Milos

Die Überfahrt wird wie vorhergesehen:
wenig Wind,
noch weniger Wind,
gar kein Wind.

Wir machen das Beste draus und biegen ab nach Sarakiniko. Sarakiniko, das ist ein Küstenabschnitt aus weißer Vulkanasche, die ganz weich und entsprechend in allen möglichen und unmöglichen Formen erodiert ist.  Weiche Pölster, Höhlen, Bögen, Säulen, ein Boden der aussieht wie Jahresringe.

Also alles sehen wir vom Meer aus nicht, aber es ist eine interessante Perspektive. Natürlich sind wir nicht die einzigen die da ankern. Ein paar Eignerschiffe und viele Touristentouren stehen schon herum, aber wir finden auch noch einen Platz. Der Anker liegt in 10 m Tiefe und man kann ihn und den genauen Verlauf der Kette von oben sehen, so sauber ist das Wasser.

Was wir noch sehen ist ein besonderer Fisch. Langer dünner Schwanz, der fast so lange ist, wie der Körper. Der wiederum ist ganz flach und aus den Flossen sind „Flügel“ geworden. Ein großer Rochen treibt sich am Boden herum. Zunächst ist er durch uns nicht gestört und sucht nach Futter im Sand. Erst als er sich den Felsen nähert, nimmt er Fahrt auf und hebt vom Boden ab. Immer schneller wird er und verschwindet im Blau. Da nach schwimmen – brauchst gar nicht erst versuchen.

Erst nach 2 Stunden werfen wir den Motor wieder an und schnurrln die letzten 9 Meilen bis in die groß Bucht von Adamas. Über den Hügel wären es kaum 1,5 Meilen gewesen. Viel kann unsere PHILIA, das aber eben noch nicht.

Urlaub in Milos

Natürlich muss man die Insel auch am Landweg erkunden. Wieder zwei Scooter geliehen, hier reiche die dürftigen 50 cm³ Mopeds aus. Rauf nach Plaka, ganz rauf auf das Kastro mit einem umwerfenden Rundumblick.

Später dann zum „Milos – Tripple“ bestehend aus der Statue der Venus von Milos – natürlich als Kopie, das Original ist Raubgut und steht in Paris, die Katakomben und das Amphietheater.

Einen Badepause gönnen wir und in Klima. Ein kleiner Ort, der eigentlich nur den Fischern als Basis diente. Sie errichteten unmittelbar am Wasser Häuschen, deren untere Etage die Bootsgarage im Winter war. Im ersten Stock haben sie gewohnt. Heute ist das alles touristisch genutzt, aber die bunt bemalten Türe geben dem Ort einen besonderen Reiz.


Aber die Tage von Klima sind gezählt: Der langsam steigende Meeresspiegel, ca. 20 cm im letzten Jahrhundert und jetzt so an die 3 mm pro Jahr (!!!!) werden den Ort langsam aber sicher unbewohnbar machen.

Weil es heute so schön windig ist, machen wir auch einen Abstecher nach Sarakiniko, dass vom Land ganz anders wirkt als vom Meer. Die heute hohe Brandung tut ihr Übriges, um einen besonderen Eindruck zu hinterlassen.

Wir nützen die Chance und das gute Wetter und machen uns auf den Weg nach Kleftiko. Kleftiko ist das Land der Diebe und bezeichnet die Süd-West Ecke der Insel. Dort hat das Meer aus der weichen Vulkanasche Klippen und Höhlen heraus geschliffen, da stehen einsame Pfeiler und riesige Torbögen. Eine erstaunliche Welt.

Wir fahren also los, sportlich wie wir sind, natürlich unter Segeln. Ist ja ganz lustig, aber bei 6 kt Wind aufkreuzen ist halt schon ein rechtes Geduldspiel. Nach einer Stunde und kaum mehr als 3 Meilen Fortschritt am 16 Meilen langen Weg, geben wir auf uns zünden den Diesel.

So haben wir mehr Zeit, die bunten Felsen der Westküste zu bestaunen. Fast schon knallige Rottöne, weiße Vulkanasche, schwarzblaue Lava, gelbliche Schwefel – Einsprenkel, ins violett gehende Manganablagerungen. In enger Abfolge, kontrastierend, erstaunlich!

Am langen Weg nach Kleftiko ein ständiger Strom von Touristenbooten aller Art. Ein Kommen und Gehen, mal beschaulich, mal im Eiltempo. Dort sein, wollen sie alle – nur der Weg soll halt möglichst kurz sein. Ob die auf ihren überladenen „Flüchtlingsbooten“ ein Auge für die bunte Insel haben?

In Kleftiko angekommen suchen wir uns einen Platz am Rand des touristischen Irrsinns, laden unser Dinghi ab und fahren zu einem entlegeneren Abschnitt. An einem Überhang gibt es einen kleinen Strand, gerade groß genug, um das Dinghi abzulegen, und – Schatten. Nur in der Sonne hält man das nicht lange aus. Wir schnappen unsere Taucherbrillen und gehen auf Safari.

Felsblöcke liegen durcheinander am Boden. Manche so riesig, dass sie bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Schon seltsam, 60 m vom Ufer entfernt plötzlich aufzustehen. Viele Fische treiben sich zwischen den Felsen herum, ein paar winzige, kaum 1 cm lang leben im Krautwerk auf den Felden und huschen zur Seite, wenn ich meinen Fuß auf den Felsen stellen will. Aus einer Spalte kommt eine große bunte Krabbe (Blaukrabbe ?) geklettert, flüchtet aber schnell wieder vor meinem Atemgeräusch  im Schnorchel. Leider traut sie sich nicht mehr hervor.

Wir schwimmen dann zurück zum Dinghi und fahren ins Epizentrum des Touristenwahnsinns: Da stehen so an die 10 Schiffe mit insgesamt gut 300 Passagieren auf engstem Raum. Zum Glück sind die Leute schon länger hier und nur mehr wenige sind im Wasser unterwegs. So können wir einigermaßen gefahrlos die Klippen entlang tuckern, Überhänge erkunden, durch Höhlenpassagen fahren oder Felstore passieren.

Von unserer Paddeltour vor zwei Jahren wissen wir einen netten Platz, suchen ihn und finden ihn auch. Das Dinghi wird auf einer Felsplatte abgestellt und wir schwimmen eine Runde.

In dem Fall wörtlich eine Runde:
Bei einem flachen Durchgang lassen wir uns von den Wellen in eine Höhle spülen. Von oben ist es sofort dunkel, aber das Wasser ist durch das andere Höhlentor beleuchtet. Die Felsen wirken violett, knallgelbe Schwefelschwämme bilden einen herrlichen Kontrast. Glasklar ist das Wasser, so dass alle Details der Felsen, aber auch kleine Fischchen gut erkennbar sind.

Außen, im Sonnenlicht, geht es dann durch ein paar engere Kanäle und im ein paar Ecken zurück zum Dinghi. Später mit dem dann zurück zur PHILIA.

Viele der Touristenschiffe sind inzwischen am Weg zurück nach Adamas. Auch wir treten bald die Heimreise an. Allerdings nicht so wie die mit Vollgas, sondern wir versuchen den anfangs zarten Wind zu nützen, um nach Norden zu kommen. Und wir werden reichlich belohnt: Zum Sonnenuntergang sind wir zurück an der Nordspitze von Milos und den Ankerplatz erreichen wir im letzten Licht des Tages.

Der Anker fällt nur wenige Meter entfernt von unserer früheren Position, kaum 20 m entfernt von einer gelben Boje

Gut genützte Zeit!

In der Nacht, so kurz nach 1 sollen dann noch Magdalena und Lorenz mit der letzten Fähre aus Athen kommen. Bei Windstille werde ich sie mit dem Dinghi abholen.

Dann ist die Familie wieder komplett.