Wir lauern in der Bucht von Laki auf einen günstigen Moment zur Überfahrt nach Koufonisi. Das sind schlappe 80 Meilen am Stück. Wenn der Wind wirklich aus Norden kommt, sollte das eine zwar lange, aber doch recht einfache Sache sein.
Wir warten zwei Tage und sehen dann die beste Chance in einer langen Nachtfahrt. Wind mit bis zu 18 kt aus Nord und Wellen bis zu 1 m. Der Wind solle uns vorantreiben und die Wellen müssen wir halt aushalten.
Also, das Boot auf den Nachtfahrt Modus umbauen: Rotes Licht im Salon, Instrumente auf Rotlicht, schnell eine Wacheinteilung machen. Im letzten Büchsenlicht geht der Anker hoch und wir motoren aus der Bucht.
Kein Wind! Na, der wird sich schon noch einstellen, es ist ja so vorher gesagt, dass der erst in etwas Abstand von Leros einsetzt. Macht er auch, aber nicht aus Norden sondern aus Nordwest. Damit ist er für uns gerade NICHT brauchbar. Der Motor muss also weitermachen ☹. Die Wellen aber, die Wellen sind so wie vorhergesagt und schlagen von schräg vorne alle 6 Sekunden kräftig an den Rumpf. Manche gleiten unten durch und lassen Philia heftig schaukeln. Andere sind neugierig, Spritzen an der Bordwand hoch in die Luft und ergießen sich über das Deck. Also meistens nur über das Deck. Aber manchmal, sind sie so keck und spritzen ins Cockpit und uns damit nass. Sehr ungemütlich!!
So geht es dann in die Nacht. Susi und Sophie machen die erste Wache. Felix und ich ziehen uns in die Kabinen zurück und versuchen zu schlafen. Es bleibt beim Versuch. Der Lärm, das Geschaukel und die Wärme machen Entspannung nur schwer möglich. Es ist schon ein Erfolg, wenn einem nicht Schlecht wird.
Wir herunten halten das einstweilen aus, die Damen im Cockpit greifen zu Geheimwaffen wie Kaugummis oder auch Pillen gegen Seekrankheit. Sie können sie einen Aufenthalt unter Deck kaum vorstellen, drum kommen wir in den Genuss einer verlängerten Ruhepause – auch gut.
Als Felix und ich an die Reihe kommen, ist am Horizont schon der erste helle Schleier zu erkennen. Bald meldet sich auch endlich (!!) der Wind aus der richtigen Richtung. Segel setzen, Motor aus und schon herrscht Ruhe im Schiff. Nicht nur akustisch, sondern auch die Bewegungen werden spürbar weniger. Der Winddruck in den Segeln reduziert die Schaukelei durch die Wellen. Die Stunden davor fordern aber ihren Tribut, den Felix tapfer leistet 😉.
Kurz vor Koufonisi begegnet uns noch ein Großsegler, die Luxusyacht „Maltesian Falcon“. Ein beeindruckendes Gerät, dass wir schon einmal, da aber nur vor Anker, gesehen haben. Jetzt fehlt noch die Variante mit gesetzten Segeln, aber die ist extrem selten. Schaut halt nur so aus, wie ein Segelschiff.
An der Ostecke von Koufonisi angekommen, legen wir uns in die Bucht Ormos Pori. Karibischgrünes Wasser, etwas Abstand zur Badezone und nur wenige andere Schiffe am Abend. Wir genießen die Ausgleich zur anstrengenden Fahrt. 60 Meilen haben wir in 12 ½ Stunden geschafft.
Die Aufgabe der nächsten Tage: Querung der Ägäis entgegen (!) der vorherrschenden Windrichtung. Wegen des Meltemis, der in dieser Region aus Nordwest bläst, wird im Sommer die Ägäis traditionell eher von West nach Ost befahren. Wir müssen aber in die andere Richtung. Da kann man entweder lange warten, bis der Meltemi einmal einschläft, oder man begibt sich so weit nach Norden, dass der Wind nicht weniger als 60° von vorne kommt. Dann geht sich das als Kurs hart am Wind eventuell aus. Immer noch sind das aber mehr als 50 Meilen am Stück. Die Aufgabe ist also nicht ganz einfach.
Wir wollen die Variante über den Norden probieren. Der Wind ist zwar exakt aus Norden, was eine Überfahrt unmöglich macht, aber wir könnten nach Norden aufkreuzen. Die Bucht von Leros wäre ein guter Schutzhafen, wenn der Wind zu heftig wird.
Gesagt, getan! Wir jagen die Neuankömmlinge früh aus dem Bett und legen schon um ¾ 8 ab. Dann haben wir noch fast eine Stunde für ein „Frühstück to go“ – also während das Schiff schon unterwegs ist. Wir müssen zuerst noch nach Süden, um die SW Ecke von Kos zu umrunden. Dann haben wir eine Entscheidung zu treffen: Können wir einen Kurs von 260° oder höher fahren, dann könnten wir direkt nach Astipaleya fahren. Wenn nicht, dann heißt es aufkreuzen nach Leros.
Südwest Ecke von Kos. Jetzt geht’s richtig los!
An der Ecke Segel setzen und ein Stück hinaus fahren. Erst mit Abstand zum Land, zeigt der Wind seine wahre Richtung. Wir schaffen gerade einmal 225° – also nix Astipaleya, sondern Leros. Wir holen beim ersten Schlag weit aus, so dass wir dann zumindest an die Südwest Ecke von Kalymnos kommen. Dort stellen sich 2 Inseln in den Weg. Wir könnten leicht an ihnen vorbei fahren und erst danach eine Wende, wieder aufs offene Meer hinaus machen.
Aber: Das AIS zeigt uns, dass wir genau zwischen den Inseln mit geich zwei Schiffen auf Kollisionskurs sein werden. Eine Fähre und eine Superyacht. Wir haben als Segelschiff zwar Kurshaltepflicht = die anderen müssen ausweichen, aber man muss das ja nicht immer erzwingen. Wir wenden also rechtzeitig und sind wieder 1 ½ Stunden auf Kurs SW. Dann aber, mit etwas Glück, könnten wir direkt auf die Einfahrt zur Bucht von Laki zufahren. Mit viel Gefühl und immer an der Windkante entlang, gelingt uns der Treffer. Erst zwischen den Felsen der Einfahrt streichen wir die Segel und suchen uns einen Ankerplatz. Diesmal vor dem Strand, an dem wir beim letzten Besuch unser Dinghi abgelegt haben.
Kurz nach uns kommt ein Großsegler daher: 50m lang, 12 m breit. Der macht für eine Nacht im Bereich des Fähranlegers fest. Auch nicht toll. Da Chartert man so ein Ding für 200.000 € / Woche und dann kommt alle 3 Stunden eine Fähre an, spuckt Autos, LKW und Fußgänger aus, nimmt die LKW, die mit laufendem Kühlaggregat mehrere Stunden neben dir gewartet haben, endlich auf ….. Wenn ich mich auf einen Bahnhof gesetzt hätte, wäre das ähnlich romantisch, aber viel viel billiger.
Wir bleiben jedenfalls 2 ganze Tage da, und warten auf das versprochene Wetterfenster. Inzwischen genießen wir die gemeinsame Zeit an Bord, gehen schwimmen und lassen einfach die Zeit vergehen.
Morgen, – oder Übermorgen, da wir das Wetter sicherlich passend sein.
Die einen gehen, die anderen kommen. Magdalena und Lorenz fliegen nach Hause, Sophie und Felix kommen zu uns. Geplant ist, dass sie sogar im selben Flugzeug sitzen. Wir haben dazwischen ein paar Stunden Zeit, um Philia wieder aufzufüllen, zu putzen und die Gästekabine neu herzurichten.
Noch sind wir allerdings in Gaios. Weils da so schön ist haben wir beschlossen, erst in der Früh die 10 Meilen nach Kardameina zu fahren. Um 9 sind wir dann dort und um ½ 11 geht der Bus zum Flughafen. Bis hierher alles gut, bis … Bis wir einen Anruf aus Wien erhalten: „Ryanair hat unser Gepäck nicht akzeptiert. Damit sind wir aus dem Flieger geflogen. Wie es weiter geht, wissen wir noch nicht.“
Was ist passiert? Die zwei wollten ihre Automatikschwimmwesten mitbringen. Da ist aber eine CO2 Kartusche drinnen, und die gilt als Gefahrengut. Kartuschen bis 28 grm CO2 darf man problemlos mitnehmen, 2 Stück pro Person. Die ihrer Rettungswesten haben 35 grm! Es gibt schon eine Empfehlung der IATA (Vereinigung der Airlines) CO2 Patronen von Schwimmwesten generell freizugeben, aber das ist noch nicht in allen Fluglinien angekommen.
Also, wie kommen die Beiden weiter? Umbuchen auf Ryanair geht – übermorgen. Umbuchen auf eine andere Destination und dann Fähre. Fliegen geht, Fähren gehen erst morgen. Austrian fliegt noch heute, am Abend und verkauft dafür auch noch Tickets, für wohlfeile 370 € pro Stück und one way. Zeitdruck ist halt immer teuer.
Und dann haben die beiden was gelernt und wollen die CO2 Patronen bei der AUA anmelden. Das stürzt die Damen am Schalter zuerst in Verzweiflung und dann in die Tiefen ihrer Buchungssysteme und Vorschriften. Nach 10 min Suche zu zweit finden sie dann, dass bei ihnen auch die 28 grm Regel gilt. Was tun mit den beiden Patronen? Aufbewahrung beim Großgepäck? Geht für „normales“ Gepäck, wenn man brav Bitte sagt, aber nicht für Gefahrgut. Die österreichische Lösung: Die AUA Supervisorin wirft die Patronen einfach in ihren Papierkorb. Dort ruhen sie nun unbehelligt. Wären sie in einem „öffentlichen“ Papierkorb gelandet, hätte die Kobra einen Großeinsatz gehabt. Könnte ja ein Sprengmittel sein.
Übrigens: Die Schwimmwesten in den Flugzeugen, die gelben Dinger aus der Sicherheitseinweisung, haben genau solche CO2 Patronen, und davon gibt es 240 Stück im Flieger. Verstehe wer will ….
Sophie und Felix werden also noch heute kommen, aber erst um 23:30 landen. Wir wollen aber morgen Früh, eigentlich sehr früh Richtung – ja in welche Richtung denn eigentlich – aufbrechen. Das wird sich später entscheiden. Um aber Zeit zu sparen beschließen wir, das Schiff nach Kamari, ganz im Westen von Kos zu verlegen.
Wind geht auch, also los. Sind wieder einmal nur 10 Meilen, zuerst die Küste entlang, dann über eine kleine Bucht. Immer im Wind und Wellenschutz von Kos. Zunächst geht es ganz gemütlich voran, sobald wir in die Bucht einbiegen, nimmt der Wind deutlich zu, so gut 23 kt lesen wird ab und die Wellen werden größer. Natürlich dreht der Wind so, dass er gerade noch für uns fahrbar bleibt. Also hart am Wind, so kommen wir in Kamari an und brauchen nun einen Ankerplatz, von dem aus wir gut an Land können.
Sich wohin zwicken ist gut, aber man sollte trotzdem vorsichtig sein. Das Wrack bleibt liegen: Was brauchbar ist, ist längst abmontiert und zu Geld gemacht. Und der Rest? Ich werde doch nicht Geld investieren, um etwas wegzuwerfen!
Südlich der Hafenmole finden wir einen, zwicken uns noch dazu zwischen Land und einem Katamaran und warten was passiert. Da kommen ein paar Nachrichten von den Reisenden: „Flug hat Verspätung, alle Flüge haben heute Verspätung“. Wir sehen auf Blitzortung.org, dass zwei Gewitterfronten über Mitteleuropa ziehen. Klar, nach dem Unfall mit dem Hagelschlag ist die Luftfahrt etwas vorsichtiger geworden.
„Wir haben jetzt Boarding“ // „Der Kapitän hat gerade gesagt: entweder sofort oder erst in 1 Stunde“ // „Aus sofort ist nichts geworden“ // „Der Kapitän meint, es wird wohl weitere 25 min dauern“. Und dann werden die Passagiere keck: Wenn der Flieger mehr als 3 Stunden später ankommt als geplant, muss die AUA eine Prämie auszahlen, und wenn der Flug über mehr als 1500 km geht, dann wird die Prämie höher.
Jetzt wird es spannend, denn jetzt geht es um was! Kurz nach dem Abflug wird die Verspätung mit 3h und 3 min angegeben, später fallen die 3 min weg. Wir hier in Kos wissen schon, dass der Nordwind eine Landung aus dem Süden erzwingt, das bringt wertvolle Minuten. Beim passieren von Samos hat der Flieger nur 1 min „Rückstand“. Die Sache ist heiß!
Anflug auf Kos heißt bis nach Nisiros in den Süden und von dort wieder zurück nach Norden. Nisiros wird erreicht bei 2 min Rückstand. Der Flieger dreht seine letzte Kurve und – er kurvt einfach weiter! Hat ihm der Tower einfach eine Warteschleife verordnet. Die dauert aber weitere 2 min. Was war passiert: Ein Flugzeug ist gerade gelandet und muss auf der Piste zurückrollen. Gleichzeitig darf die Easyjet nach Manchester auf die Piste, um zum Startpunkt zu rollen. Inzwischen hängt die AUA in der Warteschleife und verliert teure zwei Minuten – und viel Geld.
Landung kurz vor Mitternacht mit 3h und 5 Min Verspätung bei einem Flug über 1523 km – Doppeljackpot. Der AUA-Flug sollte also eigentlich gratis sein. Mal sehen, wie sehr sich die AUA mit der Zahlung ziert. Ausreden gibt es ja immer, „höhere Gewalt“ und so. Detail am Rande: Die Crew hat nach bis zu 13 h Dienstzeit auch die Segel gestrichen und ist nicht gleich zurückgeflogen. Gibt dann nochmals 200 Passagiere mit Rückforderungen und weitere Verspätungen, weil der Flieger ja nicht da ist.
Sophie und Felix suchen sich ein Taxi, davon gibt es aber viel zu wenige. Die lokale Taxikoordinatorin sucht Fahrgäste, die in dieselbe Gegend müssen. Die Kunden bekommen die Fahrt ein bisschen billiger, der Taxler verdient 70% mehr als bei nur einer Kundschaft. Win – win also. Was der Taxler nicht versteht ist, dass die Beiden einfach nur in den Hafen von Kamares wollen. „In den Hafen“ // „Ja, genau. Dort wartet ein Boot auf uns.“ // „Aber da geht heute kein Boot mehr“ // „Doch für uns schon, ein Schlauchboot“.
Naja, der Kunde ist König – mach ma das halt. Als er die Beiden aussteigen lässt, ist er immer noch skeptisch. Meine leuchtende Taschenlampe, ich war noch im Dinghi unterwegs, interpretiert er als einen verirrten Fischer. Erst als wir gemeinsam ablegen, ist er zufrieden. Was da aber wirklich los war, hat er sicher nicht verstanden.
Um ½ 2 ist die Crew endlich komplett. Die sehr frühe Abfahrt wird verschoben.
Gialos ist bekannt für – Bergbau! Klingt nicht gerade einladend, oder? Aber die Insel liegt nur 3 Meilen von Nisyros nach Norden, bietet Schutz vor dem Wind und glasklares Wasser. Für uns der Ideale Platz, um den Urlaub mit Magdalena und Lorenz ausklingen zu lassen.
Bei 3 Meilen, könnte man meinen, dass wir da einfach den Motor nicht ausschalten. Machen wir aber doch, denn es weht ein wenig Wind und wir sind ein SEGELboot. Zeit haben wir ja und es läuft uns nichts weg.
In Gaios ist es eher das Problem sich für einen Ankerort zu entscheiden – es ist so viel Platz. Beim Näherkommen sehen wir aber, dass in 5 -10 m Tiefe große Felsen übereinander geschichtet sind. So als hätte jemand Felsplatten ins Meer geworfen. Nur dass diese Platten halt mehrere Meter dick sind. Nach den Platten kommt dann wieder feiner Sand. Das mögen wir und unser Anker auch. Keine 100 m vom Strand lassen wir ihn fallen und sich eingraben.
Aus – Urlaub
Das Wasser enttäuscht nicht: Die Sicht ist sicherlich 15 bis 20 m horizontal. Und vertikal? Na bis zum Grund und zurück. Die Fische erscheinen deutlich größer als sonst. Vielleicht auch deshalb, weil sie durch die Steinplatten vor kommerziellen Fischern geschützt sind. Die wollen ihre Netze nicht gefährden.
Wer ist sonst noch da? Ein Segelboot, zwei kleine Motoryachten, wirklich kleine. Die haben sich nur 4 m vor dem Strand eingeparkt und machen nun ein nettes Picknick mit Lagerfeuer. Magdalena und Lorenz hätten sie fast zum Abendessen eingeladen, aber die beiden waren noch zu früh dran.
Und der Bergbau? Da wird Tuff abgebaut, das ist das löchrige Gestein, dass bei uns als Bimsstein zum Hornhautabraspeln verwendet wurde / wird. Da wird einmal in der Woche ein Frachtschiff beladen, sonst bekommt man von unserem Ankerplatz aus nicht viel mit. Außer, dass manchmal eine weiße Staubwolke aufsteigt. Aber das ist alles sehr weit weg.
Am Abend ist der Bergbau völlig unbesetzt, also auch kein Licht eingeschaltet. Das erlaubt es uns wiederum besser die Sterne zu beobachten. So dunkel hat man es ja sonst nur mehr selten. Nur der zunehmende Mond stört mit seinem Licht. Das kann man aber durchaus tolerieren.
Wir bleiben für 2 Nächte und lassen die Zeit einfach vergehen.
Die Fahrt von Panormitis nach Paloi auf Nisiros ist ereignislos: 6 ½ Stunden unter Motor, sehr früh abgelegt, schon um 6 (!), damit wir zu Mittag in Paloi sind. Der Hafen ist zwar vergleichsweise groß, aber auch sehr beliebt. Am frühen Nachmittag sollte man da sein, wenn man sicher ein Plätzchen will.
Wir sind rechtzeitig da, und finden rasch einen Platz mit dem Heck am Steg und Buganker. Dann noch die Seite, bei der das Heck in den (vielleicht kommenden) Wind zeigt – was willst Du mehr? Ja, eigentlich wäre da noch gratis Trinkwasser und die Möglichkeit erstmals in der Saison den Dieseltank zu füllen.
Wir wollten den heuer einmal recht leer fahren, damit wir dann „frischen“ Diesel im Tank haben. Bis auf 35 Liter haben wir den unseren Tank leer gefahren. Insgesamt passten dann 125 Liter hinein. Sollte wieder ein Weilchen reichen. Da die nächsten Saisonen nur kurz werden (nur in den Sommerferien) könnten wir mit dem Sprit bis 2027 auskommen 😉.
Gleich im Hafen können wir ein Auto mieten, um die Insel anzusehen. Die hat es nämlich in sich – also wortwörtlich: In der Insel ist nämlich ein Vulkankrater. Einer von nur 3 aktiven Vulkanen in Griechenland. Die ganze Insel ist ein Überbleibsel dieses sehr jungen Vulkans. Der letzte Hydrogeologische Ausbruch (Dampfexplosion) hat „erst“ 1889 stattgefunden. Aber der Reihe nach:
Nisiros ist außen überall sehr steil, naja, Vulkan eben und hat eigentlich keinerlei nutzbaren Buchten. Im Norden nur 2 größere Häfen, wenn man von den paar Molen für die kleinen Fischerboote absieht. Der eine Hafen dient den Fähren und großen Touristenbooten, der andere ist Paloi, in dem Philia jetzt liegt.
Wegen der Steilheit des Geländes, sind die Dörfer alle sehr eng an den Hang gepickt. Für breite Gassen oder Fahrzeuge bleibt da dann kein Platz. Und die Ausblicke erst ….
Es dauert noch 2 Monate, bis die Granatäpfel reif sind… wenn nicht wer anderer vorher schon „erntet“
Am späten Nachmittag sind wir nach Emporios. Das klingt schon so nach „hoch oben und Aussicht“. Was und da dann erwartetet war aber sensationell. Das Dorf richtig nett und schnuckelig. Manche Häuser top renoviert und daneben Häuser, die eigentlich nur mehr Überreste sind. Ein Erdbeben 1933 hat den Ort schwer getroffen und viele sind abgewandert.
Taverne tot, Katze lebt
Wir finden ein kleines Lokal, gehen durch das Haus durch auf eine Terrasse und – bamm: Wir stehen an der Kante eines 300 m tiefen Kraters mit einem Durchmesser mehr als 3 Kilometern. Ein unglaublicher An- und Ausblick. Steil abfallende Felsen unter einer scharf begrenzten Felskante stürzen steil hinunter in die Kaldera. Unten eine große ebene Fläche in der mehrere kleinere Krater und Auswurfdome zu erkennen sind. Wobei „klein“ ist auch so eine Sache. Auch der kleine Krater hat einen Durchmesser vom 300 Metern.
Nach dem Essen und kurz vor dem Sonnenuntergang fahren wir hinunter in die Caldera. Das hat zwei Gründe: Einerseits der Krater und andererseits gibt es in der Caldera ein gratis Openair Konzert einer Pink Floyd Tribute Group aus Thessaloniki. Das aber erst zu später Stunde.
Gute Band in toller Umgebung – aber das Publikum …..
Also widmen wir uns zuerst dem Vulkanismus. Der Boden der Caldera ist weiße Vulkanasche, die aber sehr fruchtbar zu sein scheint. Immerhin gibt es große Felder und Oliven Plantagen. In den Krater, der vor ca. 150.000 Jahren entstanden ist, kann man hinein gehen. Magdalena und ich sind da sofort unterwegs, Susi und Lorenz zögern. Immerhin riecht es schon am Kraterrand kräftig nach Schwefel.
Am Rand des Kraters sind die Fumarolen, der dunkle Kreis in der Mitte ist ein Feld von kochendem SchlammEisen, Schwefel, Aluminiumoxyd – unmittelbar nebeneinander
Der Boden des Kraters ist völlig eben. Offensichtlich hat Regenwasser Schlamm herantransportiert, der sich dann als riesige Pfütze abgesetzt hat. In der Mitte der Fläche befinden sich bubbernde Schlammlöcher, die von unten „beheizt“ sind und knapp an die 100° heiß werden. An den Rändern der Fläche, also im Knick zwischen der Ebene und der steilen Wände haben sich Ablagerungen gebildet. Dort finden sich auch die Schwefel-Fumarolen aus denen es dampft, zischt und riecht. Klar, dass die wirklich heißen Bereiche abgesperrt sind, und das ist schon gut so. Beeindruckend ist die Szenerie allemal.
Fumarolen aus denen Wasserdampf und Schwefel austrittEs zischt und riecht – der Vulkan atmet
Als dann die Sonne untergeht wird die Stimmung magisch. Ein toller Ort.
Später dann setzt der Verkehr zum Konzert ein. Da werden Besucher sogar von Kos mit dem Schiff hergebracht. Die Band ist wirklich gut – Pink Floyd muss man halt mögen. Und zwar nicht nur die bekannten Nummer 1 Hits. Die kommen natürlich auch im Konzert vor, haben wir schon beim Soundcheck gehört, aber bis es so weit ist, sind halt die Stücke der „Frühphase“ dran. Psychodelic Rock der 70er ist halt nicht jedermanns Sache. So drängt meine Crew schon frühzeitig zum Rückzug. Mir soll’s nach dem Tag recht sein.
Am zweiten Tag haben wir das Auto noch bis Mittag. Das Nützen wir, um ein anderes Dorf am Kraterrand, Nikia, zu besuchen. Am Dorfplatz holen wir uns ein Frühstück und schlendern durch die engen Gassen. Auf der einen Seite der Blick in den Krater, und nur wenige Schritte weiter, auf der anderen Seite der Blick hinunter aufs Meer Richtung Osten (Symi, Türkei).
Ein riesen Loch mit 3 km Durchmesser und einer Tiefe von 300 mEs gibt auch andere Farben als Weiß und Hellblau
Das kleine aber feine Vulkanmuseum ist sehr schön aufgebaut und informativ. Gut, dass wir da waren. Jetzt hab ich eine bessere Idee, warum Nisiros und der Vulkan so besonders sind, und warum das hier ein idealer Ort wäre für Hydrothermie = Heißwasser aus dem Vulkangestein. 380° heißes Wasser mit 18 bar Druck, da geht schon was. Bis zu 50 MW Energie könnte man da gewinnen. Schon eine Menge (ca. 25 große Windräder, aber eben ohne Windrad in der Natur, oder ca. 1/3 des Kraftwerks Freudenau)
Schon eine spannende Gegend.
Ob ich mir auch einen kleinen Vulkan in den Garten bauen soll?
Im Süden von Symi gibt es eine sehr geschützte Bucht, in der sich ein Kloster befindet. Da wollen wir auch noch hin, damit auch ein wenig Kultur in unsere Reise kommt 😉
Gemütlich, es ist ja nicht all zu weit, brechen wir in Marathounda auf und tuckern die Küste entlang. Der Wind ist wieder einmal sehr sparsam, aber eigentlich wollten wir das ja auch so. Die erste Seereise von Lorenz sollte nicht seine letzte sein – wir wollten ihn nicht verschrecken.
Zwischen der Südspitze von Symi und der Insel Troumpetto gibt er sich allerdings die Ehre. 12 kt aber genau auf die Nase. Aber egal, die Durchfahrt ist knapp eine Meile breit und recht tief. Segel raus und aufkreuzen. Der Spaß dauert nur kurz, ein paar schöne Schläge und für Lorenz eine Idee, was Segeln auch bedeuten kann. Sobald wir aus der Durchfahrt draußen sind, ist aber wieder Schluss mit der leisen Fahrt, dann ist wieder der Motor dran.
Die Einfahrt nach Panormitis ist erst spät zu erkennen, außerdem stehen Wellen davor. Macht nichts, wir zwicken uns durch und haben dahinter ein herrlich ruhiges Becken. Ein Platz ist schnell gefunden, denn es ist ja erst ½ 1. Wir sind heute sicher nicht die Letzten die hier ankommen. Ein bisschen Schimmen und Faulenzen lässt die Zeit vergehen. Wir beobachten Busse und Schiffe mit Tagestouristen, bleiben an Bord, bis die wieder abziehen.
Erst gegen 5 fahren wir mit dem Dingh an Land, um das Kloster anzusehen. Der erste Eindruck ist: riesig. Da steht eine sicher 200 m lange Anlage mit Blick aufs Meer. In der Mitte ein Durchgang mit Kirchturm darüber und einer breiten Treppe davor. Beim genaueren Blick zeigen sich die beiden langen Seitenflügel als der „Wohnbereich“ der Mönche. „Zellen“ so wie in Mitteleuropa, wäre deutlich zu kurz gegriffen: Jeweils eine normalbreite Türe und zwei großzügige Fenster mit Meerblick. Na, da lässt sich‘s leben.
Erstaunlich der Gegensatz im Innenhof: Der ist zwar mit schönem Kieselmosaik belegt, wirkt aber eng. Das Katholikum, die eigentliche Kirche ist überhaupt nicht großzügig, sondern recht klein und dunkel. Fast so, als ob das hier nicht das Zentrum des Lebens der Mönche war.
Offensichtlich lebten die Mönche in diesem Kloster sehr gerne ohne Askese. War sicherlich viel angenehmer so 😉