Im Freibad

Wir verlassen Poros nach Westen. Noch in der Bucht ist der Wind so stark, dass wir die Segel setzen – Vollzeug, was sonst! Allerdings können wir niemanden animieren, es uns gleich zu tun. Ich kann mir auch denken warum: Die Ausfahrt aus der Bucht ist relativ eng, so 5 oder 6 Wenden wird man schon brauchen, und es gibt eine ganze Menge Verkehr von allem was schwimmt, vom Segelboot über Superyacht bis hin zur Schnellfähre.

Uns ist das egal! Außerdem ist das Seerecht auf unserer Seite: Als Segelschiff unter Segeln müssen uns alle andere – mit ein paar wenigen Ausnahmen – ausweichen. Wir müssen halt aufpassen, dass die das dann auch wirklich tun. Wir nehmen die sportliche Herausforderung an. Ich find das ja nett, segeln auf engem Raum, ans Ufer fahren bis das Wasser nur mehr wenige Meter tief ist, eine Wende exerzieren und sofort wieder Fahrt aufnehmen, um möglichst viel Höhe gegen den Wind zu machen. 

Klar sind wir da für die anderen nicht immer berechenbar. Wir eiern da ein bisschen herum, sind nicht immer gradlinig unterwegs. Für eine Superyacht passts gerade, ein Katamaran muss kräftig Gas geben, um vor uns vorbeizukommen. Hinter uns wäre auch möglich, aber das währe wohl eine persönliche Niederlage.

Sobald wir aus der Ausfahrt draußen sind, liegt zufällig der Kurs nach Methana an. Da kommen wir auch hin, bis ganz knapp an den Hafen, bevor wir die nächste Wende fahren. Dann allerdings lässt sich der Wind sehr bitte und gibt dann ganz auf. Naja, der Motor kann ja auch was tun.

Wir fahren in Richtung Perdikia, wollen aber in die Bucht nördlich davon. Als wir ankommen, sind wir fast die einzigen. Alleine ein Segler versucht verzweifelt, seinen Anker in den Boden zu bekommen – es gelingt ihm nicht. So haben wir dann die ganze Bucht für unser Manöver. Auch irgendwie spannend, denn meistens kann man sich an anderen Schiffen orientieren. Was da noch dazu kommt ist, dass es hier einen Badestrand gibt, aber keinerlei gekennzeichneten Schwimmerbereich.

Wir suchen also nach einem Kompromiss. Nahe genug, um den Anker in den Sand zu setzen, weit genug, um das Freibad nicht zu stören. Und im Freibad sind wir tatsächlich. Da gibt es nicht zu laute und nicht aufdringliche Musik, für unsere Ohren „gute“ Musik. Im Wasser stehen, spielen, schwimmen gut 100 Leute, am Strand Schirme und Liegen, dahinter eine Hotelbar, als Freibadbuffet.

Natürlich bleiben wir hier nicht lange alleine. Da kommt zuerst eine Pogo 10.5, gleich lang wie wir, 30 % mehr Segelfläche, bis zu 2,8m Tiefgang, fast das doppelte von uns, und eine Höchstgeschwindigkeit von gut 14 kt – eine echte Rennziege. „Gewöhnliche“ Schiffe kommen aber auch daher. Leider viele Charterboote, die nicht wirklich mit den Gebräuchen im Ankerfeld vertraut sind: Ankern in Vorwärtsfahrt, wo das Boot erst durch den greifenden Anker und mit kreischendem Ankergeschirr gestoppt wird. Andere sind so nahe, dass man fast schon übersteigen kann, ein Katamaran, der seine Kette quer durch die Bucht spannt, weil er gehört hat, dass Ankern mit Landleine sicherer ist (er braucht für sein Manöver fast 2 Stunden und viele Versuche) …

Naja, jeder Unfug ist dabei und dient uns zur Unterhaltung 😊.

Uns gefällt es hier. Erst nach 4 Nächten ziehen wir weiter.