Kategorie: Kykladen

Kykladen
Andros, Milos, Santorin

  • Antiparos

    Klingt ganz einfach, ist aber nicht so:
    Durch den Wind der letzten Tage steht noch ordentlich Dünung, und wenn Dünung steht und der Wind nicht all zu kräftig ist, dann stehen unsere Segel nicht. Also bei jedem Rollen des Schiffes flappen sie hin und her. Vortrieb machen sie wenig, dafür aber sich selbst kaputt. Plan B: Motor an.

    Erst kurz vor der Einfahrt nach Parikia gelingt es, die große Genua stabil zu halten. Also wieder Motor aus. Motoren haben eh die anderen und damit wir das Wegerecht (= Vorfahrt). Nur sind halt die großen wirklich groß und schnell. Innerhalb von 20  min begegnen und 4 Schnellfähren, keine unter 18 kt, eine  sogar mit 35kt – und alle kaum 300 m an uns vorbei.

    Egal, wir dürfen da auch leben und schunkeln uns so durch. Kaum an Parikia vorbei, wird das Wasser viel ruhiger und das Segeln ein Genuss. Appropos Genuss: In Antiparos gibt es doch diese nette Bäckerei mit dem guten Brot und den „Linzerstangerln“. Wollen wir nicht unbedingt da anhalten und Pause machen?

    Wollen wir!
    Der Anker ist schnell klar gemacht und im sonst sehr geschäftigen, heute aber leeren Ankerfeld ein Platz gefunden. Kurz später brummeln wir mit unserm Dinghi in den Hafen und legen uns auf den kleinen Sandstrand mitten im Ort – das nenn ich Luxus.

    Der Ort ist schon um die Uhrzeit, es ist kurz nach 4, ziemlich voll – die Badenden vom Weststrand kommen zurück zu ihren Quartieren und holen sich noch einen Snack oder ein Eis. Wir gehen direkt zum Bäcker und dann weiter zu einem Kritikos-Supermarkt. Wir sind jetzt dann fast eine Woche im Nirgendwo und brauchen noch ein paar Dinge: Milch, Käse, Gemüse, Obst – das übliche eben.

    Schwer beladen geht es mit dem Dinghi zurück zur PHILIA, wo wir den anderen Schiffen zusehen und den Abend ausklingen lassen. Um noch einmal zurück in den Ort zum Abendessen zu fahren, fehlt uns die Energie.

  • Süßwasser, leicht salzig

    Im Herbst hab ich in PHILIA einen Wassermacher eingebaut. Der macht auf magische Weise aus Salzwasser trinkbares Süßwasser. Also magisch ist das nicht, eher Physik und das heißt Umkehrosmose. Normalerweise sickert das Salz aus dem Salzwasser in Zellen ein, bis die Zellen so salzig sind wie das Salzwasser. Unter hohem Druck, kann man das umkehren. Dann kann man das Süßwasser aus dem Salzwasser herauspressen.

    Was es dazu braucht, ist viel hoher Druck, so an die 50-60 bar und viel Salzwasser. OK, Salzwasser haben wir genug rund um das Schiff. Und den hohen Druck macht eine sinnreiche hydraulische Pumpe für uns. Die Energie dafür kommt von der Sonne, über die Solarzellen. So an die 110 W (10 A bei 12V) braucht man für 30 Liter Trinkwasser (4W / Liter, was extrem wenig ist).

    Und dann braucht man noch eine Membrane, die ganz feine Löcher hat. So fein, dass Wassermoleküle durchkönnen, Salzionen aber nicht. Also braucht es Löcher mit einem Durchmesser von weniger als 0,3nm oder 0,0003 mm – also einfach winzig.
    Das, was dann raus kommt ist absolut keimfreies Trinkwasser mit nur ganz wenigen Mineralstoffen.

    So sollte es sein – ist es bei uns aber nicht. Die salzfreiheit von Wasser kann man über den elektrischen Widerstand messen, in dem Fall als Leitfähigkeit / Leitwert. Die sollte bei unter 500 µS (Mikro Siemens) liegen. Das, was bei uns aus der Leitung kommt, hat aber 5.000 µS. Meerwasser hat übrigens 35.000 µS

    Schmecken tut das Wassermacherwasser – bäääh! Also leicht salzig. Zum Kochen ist das super, man braucht kaum Salz für das Nudelwasser, denn das braucht rund 10.000 µS. Abwaschen und duschen geht auch ganz prima. Aber den Kaffee kann man vergessen und das Zeug als Trinkwasser – eine üble Sache.

    Also was tun: Anrufen beim Händler, Problem schildern – die Anlage ist ja noch unter Garantie. Erste Idee: Es muss was mit der Membrane haben, denn alle anderen Funktionen sind ja in Ordnung. 30 lit/h werden produziert, die Elektronik funktioniert, alles Gut – bis auf den Salzgehalt.

    Dafür muss man aber beim Hersteller in Italien ein OK bekommen und dann die neue Membrane zu uns aufs Schiff. An sich keine große Sache: 65mm Durchmesser 550 mm lang, 900 Gramm – passt aber zum Beispiel gerade nicht ins Handgepäck und gilt als Waffe Verschicken auf eine griechische Insel – immer ein nettes Abenteuer. Die Expresslieferdienste (DHL und Co.) gehen nur bis Athen und übergeben dann das Paket einem lokalen Dienst. In dem Moment geht aber die Rückverfolgbarkeit verloren und niemand weiß mehr, wo das Packerl sich herumtreibt – oder mit welcher Fähre es denn aus Athen auf die Insel kommt.

    Alles ein bisschen kompliziert.

    Nach ein paar weiteren Versuchen, alle mit demselben Ergebnis, kommt das OK vom Giovanni aus Italien – und das Wettrennen beginnt. Der Marinehändler meines Vertrauens, Markus, hat zwar keine Membrane in Wien auf Lager, aber „wir schaffen das schon“. Bis Mittwoch abends soll das Teil bei Sophie in Wien liegen. Dass der Flug von Sophie erst am Freitag in der Früh geht, hab ich vorerst noch nicht verraten 😉

    Tage später

    Die Membrane, eigentlich ist das ein GFK Rohr, ist in Wien angekommen und wird sofort zu Sophie gebracht. Alleine, sie hat eine Infektion aufgerissen und muss den Urlaub um 2 Tage verschieben. Also noch ein paar Tage ohne Wassermacher – auch schon egal.

    Sonntag Abends, um 6 kommt Sophie und Felix mit der Fähre aus Rafina / Athen und schon kurz darauf wird wer Wassermacher aus dem Rumpf herausoperiert und zerlegt. Gar nicht so einfach! Immerhin herrschen da Drücke von fast 70 bar und die wollen beherrscht werden. Da werden die Gehäuseteile mit mehr als 2400 kg auseinander gedrückt – feine Sache! Also große Schrauben – und natürlich ist der Wassermacher mit gut 2 Litern feinstem Meerwasser gefüllt. Will man auch nicht unbedingt im Schiff haben!

    Natürlich geht das alles nicht so reibungsfrei vor sich. Im Endeffekt sieht das zerlegte Gehäuse ganz anders aus, als auf der Anleitung. Mit viel Silikonfett, sanften Hammerschlägen und technischem Hausverstand gelingt die Übung aber. Der erste Test bei kaum 20 bar gelingt: zumindest da ist der Wassermacher dicht. Genug für heute, der Rest folgt morgen Vormittags.

    Passt alles?

    Nochmals alles sorgfältig prüfen, ohne Druck durchspülen, dann im Produktionsmodus entlüften und dann ganz langsam das Entlüftungsventil schließen. Recht schnell baut sich Druck auf, 7 bar nach der Pumpe und somit das zehnfache in der Membraneinheit – klingt gut. Aber es kommt noch kein Wasser beider Küchenspüle an. Naja, das Rohr muss erst gefüllt werden. Also kurz warten.

    Da, der erste Strahl. Schaut von der Menge her recht gut aus. Jetzt noch ein bisschen warten, bis die Membran gut arbeitet. Eine erste Probe wird genommen und nachgemessen: 320 µS, das ist deutlich besser als das Flaschenwasser, das man hier zu kaufen bekommt. Das hat um die 500 µS, der zulässige Grenzwert in Deutschland liegt bei über 1500 µS!

    Super, alles funktioniert! Gleich wird der vordere Tank leergepumpt. Da war noch „altes“ Wasser drinnen und das muss weg. Und dann beginnt die erste Füllung des Bugtanks während der Überfahrt von Paros nach Sifnos. 90 Liter feinstes Trinkwasser werden da produziert – mit der Kraft der Sonne

    Ich schreibe noch zwei Nachrichten an meine Unterstützer bei MARITIMO in Wien und bei SCHENKER in Neapel. Auch dort große Erleichterung.

    Es muss wohl was „internes in der Membraneinheit“ gewesen sein. Das „hatten wir noch nie“ – naja, ist so irgendwie ein Nebengeräusch meines Lebens als Qualitäter.

    Shit happens – aber warum immer bei mir?

  • Naoussa- again

    Die Bucht von Naoussa ist ein herrlicher Ort: Geschützt von den Winden, so gut, dass sogar die Einheimischen von einer ganz besonderen Ecke sprechen. Und groß ist die Bucht, so groß, dass die mit den wirklich großen Schiffen auch hier her kommen. Ganz groß bedeute, dass deren Beiboot länger ist als unsere PHILIA und alleine einer der beiden Außenbordmotoren so viel kostet, wie unser ganzes Schiff.

    Wenn man sich kein ganz großes Schiff leisten kann, also eines um mehr als 30 Mio, €, dann kann man zumindest eines Chartern. Zum Beispiel den Katamaran Thirà 80. Eigentlich ein ganz normaler Katamaran, nur eben doppelt so groß wie das, was man als „einfacher Mensch“ so in die Hände bekommt: 24 m lang, 11m breit (das ist die Länge von PHILIA!), 66 t schwer. Auf der Grundfläche der Thira 80 könnte man 6 mal unser Schiff abstellen!!

    Wer das trotzdem braucht, das gibt’s im Charter mit einer Crew von 4 Personen um schlappe 70.000 € pro Woche.  Das ist mehr als mein netto Jahresgehalt. Da bekommt der Satz: „Ich arbeite das ganze Jahr nur für meinen Urlaub“ eine ganz neue Bedeutung.

    Es wäre halt spannend zu erfahren, wie die Superyachtbesitzer und -chartergäste zu ihrem Geld gekommen sind. Ein einzelner Bankraub wird da wohl nicht reichen.

    Ja, und dann kommen diese Yachten in die Bucht und fädeln sich wie eine Perlenkette am Ufer entlang auf. Einer neben dem anderen – da sind sie wieder alle gleich. Zum Protzen bleiben dann noch die Spielzeuge: Das Beiboot, dass dem Mutterschiff hinterher geschleppt wird, weil es zu groß ist. Die Jet Skies, Hydrofoils, Unterwasserscooter (Tauchdingens, die dich durchs Wasser ziehen) oder die große Wasserrutsche vom Oberdeck ins Wasser.

    Wir sitzen da auf unserem kleinen Schinackel, genießen die Freiheit, und freuen uns über die Show, die uns geboten wird. Am Abend wird dann wieder alles eingepackt und in der Bucht kehrt Ruhe ein. Eigentlich sind die Superreichen eh ein friedliches Völkchen. Schrullig sind sie halt.

    Trotz allem brauchen wie wieder einen Supermark. Den gibt es auf der anderen Seite der Bucht. Das sind in dem Fall gut 2 km. Unser Dinghi schafft das in 15 min, wenn die Wellen nicht hoch sind und der Wind Ruhe gibt. Jaaaa, ich weiß eh, mit 2x 450 PS am Heck geht das auch in 2 Minuten. Mein 2,5 PS Motor kann da nicht mithalten – aber, er gehört uns und was der kann reicht uns auch.

    Also wir füllen den Tank des kleinen Suzuki Außenbordmotors noch einmal voll, nehmen den Reservekanister mit und schunkeln los. Geht erstaunlich einfach, ein bisschen Geduld und wir kommen an einem schönen Sandstrand an. An den grenzt eine Hotelanlagen und eine Straße, die zu einem Kritikos Supermarkt und einer Tankstelle führt. Susi bleibt im Schatten beim Boot, ich trampe die 5 min zum Geschäft.

    Zuerst die leichten Sachen in den Einkaufskorb tun, dann einmal schauen, was ich noch tragen kann. 2 6er Tragerln Wasser (je 9 kg) und 5 Liter Benzin von der Tankstelle sind die erste Lieferung um Dinghi. Hängt sich ganz schön an, das Zeug. Bei der zweiten Wanderung kommen dann Säfte in den Rucksack und noch 2 6er Tragerln zum Dinghi. Das wird dann schwer beladen und wir treten die Rückreise an.

    Hoppala, da sind jetzt ein paar kleine Wellen und etwas Gegenwind. Nicht, dass das das Dinghi stört, aber immer wieder spritzt uns Wasser an – die kleine Dusche zwischendurch. Aber alles geht gut, und unsere Vorräte sind wieder aufgefüllt.

    Die Rechnung bei Kritikos betrug übrigens wieder einmal 84 €. Zieht uns irgendwie magisch an, die Summen knapp unter 100 €

  • Quer durch die Kykladen

    Der Wecker klingelt um ¾ 6 – das soll Urlaub sein? Ich steh auf und bereite das Boot vor: Einstieg am Heck, Elektronik einschalten, Route programmieren, Ankerwache ausschalten, die Seile der Ankerentlastung abbauen, Susi für das Ablegemanöver aus dem Bett holen.

    Um 06:20 geht es los und die Reise soll bis zum Sonnenuntergang dauern. Wir wollen nach Naoussa / Paros. Also Susi sagt, ich will, sie nicht. Aber das Wetter erscheint günstig und die Ägäis wird in den nächsten Tagen wie tot da liegen. Wir müssen den ausgehenden Meltemi nützten um möglichst weit zu kommen. Den Rest muss dann ohnehin wieder der Diesel besorgen.

    So wie jetzt am Anfang, von Anavyssos bis zum Poseidon Tempel an der Südspitze des Festlands. Dann begrüßt uns die Querung nach Kea. 17 bis 23 kt von Backbord (links) und Wellen von 1 m Höhe. Nicht grad angenehm, aber unser selbstgewähltes Schicksal für die nächsten 3 Stunden. Immerhin sind wir unter Segel unterwegs. Nur die Schaukelei fordert Konzentration vom Rudergänger. Der kann nämlich ganz schön stark beeinflussen, ob das Schiff durch die Wellen taumelt, oder trotz des unvermeidbaren Rollens auf Kurs bleibt.

    Gelegentlich kommt ein Spritzer Wasser an Deck. Am Bug ist es uns egal, aber wenn eine Welle so bei den Wanten an den Rumpf knallt, dann steigt eine Fontäne empor, die der Wind dann geschickt ins Cockpit und unsere Gesichter umlenkt. Nicht  gerade unser Wunschtraum, aber gehört halt auch dazu.

    Zwischen Kea und Kelfalos wird es tricky. Der Wind wird stärker und zusätzlich mehr in unsere Fahrtrichtung um gelenkt. So können wir kaum das Kap Keflos anlegen. Kaum, das heißt, der Rumpf zeigt zwar genau hin, aber durch die Abtrift wird es schwierig werden. Also in den Kampfmodus und aus dem Boot heraus kitzeln was nur möglich ist. Fallen wir ab, werden wir schneller und die Abdrift nimmt ab. Dafür fahren wir am Ziel vorbei. Fahren wir steiler zum Wind, wird PHILIA langsamer, hat mehr Abdrift und fährt auch gegen die Felsen. Dazwischen könnte es ein kleines Fenster geben in dem die Übung gelingt. Und genau darum kämpfen wir mit allen Mitteln. Verändern der Segel, verändern der Holepunkte, feinfühliges Steuern.

    Nach 2 Stunden wird klar: das geht sich nicht ganz aus. Also schummeln und kurz den Motor dazu nehmen. Ist ja sonst keiner da, oder? Doch, da ist einer, aber der macht es genau so 😉

    Nach dem Kap wird es entspannter, 40 Meilen Ägäis liegen vor uns, das sind dann aber auch gut 8 Stunden Fahrt, bei der der Wind zuerst immer schwächer wird und ab Syros zuerst wegbleibt und dann genau auf die Nase wieder zurückkommt. Mal mehr von links, dann mehr von rechts – aber das ist uns nun auch schon egal. Wir dieseln bis in die Bucht von Naoussa, erleben da zur Versöhnung noch vor dem Anlegen einen schönen Sonnenuntergang und vergraben dann unseren Anker im Sand.

    Fertig.
    Angekommen.

    Das Abendessen haben wir schon auf der Fahrt gegessen und so finden wir bald den Weg in unsere Kojen

  • Hauptsache weg – aber wohin?

    Die nächste Bucht liegt knapp eine Stunde nach Süden. Nach Süden wollen wir zwar nicht, aber jetzt, um 17 Uhr gibt es nur mehr begrenzte Optionen. Die Bucht soll nett und klein sein und das ist sie auch, nett und klein – zu klein! Für eine entspannte Nacht ist das Wasser zu tief und die Felsen zu nahe. Ein paar Fischerboote liegen an Bojen, das geht – aber frei am Anker, das geht nicht.

    Also weiter nach Kuros. Dauert auch wieder 90 min, bietet aber eine große Bucht in der wir sicher Platz finden. Erst um 20:15 fällt der Anker.

    Der Urlaub hat begonnen!

    Die Nacht ist ruhig, aber kurz. Eigentlich wollen wir nach Osten, weit nach Osten. Und da gibt es ein günstiges Wetterfenster am Sonntag, um in die Kykladen zu kommen. Davor ist zu viel Wind, danach zu wenig. Aber um das Fenster zu erwischen, müssen wir noch 40 Meilen nach Anavyssos, einer Bucht ganz im Süden von Athen. Und dort wollen wir so rechtzeitig sein, dass wir noch unsere Vorräte ergänzen können. Das Ziel ist also, so um 4 anzukommen. Das bedeutet aber auch, schon um 8 aufzubrechen.

    Vor allem Motorfahrt ist angesagt, denn im Saronischen Golf ist ohnehin nur wenig Wind, und der dann auch noch von hinten = für uns nicht nutzbar. Je näher wir an die Küste Atticas kommen, um so mehr wird sich der Meltemi durchsetzen = starker Wind auf die Nase. Einfach wird das nicht.

    Aber der Tag tröpfelt so vor sich hin, bis dann der Meltemi einsetzt. Je näher wir an das Land kommen, um so kräftiger weht er. Bei der Anfahrt in die Bucht von Anavyssos zeigt er, dass er uns hier nicht haben will: 25k auf die Nase. Da kann man nur geduldig sein und sich langsam vortasten. Statt 5,5kt sind wir dann mit 3,8 kt unterwegs.

    Damit die Sache spannend bleibt, gibt es noch Berichte über eine „unnutural underwater structure“ die an manchen Stellen bis nahe unter die Wasseroberfläche ragt. Klar, dass die Wellen jede Sicht nach unten verhindern, so dass wir nur Seegrasfelder und Sand unterscheiden können.

    Es gibt aber ein Segelboot, dass dort schon ankert, und wo der hinkommt, kommen wir auch hin. Schön vorsichtig also an den bekannten Hindernissen vorbei, um die unbekannten Hindernisse zu vermeiden. Gut Abstand halten, Anker fallen lassen – fertig. 16:20 ausreichend Zeit um noch einkaufen zu gehen.

    Doch: es weht kräftig, wir sind 200 m vom Ufer entfernt, das Dinghi ist nicht aufgebaut und der Dinghimotor heuer noch nicht gelaufen. Na, das pack ma auch noch!

    Also froh ans Werk: Der Dinghi Motor bekommt neues Benzin und springt sofort an – na, geht doch. Das Dinghi ist für unser Deck eigentlich zu groß, das ist immer eine Spielerei, das da aufzubauen, besonders wenn die Bodenbretter noch nicht montiert sind. Geht aber auch. Nur bei der Überfahrt zum Strand werden wir entsprechend nassgespritzt.

    Dafür ist der Supermarkt nur wenige Schritte vom Strand entfernt und während wir einkaufen, schläft der Wind komplett ein. Das hätte er doch schon etwas früher auch machen können, oder?

    Da der Wassermacher zur Zeit nur leicht brackiges Wasser ausspuckt, brauchen wir noch Flaschenwasser, und das ist schwer. Insgesamt schleppen wir Einkäufe um 82 € an Bord. Diese Zahl soll uns noch bei weiteren Einkäufen begegnen

    Ohne Wind wird dann wenigstens der Abend an Bord ruhig und es ist leichter das Dinghi wieder zu verstauen. Denn bei langen Überfahrten ist es besser, es ist an Deck verstaut, als es ist hinten an die PHILIA gebundn.

    Der Plan für morgen – 75 Meilen nach SE, Ziel Naoussa Bay. Das ist ein ganzer, langer Tag und der muss einfach früh beginnen.

    Also: ab ins Bett!

  • Poros

    Der Weg ist lang. Gleichzeitig wollen wir nicht zu spät ankommen, um noch einen Platz an der Mole zu ergattern. Also wird ein früher Aufbruch geplant: Aufstehen um 6 und zügiges Ablegen um 06:35, dann ein Frühstück „on the go“ bis wir die Insel hinter uns lassen. Schon vor 7 setzten wir die Segel auf „Vollzeug“ und ziehen los.

    Anfangs recht zügig, dann ein Windloch, dann wieder unter Segel, bis wir Agios Georgios erreichen. Diese Insel markiert die Mitte der Reise – und das Ende des Windes. An ihr vorbei zu fahren, ist aber spannend. Wir bleiben an der Nordküste, die liegt besser zum abnehmenden Wind. Auf der Insel stehen 42 Windräder, ein Betriebsgebäude der Windradelbetreiber und sonst – nichts. Da wird massig viel Strom erzeugt, so am Rande des Meltemi, und damit Athen versorgt.

    Ohne Wind, heißt mit Motor ☹ – nicht so nett. Südlich von uns ist die LAUSA unterwegs. Die Einfahrt nach Poros erreichen wir fast gleichzeitig. Gleichzeitig aber auch mit 6 anderen Yachten und einer Superyacht, die ihr Beiboot als „Pfadfinder“ vorausschickt. Als lange Karawane schlängelt sich der Zug an der Stadt vorbei. Das Fahrwasser ist ca. 40 m breit und mäandriert sich stark.

    Gleichzeitig suchen die drei Yachten vor uns nach ihrem Liegeplatz bei den anderen Charteryachten. Die sind also langsam und unaufmerksam unterwegs. Ich geb kurz Gas und lasse zumindest zwei von ihnen hinter mir. Der Pfadfinder war anfangs an der Spitze des Konvois, sein „Mutterschiff“ mittendrin. Dann parkt der plötzlich neben dem Fahrwasser, schaut zurück zum Mutterschiff, gibt kurz Gas und legt sich genau in die Mitte des Fahrwassers und quer zur Fahrtrichtung.

    Irgendwie geht’s dem nicht gut! Der stoppt einen Konvoi von 11 Schiffen, weil er mit seinem Kapitän konferieren will. Gleichzeitig schiebt uns alle die Strömung mit 2 kt voran – nur ohne eigener Fahrt bin ich ein Stück Treibholz – an dieser engen Stelle nicht wirklich eine tolle Idee.
    Na, da muss ich den stolzen Megayacht Mitarbeiter einmal ein bisschen schimpfen, dass er sich wenigstens längs in die Fahrtrinne stellt. Macht er auch – passt.

    Um’s letzte Eck und dort ist dann die Stadtmole für die Tagesgäste. Da ist schon recht viel los. Bei der ersten Lücke werden wir weggewiesen, vor der zweiten und dritten Lücke probt einer seine Anlegemanöver. Ich mache mir mit Rufen aus, in welche Lücke er will, die andere nimm ich. Aufstoppen, rückwärtsfahrt aufnehmen – ohne nach links weg zu drehen, also ohne dem Radeffekt nachzugeben – dann rechts um und mit unseren 3,75 m Breite in eine 4 m Lücke. Susi lässt an der richtigen Stelle den Anker ins Wasser gleiten, ich stoppe kurz vor dem Steg und gebe die Leinen an freundliche Helfer. Fertig.

    Unser Manöver hat den Kollegen, der die dritte Lücke wollte, so beeindruckt, dass er uns nachher fragen kommt, wie wir das gemacht haben. Er hat 20 min herumgebastelt, bis er es geschafft hat. „Eignerschiff und Glück“ – irgend so eine Mischung, hat uns geholfen.

    Und dann kommt Betriebsamkeit auf: Poros ist der letzte Hafen mit „Service“ Station für Yachten. Diesel auffüllen – 125 Liter passen in den Tank, macht 250 €. 2 große Säcke Wäsche waschen, macht 35 €. Wasser tanken, das gibt es nur in Paketen zu 400 Liter, macht 5 € – wir brauchen nur 160 und spülen dafür das Salz von den Segeln, und die Hafengebühr von 13 € kommt auch noch dazu. Nun ist Philia schon fast fertig für den Winter. Wobei, wer will schon an Winter denken, wenn es 35° hat.

    Wir genießen noch ein sehr griechisches Abendessen mit Barbara und Stefan und ziehen und wieder auf Philia zurück. Wir bleiben noch in Poros, aber nicht im Hafen. Es ist Wind angesagt, mit starken Böen, und genau auf die Hafenmauer. Ich will da nicht mein Heck riskieren. Lieber legen wir ab und ankern in der Bucht – auf unglaublichen 15 m Tiefe und unbekanntem Grund.

    Aber der Anker hält (vorerst) und wir richten uns auf ein paar Tage am Schiff ein. Also wir können schon weg, zum Einkaufen zum Beispiel, denn wir haben ja unser Dinghi. Aber bei Wind und Welle eine längere Reise mit dem Ding, das will man sich auch überlegen. Wir machen es trotzdem, mehrmals. Immerhin stehen wir hier fast 6 Tage.

    Natürlich hätten wir auch mit Druck weitergekonnt, aber wir haben unseren Krantermin in 12 und den Rückflug erst in 17 Tagen – uns hetzt nichts.

    So habe wir die Chance Judith kennenzulernen. Sie macht gerade Boat Sitting auf ihrer 43 ft Yacht und wartet bis ihr Mann und die Kinder aus Deutschland zurückkommen. Dann startet ein Jahr am Schiff. Inzwischen paddelt sie zweimal täglich mit dem Paddelboard ihren Hund an Land, rennt mir dem eine lange Runde und kommt bei der Rückfahrt öfter einmal bei uns vorbei. Bei einem Gegenbesuch führt sie uns ihren neuen Wassermacher vor. Der residiert in der Vorpiek, einer Kammer ganz vorne im Bug, nur durch eine Luke im Deck zu erreichen. Gut geht es ihm da. Macht ein paar Geräusche und vor allem bestes Trinkwasser aus dem Meerwasser.

    No, das wäre doch was für uns – vielleicht.

    An einem Nachmittag, eigentlich wie immer wolkenlos, ziehen plötzlich seltsame dunkle Wolken auf. Nachmittags um 1/2 5 ist eine Stimmung wie bei Sonnenuntergang, nur dass die Sonnen halt noch viel zu hoch steht. Ein Waldbrand am Festland, keine 20 Meilen von uns, schickt seine Rauchschwaden mit dem Meltemi nach Süden.

    Das Schauspiel dauert zum Glück nicht sehr lange, es reicht aber, dass am nächsten Morgen das Deck voll mit feiner Holzasche ist.