Hydra – per Schnellboot

Hydra ist eine besondere Insel: Da wurde drum gekämpft, die Insel möglichst so zu belassen, wie sie früher war und den zerstörerischen Tourismus auszusperren. Das hat natürlich seinen Preis: Auf der Insel gibt es nur 2 Autos: Die Feuerwehr und die Rettung. Alles andere passiert zu Fuß, oder mit Maultieren. Hotels sind verboten, Appartements sind erlaubt, Swimmingpools gibt es auf der ganzen Insel nicht. Ebenso keine Fahrräder, Scooter oder Mopeds. Jegliche Bewegung findet im Schritttempo statt.

Zu erreichen ist Hydra schwierig. Es gibt ganz wenige Buchten und nur einen Ort. Der zugehörige Hafen ist klein, eng und wahnsinnig betriebsam. Wenn dann auch noch die Segler ihre Ketten kreuz und quer verlegen, ist das immer ein schönes Schauspiel, wenn jemand ablegen will.

Das wollen wir uns ersparen und kaufen uns daher Tickets für die Schnellfähre. Die ist in 35 min von Poros aus dort, sehr bequem. Um’s Anlegen kümmert sich wer anderer und den Stress mit dem Ankersalat sparen wir uns auch.

In der Tat, Hydra ist ein malerischer Ort: Die Häuser, die hier gar nicht nach griechischen Inseln aussehen – keine weißen kleinen Quader mit blauen Fenstern –  schmiegen sich den steilen Abhang hinauf. Die Häuser hier haben alle ein Ziegeldach, also Giebel oder Walmdächer und sind mindestens zweigeschoßig, manche auch höher. Irgendwie kommt da ein venezianischer Einfluss durch und es erinnert mich an die Bauten in Kroatien.

Schon am Hafen stehen die Mulis bereit. Manche sollen Menschen zu einem Kloster tragen. Andere werden mit den Koffern der ankommenden Gäste beladen. Ein Stück weiter entdecken wir einen der Supermärkte, auch schon ein paar Meter vom Hafen entfernt und in einer abschüssigen Straße. Davor stehen zwei Mulis, die gerade mit Wasserflaschen beladen werden. Links 5 Sechsertragerl Wasser, rechts 5 Secherstragerl Wasser, in der Mitte noch zwei Paletten Bier. Zusammen so an die 120 kg, die da davon geschleppt werden. Alles, wirklich alles, was es in den Geschäften gibt, wurde von Mulis gebracht.

Einzig eine elektrische Ameise (Hubwagen) darf Paletten mit schweren Waren vom Hafen heraufbringen. Die weiter oben liegenden Geschäfte sind nur über Treppen zu erreichen. Da ist dann auch der Hubwagen machtlos.

Jetzt ist der Boden aber kein „Eselpfad“ sondern der hier übliche Straßenbelag aus flachen Steinen. Wegen des Gefälles natürlich als hunderte Treppenstufen geformt – zwar meist recht flach aber immerhin Stufen. Für die Mulis ist das kein Thema. Die trotten da in Zweier- oder Dreiergespannen, manchmal geht der Treiber nebenher, manchmal sitzt er selbst am ersten Tier.

Alles cool, alles sehr entspannt. Vielleicht ist das das Geheimnis von Hydra: Hier ist noch nie jemand überfahren worden. Bestenfalls steigt man sich auf die Zehen. Jedenfalls wandern wir, immer auf den schattigen Seiten der Gassen, langsam den Hügel hinauf, bis wir auf der anderen Seite das Meer sehen. Wir kommen an einer Kirche vorbei, die von dicken Stahlseilen umschnürt ist, wie ein Weihnachtspaket. Ein Erdbeben dürfte sie schwer erschüttert haben.

An anderen Stellen finden wir verfallende oder gar zerfallende Häuser, zum Teil mit Schildern „zu verkaufen“. Die Ruine wird wohl nicht zu teuer sein, aber dann … Jeder Stein muss vom Muli weggetragen werden, jeder Ziegel wieder herauf geschleppt. Das geht dann ins Geld! So verwundert es auch nicht, dass manche Häuser außen behübscht sind, zumindest zum Teil, insgesamt aber eher in die Rubrik „Bastler Hit“ fallen.

Später schauen wir uns die alte Villa eines berühmten Inselbewohners an. Seine Enkel haben sie dem Staat geschenkt, der hat dann 30 (!!!) Jahre dran herum renoviert, bis sie jetzt als Museum dient. Ein bisschen Einblick in das Leben sehr reicher Leute. Das der „normalen“ Bewohner bleibt im Verborgenen. Wobei das ja immer so ist: deren Häuser und Hütten sind längst zerfallen, deren Kleidung zerfiel schon lange vor deren Tod.

Im Hafen treffen wir wieder auf die Crew der OSTBAHN. Snoo und Monika habe ihr Schiff nach der Kunstfigur Dr. Kurt Ostbahn getauft, die von Willi Resitarits geschaffen wurde. Snoo hat Willi gut gekannt und so kann es zu dem ungewöhnlichen Schiffsnamen. Wir sitzen auf „ein paar Bier“ in einem Lokal, bis es Zeit wird, zu unserer Fähre zu gehen.

35 min später sind wir wieder in Poros und nach einer kurzen Dinghifahrt wieder am Schiff.

Hat sich ausgezahlt in diese ganz andere Welt einzutauchen.