Im Herbst hab ich in PHILIA einen Wassermacher eingebaut. Der macht auf magische Weise aus Salzwasser trinkbares Süßwasser. Also magisch ist das nicht, eher Physik und das heißt Umkehrosmose. Normalerweise sickert das Salz aus dem Salzwasser in Zellen ein, bis die Zellen so salzig sind wie das Salzwasser. Unter hohem Druck, kann man das umkehren. Dann kann man das Süßwasser aus dem Salzwasser herauspressen.
Was es dazu braucht, ist viel hoher Druck, so an die 50-60 bar und viel Salzwasser. OK, Salzwasser haben wir genug rund um das Schiff. Und den hohen Druck macht eine sinnreiche hydraulische Pumpe für uns. Die Energie dafür kommt von der Sonne, über die Solarzellen. So an die 110 W (10 A bei 12V) braucht man für 30 Liter Trinkwasser (4W / Liter, was extrem wenig ist).

Und dann braucht man noch eine Membrane, die ganz feine Löcher hat. So fein, dass Wassermoleküle durchkönnen, Salzionen aber nicht. Also braucht es Löcher mit einem Durchmesser von weniger als 0,3nm oder 0,0003 mm – also einfach winzig.
Das, was dann raus kommt ist absolut keimfreies Trinkwasser mit nur ganz wenigen Mineralstoffen.

Reparieren möchte ich das nicht müssen.
So sollte es sein – ist es bei uns aber nicht. Die salzfreiheit von Wasser kann man über den elektrischen Widerstand messen, in dem Fall als Leitfähigkeit / Leitwert. Die sollte bei unter 500 µS (Mikro Siemens) liegen. Das, was bei uns aus der Leitung kommt, hat aber 5.000 µS. Meerwasser hat übrigens 35.000 µS
Schmecken tut das Wassermacherwasser – bäääh! Also leicht salzig. Zum Kochen ist das super, man braucht kaum Salz für das Nudelwasser, denn das braucht rund 10.000 µS. Abwaschen und duschen geht auch ganz prima. Aber den Kaffee kann man vergessen und das Zeug als Trinkwasser – eine üble Sache.

Also was tun: Anrufen beim Händler, Problem schildern – die Anlage ist ja noch unter Garantie. Erste Idee: Es muss was mit der Membrane haben, denn alle anderen Funktionen sind ja in Ordnung. 30 lit/h werden produziert, die Elektronik funktioniert, alles Gut – bis auf den Salzgehalt.
Dafür muss man aber beim Hersteller in Italien ein OK bekommen und dann die neue Membrane zu uns aufs Schiff. An sich keine große Sache: 65mm Durchmesser 550 mm lang, 900 Gramm – passt aber zum Beispiel gerade nicht ins Handgepäck und gilt als Waffe Verschicken auf eine griechische Insel – immer ein nettes Abenteuer. Die Expresslieferdienste (DHL und Co.) gehen nur bis Athen und übergeben dann das Paket einem lokalen Dienst. In dem Moment geht aber die Rückverfolgbarkeit verloren und niemand weiß mehr, wo das Packerl sich herumtreibt – oder mit welcher Fähre es denn aus Athen auf die Insel kommt.
Alles ein bisschen kompliziert.
Nach ein paar weiteren Versuchen, alle mit demselben Ergebnis, kommt das OK vom Giovanni aus Italien – und das Wettrennen beginnt. Der Marinehändler meines Vertrauens, Markus, hat zwar keine Membrane in Wien auf Lager, aber „wir schaffen das schon“. Bis Mittwoch abends soll das Teil bei Sophie in Wien liegen. Dass der Flug von Sophie erst am Freitag in der Früh geht, hab ich vorerst noch nicht verraten 😉
Tage später
Die Membrane, eigentlich ist das ein GFK Rohr, ist in Wien angekommen und wird sofort zu Sophie gebracht. Alleine, sie hat eine Infektion aufgerissen und muss den Urlaub um 2 Tage verschieben. Also noch ein paar Tage ohne Wassermacher – auch schon egal.
Sonntag Abends, um 6 kommt Sophie und Felix mit der Fähre aus Rafina / Athen und schon kurz darauf wird wer Wassermacher aus dem Rumpf herausoperiert und zerlegt. Gar nicht so einfach! Immerhin herrschen da Drücke von fast 70 bar und die wollen beherrscht werden. Da werden die Gehäuseteile mit mehr als 2400 kg auseinander gedrückt – feine Sache! Also große Schrauben – und natürlich ist der Wassermacher mit gut 2 Litern feinstem Meerwasser gefüllt. Will man auch nicht unbedingt im Schiff haben!
Natürlich geht das alles nicht so reibungsfrei vor sich. Im Endeffekt sieht das zerlegte Gehäuse ganz anders aus, als auf der Anleitung. Mit viel Silikonfett, sanften Hammerschlägen und technischem Hausverstand gelingt die Übung aber. Der erste Test bei kaum 20 bar gelingt: zumindest da ist der Wassermacher dicht. Genug für heute, der Rest folgt morgen Vormittags.
Passt alles?
Nochmals alles sorgfältig prüfen, ohne Druck durchspülen, dann im Produktionsmodus entlüften und dann ganz langsam das Entlüftungsventil schließen. Recht schnell baut sich Druck auf, 7 bar nach der Pumpe und somit das zehnfache in der Membraneinheit – klingt gut. Aber es kommt noch kein Wasser beider Küchenspüle an. Naja, das Rohr muss erst gefüllt werden. Also kurz warten.
Da, der erste Strahl. Schaut von der Menge her recht gut aus. Jetzt noch ein bisschen warten, bis die Membran gut arbeitet. Eine erste Probe wird genommen und nachgemessen: 320 µS, das ist deutlich besser als das Flaschenwasser, das man hier zu kaufen bekommt. Das hat um die 500 µS, der zulässige Grenzwert in Deutschland liegt bei über 1500 µS!

Super, alles funktioniert! Gleich wird der vordere Tank leergepumpt. Da war noch „altes“ Wasser drinnen und das muss weg. Und dann beginnt die erste Füllung des Bugtanks während der Überfahrt von Paros nach Sifnos. 90 Liter feinstes Trinkwasser werden da produziert – mit der Kraft der Sonne
Ich schreibe noch zwei Nachrichten an meine Unterstützer bei MARITIMO in Wien und bei SCHENKER in Neapel. Auch dort große Erleichterung.
Es muss wohl was „internes in der Membraneinheit“ gewesen sein. Das „hatten wir noch nie“ – naja, ist so irgendwie ein Nebengeräusch meines Lebens als Qualitäter.
Shit happens – aber warum immer bei mir?