Als wir von Korfos abfahren, wisse wir noch nicht genau wohin. Susi findet auf den Karten die Insel Agios Thomas, eigentlich eine kleine Inselgruppe. Dort soll es glasklares Wasser geben und sogar Sandflächen zum Ankern. Als bester Platz ist eine kleine Einbuchtung im Norden der Insel angegeben. Wieder sind es 9 Meilen bis dahin, wieder rührt sich kein Windhauch.
Und tatsächlich, schon entlang der Küste der Insel ist das Wasser von einer unglaublichen, türkisen Farbe. Langsam schnuffeln wir nach Norden, fast fahren wir an der Bucht vorbei, aber eine kleine holländische Hallberg Rassy zeigt sie uns deutlich an. Auf 7 m lassen wir den Anker in den Sand gleiten, mehr als 25 m an Ketter wollen wir aber nicht rauslassen. Zwar stehen wir im Augenblick parallel zur Küste, aber die schaut mit ihren Felsen eher ungemütlich aus.

Beim Tauchen zeigt sich, dass wir wiedereinmal bei der Tiefenschätzung auf der falschen Seite liegen. Bei einer Wassertiefe von 5 m beginnen Felsplatten, vorerst noch mit Sand dazwischen. Erst kurz vor der Brandungslinie sind die Felsplatten geschossen und das Wasser wird seichter. Da kann man dann schon fast trocken an Land steigen – aber das wollen wir lieber nicht probieren.
Für uns ist der Ankerplatz das Paradies: Wasser 27°, Luft 30°, leichter Wind, glasklares Wasser, keine menschlichen Geräusche – nur wir auf unserer kleinen schwimmenden Welt.
Abends kommt dann etwas Wind auf. Zuerst leicht auflandig, aber wir wissen, das geht sich alles aus. Dann aber ablandig, und der wird durchaus kräftig. Bis zu 35 kt hat es plötzlich und PHILIA zerrt an der Kette. OK, wenn sie so danach fragt, dann bekommt sie noch 10 m dazu. Wir haben so eine ruhige Nacht und in der Früh ist der Spuk ohnehin wieder vorbei.
Einen zweiten Tag gönnen wir uns hier noch, aber das Ende wirft seine Schatten voraus. Wir können es nicht lassen und wühlen weiter in unseren Habseligkeiten. Was beleibt da, wo kommt das hin, was kommt mit, was wollen wir endgültig aus unserem Leben verbannen. Speziell der letzte Punkt ist bei kleinem Wohnraum ganz wichtig. Wir können es uns einfach nicht leisten, viel unnützes Zeug durch die Gegend zu kutschieren.

Am Nachmittag tauchen wir wieder einmal die Kette ab, weil auch der Wind gedreht hat. Im Augenblick steht PHILIA wieder mit dem Heck zum Ufer und auf 5m Wassertiefe. Die Kette liegt am Grund und macht eine fast 10m lange Schlaufe, vom Ufer und dem Anker weg und dann wieder zurück. Das bedeutet aber auch, dass PHILIA, sobald der Wind zunimmt, gut 10 m näher an das Ufer heranrückt. Das gibt mir kein gutes Gefühl.
Gibt es einen Ausweg? Naja, in 9 Meilen sind die Bojen von Almira, und da müssen wir ohnehin morgen sein. Im letzten Moment, also 90 Minuten vor Sonnenuntergang legen wir ab. Ankunftszeit: 15 min nach Sonnenuntergang – und was ist Plan B, falls die Bojen besetzt sind? Isthmia geht immer, auch bei Nacht.
Wir dampfen also los, zuerst mit Rückenwind und nachlaufenden Wellen, dann entwickeln sich konfuse Wellen aus allen Richtungen, zum Teil fast 1 m hoch. PHILIA schaukelt und stampft voran. Jede Welle stoppt sie ab und so zeigt die Logge oft statt der erwarteten 5,4 kt nur 4,2 oder noch weniger an. Egal, Geduld hilft weiter, die Wellen beruhigen sich und es geht wieder voran.
Vor der Werft Almira liegen vier große Bojen. Eine ist besetzt, eine schnappen wir uns. Bei den Wellen, die jetzt aus Osten heran rollen gar nicht so einfach, sich da eine Boje zu fangen. Aber die Übung gelingt im zweite Anlauf und wir liegen sicher aber schaukelig. Solange es nur schaukelt, soll uns das recht sein.
Morgen, am Sonntag werden wir die Segel abnehmen, Wäsche sortieren und mit dem Zug nach Athen fahren, um am Flughafen dann unser Leihauto zu übernehmen.