Der Weg zurück nach Agii Theodori zu „unserer“ Werft beginnt. Wir haben zwar noch viel Zeit, aber die Stimmung geht irgendwie in diese Richtung. Der immer kürzer werdende Kalender tut sein übriges. Von Paros kommt man gut nach Sifnos, genauer in die Bucht Gialos, ganz im Süden. Der Wetterbericht verspricht gute, etwas starke Bedingungen, aber das sind wir ja schon gewöhnt.
Der Wetterbericht spricht von nördlichen Winden und ebensolchen Wellen, wir wollen nach Südwesten – das passt also gut. Kaum strecken wir die Nase aus der Bucht von Parikia, reffen wir schon wieder ein, denn 17 kt sind doch starker Tobak unter Vollzeug. Und dann nehmen auch noch die Wellen zu. Da klatschen dann 1,3 m Wellen seitlich ans Boot. Am Bug geht die Gischt hoch und aus dem Vorsegel rinnt das Wasser, als wäre es frisch gewaschen. Das hat sich später dann auch noch eine gründliche Süßwasserdusche verdient.
Der Ritt ist recht unangenehm, so dass wir von Hand steuern. Das gibt uns das Gefühl die Lage besser beeinflussen zu können. Immer gelingt das nicht! Die Wellen ziehen schräg unter Philia durch, so dass sie massiv aus dem Kurs gedrängt wird. Da wird der Ruderdruck schon ganz schön kräftig. Hin und wieder wird er so groß, dass Philia richtig in den Wind schießt, also mehr als 45° vom Kurs abweicht, ohne dass wir aktuell was tun können. Abwarten bis die Welle durch ist, das Boot einfangen und wieder auf Kurs bringen.
Da wir das Großssegel mit unserem Bullenstander, einer Leine vom hinteren Ende des Baumes zum Bug und zurück ins Cockpit, gesichert haben, kann das Segel auch nicht umschlagen. Das entspannt die Sache ungemein. Und so schaukeln und tanzen wir immer näher an Sifnos heran und sind schon nach 4 Stunden vor der Einfahrt zur Bucht Gialos. Bis hier her war das also ein Schnitt von 5,8 kt (10 km/h)- ganz ordentlich für das kleine Schiff und die hohe Welle.
Wir kennen die Bucht, da waren wir schon einmal. Heute ist sie nicht sehr freundlich zu uns: mit 24 kt (45 km/h) faucht uns der Wind entgegen. Etliche Schiffe liegen schon da, aber alle mit recht viel Abstand zum Strand und den Begrenzungsbojen des Schwimmerbereiches. Der kleine Hafen scheint voll zu sein, aber der interessiert uns ohnehin nicht. Der kleine Volvo Motor gibt sich Mühe und schiebt uns näher an das Ufer heran. Wir müssen jetzt einen Platz finden, der einerseits nahe an den gelben Schwimmerbojen ist und andererseits genügend Platz zu den anderen Schiffen bietet, damit wir gut 45 m Kette rauslassen können.
Ziemlich souverän steuert Susi so einen Punkt an. Ich übernehme dann am Bug die Einweisung an den exakten Ankerplatz. Wir wollen den Anker ja nicht auf Seegras werfen. Unser Jambo Anker hält zwar da auch gut, aber dem Seegras würde das schaden. Der Punkt ist gefunden, Philia stoppt bei dem Wind augenblicklich, der Anker rauscht ins Wasser und die im Wind davon treibende Philia legt die Ankerkette in gerader Linie auf den Grund. Bei der Kettenmarkierung von 45 m klemme ich die Kettennuss fest. Die Kette spannt sich und Philia, die quer zum Wind getrieben ist, schwingt mit einem Ruck herum. Das reicht, um den Anker in den Sand zu graben. Ein Einfahren unter Motor können wir uns heute ersparen.
Wir versorgen noch das Schiff, entlasten die Ankerkette, räumen unten ein wenig auf und kommen auch seelisch an. Wären wir da so entspannt im Cockpit sitzen, fahren erstaunlicherweise einige Schiffe ab – doch nicht wegen uns?!

Aber im Betrieb eher ein „look a like – Segelschiff“
Nach einiger Zeit kommt ein Charterboot an, dass neben uns ankert. 6 junge Damen und der Charter-Skipper. Der beschließt nach einiger Zeit, dass es für seine Damen vielleicht netter wäre, wenn sie sich einen Platz im Hafen suchen. Außerdem ist er ja ein gestandener Seebär und was sollen ihn da die Böen beeindrucken. Anker auf, an die Tat.
Naja, fast eine Stunde hat er im Hafen hin und her geruckelt, den Anker einmal da, einmal dort hinuntergelassen aber nie mit dem Heck den gewünschten Platz getroffen. Dann gibt er auf und kehrt zum Platz neben uns zurück – doch nicht so souverän wie gedacht, der Herr Skipper.
Wir lassen unser Dinghi ins Wasser und fahren an den Strand. Ein bisschen was einkaufen, in eine Töpferei schauen, sich ein bisschen die Füße vertreten. Bei einer der Tavernen einzukehren, freut uns aber nicht. Wir wollen ja unsere Vorräte aufbrauchen.
Am Abend lässt der Wind nach, schläft fast ein.
Eine sternklare Nacht begrüßt uns.