Der Wind war am Abend komplett eingeschlafen und kommt jetzt langsam wieder zurück. Wie erwartet zunächst genau in unsere Richtung. Das heißt dann die Genua raus und einfach fahren lassen. Die wenigen Wellen laufen mit uns, PHILIA liegt ganz ruhig und fährt immer schneller nach Süden.
Nicht nur uns gefällt der Tag. Unterwegs kommen wie bei einem Fischer vorbei, der da ganz glücklich seinen Fang aus dem Wasser zieht und dabei lauthals singt. Geht’s noch besser?

An der Südspitze von Antiparos wird die Sache aber anders: Der Nordwind hat mittlerweile auf fast 20 kt zu genommen und genau am Kap müssen wir den Kurs von „vor dem Wind“ auf „hart am Wind“ ändern. Da kommt dann zur Windgeschwindigkeit noch die Fahrgeschwindigkeit dazu, also der gefühlte Wind wird stärker. Außerdem brauchen wir dann das Großsegel dazu, damit PHILIA in Balance bleibt und gut gegen den Wind vorankommt.
Also die Genua, von ihrer maximalen Größe, auf „Badetuch“ verkleinern und das Großsegel auf das 2. Reff heraus kitzeln. So schippern wir um das Kap und wirklich – alles so wie vorher geahnt. PHILIA läuft prächtig gegen den Wind, nur insgesamt halt in die falsche Richtung. Aber, dass wir Aufkreuzen werden, war uns ohnehin klar.
Es macht aber großen Spaß PHILIA an der Windkante, so hoch es sinnvoll gegen den Wind voran geht, entlang zu balancieren. Sie zeigt ganz deutlich, wenn wir ihr zu viel abverlangen, dann einfach ein bisschen nach Lee steuern und sie legt sich sanft auf die Seite und springt wieder voran. Dass der Wind so nach an den Inseln immer wieder dreht, macht die Sache nur noch spannender.

Erst in der Bucht von Despotiko nehmen wir die Segel herunter und suchen uns einen Platz recht nahe am Ufer. Da ist der Windschutz wirklich gut. ABER: Dort ist der Boden nicht mehr Sand, sondern immer wieder Steinplatten. Genau auf so eine Steinformation haben wir unseren Anker geworfen. Der Jambo Anker hat sich zwar ordentlich verkrallt, aber ob der bei den angesagten stärkeren Winden auch noch hält? Und wenn er hält, bringen wir ihn dann auch noch aus dem Wasser?
Wir überlegen kurz und entscheiden uns, einen anderen Platz zu suchen. Schon beim Hochziehen des Ankers zeigt sich, dass die Entscheidung richtig war: Er hat sich so verkeilt, dass ich ihn mit der Winde nicht ausbrechen kann. Na, dann halt mit etwas Gewalt. Susi lässt PHILIA etwas zurücktreiben und gibt dann Gas. Mit einem deutlich spürbaren Ruck bricht der Anker aus – naja, 7 Tonnen in Fahrt sind halt schon ein Argument!

Weiter innen in der Bucht, aber auch weiter weg vom Land stehen einige Yachten, und dort sucht sich Susi ein nettes Plätzchen. Bei 4 m Wassertiefe kann ich sehen, wie der Anker auf den Grund fällt und Sand aufwirbelt – das ist ein gutes Zeichen. Wir legen dann vorsorglich gleich einmal 30 m Kette aus, und aktivieren die Ankerwache. Ein guter Platz mit viel Raum in allen Richtungen, um zu schwoien (sich am Anker nach dem Wind auszurichten).
Am Abend bekommen wir kurz Besuch: Nebenan liegt eine Amel Super Maramu, CHRISTINE I, ein 53 ft Hochseesegler mit österreichischer Flagge. Toni und Gabi plaudern mit uns und laden uns zu sich aufs Schiff ein. Heute nicht mehr, aber vielleicht morgen?
Mal sehen, was der Wind so hergibt.
