Almira – schnell weg

Als wir von Athen zurück kommen, sind die beiden anderen Bojen auch schon besetzt. Leider gibt es wieder Wellen und in unserem leeren Mast schlägt die 12 m lange Stange der Rollreffanlage wild hin und her. Das macht einen unglaublichen Krach. Dann kommt da noch dazu, dass die Boje, immer wenn der Wind nachlässt, die Nähe unserer Bordwand sucht und da heftig dagegen klopft. Das scheppert dann so, dass man meint, sie bricht gleich durch.

Ein bisschen kann ich durch längere Leinen helfen. Manchmal muss ich aber einfach hinaus an Deck, um 3 in der Nacht, wenn’s sein muss, um der Boje zu helfen, auf die andere Seite der PHILIA zu kommen. Dann ist wieder etwas mehr Ruhe – bis zum nächsten Winddreher. Was für eine Nacht – zum Abgewöhnen.

Um ½ 9 werden wir in das Kranbecken gerufen und PHILIA sanft aus dem Wasser gehoben. Sobald sie am Hafentrailer steht, beginnt eine Fahrt über das Gelände, die eher einem Beerdigungszug gleicht. Eine Segelsaison wird zu Grabe getragen, ein scheixx Gefühl. Aber PHILIA bekommt einen guten Platz und bald nette Nachbarn. Alle werkeln an ihren Schiffen, alle haben einen ähnlich engen Zeitplan.

Susi zieht sich zu den Waschmaschinen zurück und trifft dort auf eine Südafrikanerin. Die beiden haben viel Spaß beim Wäschewaschen 😊. Ich mach mich inzwischen über unsere To Do Liste her. Die ist wieder ewig lang, aber wir haben ja immerhin fast 50 Stunden Zeit, bis wir weg müssen.
Verpacken, wegräumen, stapeln, hin und her schieben, staubsaugen, auswischen, weiter verräumen, jeden Winkel ausnützen.

Das Bad/WC wird unsere Universallagerkammer: Genua, Dinghi, Großsegel, Solarzellen vom Bimini, unsere Decksitze, Cockpitauflagen, Windgenerator, Instrumentenbrett und Tischeinlagen aus dem Cockpit – und das Steuerrad hat auch noch Platz. Gerade so komm ich noch hin, um das Fenster zu schließen.

Am Mittwoch um 11 kommt dann noch Marius, der Motormann, vorbei, um sich unseren Motor zu besehen. Der tröpfelt ja Öl. Da kann man einerseits einfach regelmäßig Öl wegwischen und nachfüllen und hoffen, dass das Leck nicht größer wird – oder man kann das reparieren lassen. Reparieren heißt aber, den ganzen Antriebsstrang auftrennen, den Motor ausbauen, im Salon demontieren und umdrehen, damit man zur Unterstete kommt. Dann ein oder zwei Dichtungen austauschen und das ganze wieder zurück. Ich bin einmal auf den Kostenvoranschlag gespannt. „Kostet nicht so viel“, meint Marius. Jo eh, die Dichtungen machen es nicht aus, aber die Arbeit??

Auch um 11 kommt noch ein Schiff an: LAUSA, das Schiff von Barbara und Stefan, allerdings nur mit Stefan. Den nehmen wir dann mit auf den Flughafen, damit er zu seinem Auto kommt. Kurz nach 1 fahren wir weg, kurz vor 10 sind wir in Wien in unserer Wohnung.

Beliebig viel Wasser – haben wir am Schiff auch
Beliebig viel Strom – am Schiff habe wir so viel wir brauchen, ist halt weniger
Beliebig viel Gewand und Klumpat – für was brauchen wir das alles
Ein großes Bett, dass uns aber nicht in den Schlaf schaukelt – das ist am Schiff wirklich besser

Der Luxus, den wir an Land angehäuft habe, macht der wirklich glücklich? Oder liegt das Glück im Reduzieren der Ansprüche auf das wenige Wichtige und den offenen Sinnen für die einfachen, schönen Momente?

Jetzt liegt ein langer „Winter“ vor uns. PHILIA wird staubig werden und unter ihrer Abdeckung, so wie auch wir unter unserer Decke, vom Meer träumen.

Eh nur mehr 10 Monate bis dahin.