Der Wecker klingelt um ¾ 6 – das soll Urlaub sein? Ich steh auf und bereite das Boot vor: Einstieg am Heck, Elektronik einschalten, Route programmieren, Ankerwache ausschalten, die Seile der Ankerentlastung abbauen, Susi für das Ablegemanöver aus dem Bett holen.
Um 06:20 geht es los und die Reise soll bis zum Sonnenuntergang dauern. Wir wollen nach Naoussa / Paros. Also Susi sagt, ich will, sie nicht. Aber das Wetter erscheint günstig und die Ägäis wird in den nächsten Tagen wie tot da liegen. Wir müssen den ausgehenden Meltemi nützten um möglichst weit zu kommen. Den Rest muss dann ohnehin wieder der Diesel besorgen.
So wie jetzt am Anfang, von Anavyssos bis zum Poseidon Tempel an der Südspitze des Festlands. Dann begrüßt uns die Querung nach Kea. 17 bis 23 kt von Backbord (links) und Wellen von 1 m Höhe. Nicht grad angenehm, aber unser selbstgewähltes Schicksal für die nächsten 3 Stunden. Immerhin sind wir unter Segel unterwegs. Nur die Schaukelei fordert Konzentration vom Rudergänger. Der kann nämlich ganz schön stark beeinflussen, ob das Schiff durch die Wellen taumelt, oder trotz des unvermeidbaren Rollens auf Kurs bleibt.

Gelegentlich kommt ein Spritzer Wasser an Deck. Am Bug ist es uns egal, aber wenn eine Welle so bei den Wanten an den Rumpf knallt, dann steigt eine Fontäne empor, die der Wind dann geschickt ins Cockpit und unsere Gesichter umlenkt. Nicht gerade unser Wunschtraum, aber gehört halt auch dazu.
Zwischen Kea und Kelfalos wird es tricky. Der Wind wird stärker und zusätzlich mehr in unsere Fahrtrichtung um gelenkt. So können wir kaum das Kap Keflos anlegen. Kaum, das heißt, der Rumpf zeigt zwar genau hin, aber durch die Abtrift wird es schwierig werden. Also in den Kampfmodus und aus dem Boot heraus kitzeln was nur möglich ist. Fallen wir ab, werden wir schneller und die Abdrift nimmt ab. Dafür fahren wir am Ziel vorbei. Fahren wir steiler zum Wind, wird PHILIA langsamer, hat mehr Abdrift und fährt auch gegen die Felsen. Dazwischen könnte es ein kleines Fenster geben in dem die Übung gelingt. Und genau darum kämpfen wir mit allen Mitteln. Verändern der Segel, verändern der Holepunkte, feinfühliges Steuern.
Nach 2 Stunden wird klar: das geht sich nicht ganz aus. Also schummeln und kurz den Motor dazu nehmen. Ist ja sonst keiner da, oder? Doch, da ist einer, aber der macht es genau so 😉
Nach dem Kap wird es entspannter, 40 Meilen Ägäis liegen vor uns, das sind dann aber auch gut 8 Stunden Fahrt, bei der der Wind zuerst immer schwächer wird und ab Syros zuerst wegbleibt und dann genau auf die Nase wieder zurückkommt. Mal mehr von links, dann mehr von rechts – aber das ist uns nun auch schon egal. Wir dieseln bis in die Bucht von Naoussa, erleben da zur Versöhnung noch vor dem Anlegen einen schönen Sonnenuntergang und vergraben dann unseren Anker im Sand.

Fertig.
Angekommen.
Das Abendessen haben wir schon auf der Fahrt gegessen und so finden wir bald den Weg in unsere Kojen