bei Wind bewegt so groß, dass wir die Felswände links und rechts davon berühren könnten. Nach zwei Runden beschließen wir: Schön aber nicht gut; also Plan B.

    Jetzt heißt es schnell die Philia auf Nachtfahrt umzustellen: Navigationslichter ein, Dampferlicht ein – damit zeigen wir, dass wir unter Motor fahren. In der Kabine die roten LED Streifen aktivieren. Am Kartenplotter den Kurs abstecken. Und für uns selbst auch gleich die warmen Sachen rauslegen. Am Wasser kann es durch die hohe Luftfeuchtigkeit recht schnell unangenehm werden. So geht’s hinein in die Finsternis, zumindest am Anfang. Dann kommt der Mond heraus – und was für einer:

    Dieser August hat 2 Vollmonde, noch dazu von der größeren Sorte. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit, wird sein Licht tausendfach gebrochen und es leuchtet der ganze Osten so, als wäre da eine riesige Straßenlaterne. Das macht das Leben leichter. Zum ansteuern eines Hafens, der am Weg liegt, ist es aber trotzdem zu  wenig – weiter.

    Um 22 Uhr erreichen wir Agios Kirykos. Da ist die Mole extrem gut ausgebaut – aber für die Fähren reserviert. Der Stadthafen ist voll und vermutlich auch zu flach. Und die Einfahrt zur Marina geht 3x ums Eck. Wieviel Platz drinnen ist, ist kaum auszumachen. Lieber doch nicht. Ankern einfach im Hafen? Der ist zu tief – auch keine gute Idee. Noforeignland.com sagt aber, dass südlich der Mole, ein guter Ankerplatz sein soll. Groß, freies Wasser, Abstand zum Land. Das probieren wir aus.

    Anker hinunter und Kette auslegen, geht ja. Dann den Anker einfahren. Klingt nicht gut, die Kette rumpelt über den felsigen Grund. Irgendwann verhakt sich der Anker im dunklen Wasser. Wir haben keine Ahnung, ob wir den je wieder herauf bekommen. Für weitere Experimente ist uns aber zu spät. Müde von der langen Fahrt und mit gemischten Gefühlen fallen wir in die Koje.

  • Koufonisia

    Der Plan war einfach: 5 Meilen nach Osten, 2 Meilen nach Süden und dann in eine türkisgrüne Bucht.


    Schritt 1: Ablegen unter Motor und fahren, bis der Wind einsetzt
    Der kam dann auch bald und  mit 5 bis 6 kt und kaum Welle sausten wir dahin. So könnte es bleiben! Und wenn es so bliebe, könnten wir doch auch gleich bis Amorgos durch fahren – hab ich mir gedacht

    Schritt 2: Kurz bevor wir Koufonisia erreichen, kommen wir wieder in so eine verwirbelte Windzone, wo man in alle Richtungen gleichzeitig fahren muss. Nicht so toll, also Motor an.

    Schritt 3: Die Wellen kommen und mit ihnen der Wind. 24 kt  von der Seite und Wellen bis 1,6 m. Segel klein machen, den Mut aufblasen und weiter machen. Nach Osten, denn im Süden liegt ja die Insel und im Norden liegt auch eine – aber da ließe uns der Wind ohnehin nicht hin. Wir lassen uns also durchschütteln, versuchen die Wellen so zu nehmen, dass sie am wenigsten unangenehm sind. Unangenehm sind sie aber immer noch.

    Schritt 4: Wir haben den Norden von Koufanisia endlich passiert und können die Ostküste in gebührendem Abstand hinunter fahren. Jetzt sind die Wellen angenehmer, sie kommen fast von hinten. „Fast“ ist aber auch nicht gut, denn das bringt Philia gehörig ins Schaukeln. Dafür ist das mit dem Wind jetzt besser

    Schritt 5: Vor der Bucht, die uns viel kleiner erscheint als auf der Karte, werden noch schnell die Segel geborgen. Nicht so ganz lustig, wenn uns die Wellen immer noch schaukeln. Und dann geht es mutig in der Mitte, zwischen den Klippen hindurch ins Paradies:
    Wenig Welle, immer noch Wind, glasklares Wasser mit 4-5 m Tiefe und einer Farbe – besser als jedes Kitschbild von den Bahamas!
    Anker runter in den gut haltenden Sand, Motor aus, umschauen.


    Im Hintergrund steile Klippen, die aussehen, als wären sie aus Blätterteig geschichtet. Davor ein Sandstrand – „unverbastelt“ könnte man sagen. Also keine Schirme und nur eine, etwas zurück gesetzte Bar. An den Hängen über der Bucht einige wenige Häuser. Und ganz rechts eine kleine Mole, an der so alle 30 bis 40 Minuten zwei kleine Boote anlegen und Touristen bringen oder holen. Warum sie das aber immer im Doppelplack tun, bleibt uns verborgen.‘

    Das Wasser ist angenehm warm, nicht ganz so warm wie wir es schon hatten, aber man kann es gut und lange aushalten. Da bleiben wir! Wo sollten wir auch hin, bei dem Wind ist das hier sicher die beste Option, auch wenn immer wieder Wellen in die Bucht herein reflektiert werden und uns kräftig schaukeln. Kennen wir, können wir aushalten, passt so. Es dauert 2 ganze Tage, bis sich das Wetter beruhigt und wir ans Weiterziehen denken können. Der Plan steht ja fest: Amorgos, die lange Insel, dann nach Levitha und weiter nach Leros inmitten des Dodekanes. Das wäre der Startpunkt für die Fahrt nach Norden, nach Samos.

    Let’s see.

  • Auf nach Osten

    Nach fast 7 Wochen in und um Paros geht es weiter. Paroikia ist nett, aber auch nicht erschöpfend. Auf Susis Wunschliste steht noch Koufanisia, auf meiner Samos. Naja, Koufonisia ist näher, also zuerst in diese Richtung.

    Der Wind meint es recht gut mit uns: 15 bis 20 kt aus Nord und wir wollen nach Süden – passt genau! Das Vorsegel heraus, nur ein Stück, und wir fahren los. Diesmal die flache Durchfahrt Paros / Antiparos unter Segel. Immerhin können wir die Fahrt und die Richtung heute optimal kontrollieren. Sollte man schon tun, denn das Fahrwasser ist nur 3 m tief, also kaum 1,3 m Wasser unter dem Kiel. Was die Sache zusätzlich spannend macht ist, dass am Ende der Durchfahrt die Fähren zwischen den Inseln hin und her fahren. Da muss man also eine Lücke erwischen, um da hindurchzuschlüpfen.

    Aber die Übung gelingt. Dafür finden wir uns dann in einem Pulk von hin und her rasenden Wassersportlern wieder: Surfer, so traditionell mit Surfbrett und Segel, Kitesurfer mit ihren bunten Schirmen, ein Trainingslager von 5 Speed-Kitern auf ihren foilenden Brettern, Singsailer, … alles da und wir mitten drin. Mit unserer Philia so quasi einem Dinosaurier des Segelsports. Wir können da nur stur unsere Spur fahren. So sind wir für die anderen, viel wendigeren Sportler gut einzuschätzen. Spannend, das Gewurle von innen zu sehen!

    An der SW Ecke von Paros dreht sich der Wind freundlicher weise mit uns mit, so dass wir auch hier, da dann auf Ost-Kurs immer noch vor dem Wind fahren können. Der Wind macht das oft, dass er sich um ein Kap „herumbiegt“. Nur haben wir so bald ein Problem: Am SW Kap, dreht er nach Osten, und am SE Kap dreht er nach Westen. Also stoßen die beiden Winde aufeinander und dort ist dann alles und nichts: Segelschiffe, die mit 1 Meile Abstand beide mit Wind aus 180° unterschiedlicher Richtung aneinander vorbeifahren. Da stimmen dann die Vorrangregeln nicht mehr. Oder der Wind ist plötzlich weg, wirbelt herum, kommt aus einer ganz anderen Richtung wieder zurück.

    Lange geben wir uns diesen Freuden nicht hin und starten den Motor, aber eben nur kurz. Dann ist der Wind wieder konstant aus der Düse zwischen Paros und Naxos und begrüßt uns mit den mitgebrachten 1,5 m Wellen, die nun natürlich genau von der Seite kommen.
    Aber was solls! Wir wissen, dass wir noch 90 min in die Bucht Kalando fahren werden. Dort dann den Anker hinein und Pause. So kommt es dann auch. Wir sind bei unserer Ankunft das einzige Schiff, dass heute da ankert. Später kommt nur noch ein weiteres dazu. Zufall, oder das nahe Ende der Saison?

    Am Abend fahren wir an Land, um die Taverne des Marineros zu besuchen. Ganz neu eröffnet, toller Blick über die Bucht. Seine Schafe geben eine nette Klangkulisse. Der Rest ist dann sehr improvisiert: Die Speisekarte ist  mit Kuli auf ein Stück Karton geschrieben. Das Ding ist schon recht abgegriffen und zerknittert. In der Küche geht es recht laut und ruppig zu, aber gut, Griechisch wirkt oft ruppig auf uns.
    Die Speisen sind recht traditionell – was wir ja schätzen – aber kalt, richtig kalt. Und gefüllte Tomaten (kalt) mit Kartoffeln (auch kalt) und Tomatensauce (erst recht kalt) sind halt nicht wirklich eine Gaumenfreude.
    Naja, er wird uns als der Grieche mit dem größten Potential zur Verbesserung in Erinnerung bleiben

  • Leisure time

    Wieder ein Paar Tage in Paroikia, auch zum Wasserfassen und dann wieder in Naousa. Einerseits bietet das Wetter nicht sehr viel, andererseits warten wir auf Besuch. Felix‘ Eltern kommen für einen Kurzurlaub zu uns auf die Philia.
    Dazu fliegen sie nach Athen und fahren dann mit der Fähre von Rafina nach Paros. Dauert zwar einen ganzen Tag, Direktflüge gibt es aber nicht und von Athen auf die Insel zu fliegen dauert auch fast gleich lange.

    Leider zeigen sich die Kykladen von ihrer windigsten Seite. Wegen des Meltemi hängen wir in der Bucht von Paroika zwar sicher vor Anker, aber auch fest. Segeln bei Böen bis 38 kt (> 60 km/h) und Wellen bis knapp unter 2 m ist nichts für uns – und für unerfahrene Gäste schon gar nicht. Aber es gibt ja Alternativen: Wir mieten 2 Motorroller für 3 Tage und düsen über die Insel.

    Zuerst geht es nach Naousa. Das kennen wir zwar aus der Entfernung aus der Bucht, aber bisher war der Ort für uns unerreichbar. Mit dem Moped sind das keine 15 Minuten – und dann nochmals 15 Minuten, bis wir den Weg zum Hafen finden. Als Segler muss man natürlich den Hafen ansehen.

    Der Hafen ist – naja. Also die Wellen vom Nordwind schlagen hinein. Die Strom und Wasseranschlüsse sind zerstört, die Mooringleinen fehlen oder liegen am Grund. Das macht dann ein Anlegen mit Anker extrem spannend: „werde ich meinen Anker jemals wieder aus dem Wasser bekommen?“ Offensichtlich hat die Gemeinde kein Interesse mehr, den Hafen in Ordnung zu erhalten. Für die einheimischen Fischer und Ausflugsboote reichts, die zahlungskräftigen Touristen kommen eh von der Landseite.

    Trotzdem ist Naousa ein malerisches Dorf. Verwinkelte enge Gassen, eben nicht an jedem möglichen und unmöglichen Platz ein Souvenirgeschäft. Eher ein Dorf für Griechen als eines für Touristen. Wirklich schön – aber brenn heiß! Wir brauchen einen Strand.

    Mit den Mopeds fahren wir nach Norden, zum Strand von Santa Maria. Dort angekommen: Kommerz pur! Sonnenliegen um 35€, dicht an dicht. Daneben im Sand liegen wird ungerne gesehen. Im Wasser Halligalli und „ur vui Leit“. Nein, das geben wir uns nicht, da fahren wir wieder.  Ein paar Tage später kommt es an genau diesem Strand zu einer Protestaktion gegen ausufernden und nicht lizensierten Kommerz an den Stränden. Als Konsequenz wird diese Strandbar, und etliche andere, behördlich geräumt. So geht es in Griechenland auch.

    Ein Stück die Straße zurück war doch eine Badestelle, Strand würde ich nicht sagen. Vom Straßenrand kann man über ein paar Stufen zum Wasser hinunter klettern. Für den Weg hinauf ist ein Seil montiert.   Unten gibt es „ebene“ Flächen im Schatten und für genau 3 Paare – natürlich besetzt. Daneben, aber immerhin im Schatten, „Stehplätze für zu spät gekommene.“ Macht nichts. Legen wir unsere Sachen halt auf die Böschung und gehen so ins Wasser. Wir wollen uns eh nur abkühlen.

    Während wir so im Wasser treiben, kommen drei höhere Wellen. Wahrscheinlich von einer Schnellfähre, die vor langer Zeit da draußen nach Naxos gerast ist. Uns im Wasser ist das egal und unsere Sachen liegen ja auch hoch an der Böschung und bleiben trocken. Aber die anderen 3 Paare werden förmlich weggeschwemmt. Auch gut. Die retten ihre Sachen und ziehen sich rasch zurück. So haben wir dann doch einen einsamen Strand gefunden 😉.

    Noch vor dem Sonnenuntergang fahren wir zurück nach Parikia und haben ein Abendessen in einer Taverne, direkt beim Hafen für die Kleinboote, wo auch unser Dinghi liegt.

    Nach einem Tag am Meer, geht es heute ins Gebirge. Wir wollen uns das Bergdorf Larissa ansehen. Über eine gut ausgebaute Straße treiben wir unsere Mopperl hinauf. 9 km und 400 Höhenmeter, immer wieder mit einem Ausblick auf die Westküste und Naxos. Larissa liegt ein einer Falte des Gebirges, hingepickt, mit vielen verwinkelten Gässchen, steilen Treppen, wenn es eben nicht weiter geht. Immer wieder ein kleiner Platz, der oft für Tavernen oder Restaurants genutzt werden. Schatten gibt es von den Hausmauern und den wenigen großen Bäumen. Insgesamt ein recht heißes Vergnügen.

    Johann und Andrea suchen sich eine Bleibe mit Schatten und Erfrischung, Susi und ich suchen uns den Weg zur Kathedrale. Dabei kommen wir beim Atelier einer Künstlerin vorbei. Sehr schöne, fein glasierte und bemalte Fayence Teller und Becher, aber auch Arbeiten aus Marmor. Marmor wird auf Paros seit der Antike gebrochen. Der ist relativ grobkörnig und reinweiß. Sie bietet sogar Kurse für Bildhauerei an. Wäre einmal interessant, oder?

    Die Kathedrale ist für so einen kleinen Ort riesig. Davor ist ein großer, schöner Platz, dahinter, einen Abhang hinunter der Friedhof. Und auf den Seiten hat man einen schönen Ausblick auf die Umgebung. Sehr nett. Am Platz davor der „Kirchenwirt“, heißt hier halt Taverne. Unten Lokal, oben Wohnung, ein Mann-Betrieb und die Kuchen ist „Mother made“.

    Andrea und Johann finden wir dann in einem weiteren kuriosen Kaffee. Zwei alte Damen haben ihr Wohnzimmer umfunktioniert und bieten auf der Terrasse des Hauses Limonenkuchen oder Cheese Pie an. Für das WC muss man ein Stockwerk tiefer steigen. Das schaut dann alles schon recht privat aus. Aber die Betreuung ist ausnehmend nett.

    Andrea und Johann wollen nochmals nach Naousa, Susi und ich ins Tal der Schmetterlinge. In Paroikia werden wir uns wieder treffen. Für uns geht es also noch ein gutes Stück den Berg hinauf. Die Straße ist an steilen Stellen betoniert, die anderen sind Schotter. Na, da kann unser Mopperl zeigen was es kann. Immer höher hinauf. Aber selbst da gibt es fürstliche Anwesen für ganz Zurückgezogene. Oder Weinbau. Oder Ziegen. Und Eleonorenfalken treiben sich da auch herum. Wegen der großen Höhe gibt es noch blühenden Thymian. Wohl das letzte Mal für Heuer, dass wir den sehen – und riechen.

    Hinunter wird es noch schlimmer als hinauf. Da ist der Weg nämlich nicht mehr die Zufahrt zu den (militärischen) Sendeanlagen am Gipfel, sondern nur mehr für „verirrte Touristen und besoffene Griechen“. Bis wir wieder Asphalt erreichen sind wir knapp 50 min unterwegs. Genau 2 Fahrzeuge sind uns entgegengekommen. Wenn einem da was passiert, wartet man vermutlich recht lange.

    Das Tal der Schmetterlinge ist eine kleine Kostbarkeit. Da hat ein Grundbesitzer erkannt, dass auf seinem Grundstück, dass zwar für Landwirtschaft oder Bebauung ungeeignet ist, sich jedes Jahr im Sommer tausende Schmetterlinge aufhalten.

    Also eigentlich ist das kein Schmetterling, sondern ein Nachtfalter, der „Braune Bär“ oder auch die „Spanische Flagge“, der sich hier zur Paarung trifft. Die mögen halt kühle Blätter, Wasser von einem Rinnsal und Ruhe. Diese Falter fressen nämlich nur, bis sie sich als Raupen verpuppen, dann nicht mehr. Alle Energie, die sie haben, muss für die Zeit als Falter ausreichen. Nach der Eiablage ist dann Schluss mit Lustig – der Lebenszweck ist erfüllt.

    Wenn sie so dasitzen, sieht man nur die gesprenkelten Deckflügel, dunkelbraun und beige. Ein Muster ähnlich wie das der Giraffen – auch wenn sie nicht miteinander verwandt sind. Die Unterflügel sind aber leuchtend orange-rot, mit ein paar wenigen dunklen sprenkeln. Hin und wieder fliegt einer auf, wechselt seinen Platz, landet wieder mitten im Getümmel. Manche sind dann so ungeschickt, die Flügel nicht ordentlich zu falten, so dass dann ein Unterflügel heraus blitzt und man eine Idee von der Farbigkeit dieser Falter bekommt.

    Hin und wieder kann man sie auch in Wien finden. Wobei, finden, tut man nur die, die schon das Zeitliche gesegnet haben. Die anderen schlafen gut versteckt auf Baumrinden.

    Am Abend fahren wir mit dem Dinghi zum Steg der Strandbar und gehen über den Hügel zum Aoloi. Tolles Essen zu, zugegebenermaßen, hohen Preisen. Aber immerhin, Vollmond war mit im Preis inbegriffen. Zum Abschluss noch eine Nachtwanderung zurück zum Dinghi und einen Absacker im Cockpit.

    Tags darauf, pünktlich um 10, waren die Gäste mit dem Seajet wieder dahin.