Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Und immer noch was zu tun

    Arbeiten sind auf Schiffen immer so ein Thema. Um an das Werkzeug zu kommen und die entsprechenden Arbeitsstellen frei zu legen, wird immer das halbe Boot zerlegt. Das Werkzeug ist unter einer Sitzbank. Also Sitzpolster weg, nur wohin mit dem? Ins Vorschiff. Holzdeckel auf, der kommt unter den Tisch. Dann aus der Kiste das gesuchte Werkzeug heraus kramen, auch da ist Tetris angesagt, und es kommt mehr heraus als man braucht. Das liegt dann auch wieder herum.

    Um zur Arbeitsstelle zu kommen, nehmen wir an, ich arbeite an der Elektrik, wird dann noch die eine Heckkabine ausgeräumt. Da liegt noch Material für weitere Arbeiten, Abgeschraubte Abdeckungen, die auch noch montiert werden müssen, aber erst viel später, und natürlich die Matratzen. Wohin jetzt damit, ach ja, ins Vorschiff. Nicht gerade handlich die Teile. Jetzt kann man endlich die nötigen 4 Schrauben lösen und das Ersatzteil einsetzten. Um das zu testen, wird dann noch ein Kabel quer durch das Chaos gespannt und die Elektroniktafel am Navigationsplatz aufgemacht.

    Funktioniert!

    Und jetzt den ganzen Spaß wieder Retour. Was hat man gemacht: 4 Schrauben geöffnet, Teil eingesetzt 4 Schrauben angezogen. Nettoarbeitszeit 10 min, Brutto fast eine Stunde. Als Bonus ist das T-Shirt klatsch nass, als käme man gerade aus dem Meer, und die Hände sind zerkratzt.

    Und dann ist nicht alles, was man mithat, genau passend. So ist das neue WC um ein paar Zentimeter größer als das alte und passt nur mit Tricks auf die vorgesehene Position. Zusatzarbeit und weitere Zeit. Dafür ist es dann kein Winzig-Marine Klo, sondern fast so wie daheim. Auch was Nettes.

    Dass dann der Hersteller ein Ventil falsch eingebaut hat und das Klo so gar nicht funktioniert, ist in dem Chaos nur das Tüpfelchen auf dem i. Zum Glück ist das WC ja neu und unbenützt und der Fehler leicht gefunden.

    Alles was nicht gebraucht wird, fliegt raus. Am Ende der Woche sind das 2/3 eines grünen Müllkontainers! Und irgendwie schaffen wir auch noch einen Zustand, der diese „Hotelbilder“ erlaubt. Ja, so könnte es in Philia immer aussehen – tut es aber nicht!

  • Weltuntergang oder Urlaubswetter

    Griechenland ist doch Sommer, Sonne, Meer. In der ersten Woche ist es schwüle Hitze, kaum zu ertragen – wir arbeiten trotzdem.

    Am Montag stand noch unsere Probefahrt an. Unsere neuen Instrumente können erst eingestellt werden, wenn das Schiff fährt. Fast alles geht – große Erleichterung! Wir nutzen die Fahrt gleich, um das Schiff aus der Klub Marina in die „offizielle“ Marina Kalamaria, Aretsou zu überstellen. 500 m mehr nicht.

    Am Donnerstag endlich ein Tag mit Wolken, dunklen Wolken. Wenigstens ist es kühler und ein bisschen Regen kann ja nicht schaden.

    Ein bisschen Regen? Es beginnt mit dicken Tropfen und innerhalb von 30 Sekunden ein Wolkenbruch erster Güte. Wir haben natürlich alle Fenster offen und der Regen weiß das. Wir stürzen hinunter ins Schiff und beginnen die Lacken unter einem Fenster auf zu wischen – und der Regen weiß das. Der konzentriert sich nämlich auf die anderen 4 offenen Fenster und schenkt uns so richtig ein. Anfängerfehler – selbst schuld. Wenigstens ist unser Deck ausgiebig gewaschen und die nun geschlossenen Fenster auf Dichtigkeit geprüft. Besser hätten wir das auch nicht machen können.

    Insgesamt kommen an dem Tag noch 3 Gewitter vorbei und es regnet 24 h fast durchgehend.

    Griechenland? – ja, auch.

  • Übersiedeln auf’s Schiff

    Ein Schiff ist prinzipiell einmal ein eng begrenzter Raum, wohl durchdacht, aber eben begrenzt. Ca. 25m² aufgeteilt auf 3 Schlafräume, WC + Bad und Salon + Küche. Warum tut man sich das an? Wegen der Terrasse: 30 m² mit unverbaubarer Aussicht auf das Meer in allen Richtungen.

    Wenn man also auf das Schiff übersiedelt, muss man recht überlegt aus dem Auto die Teile holen, die gerade nötig sind. Also ein wenig Gewand, und das Material für die gerade anstehenden Arbeiten.

    Vieles was zu Hause selbstverständlich ist, kostet am Schiff Zeit und Nerven. Wo kommt das Wasser her und ist das trinkbar? Wie ist der Zustand der Batterien? Wie lange kommen wir mit dem Strom aus? All das macht extra Arbeit und kostet Zeit.

    Die Tankreinigung zum Beispiel:
    Tanks füllen wobei man beim 250 lit Tank im Heck den Schlauch halten muss. Reinigungs-Chemie dazu geben. 10 Stunden warten = kein Zugang zu Wasser, außer eben aus Flaschen. Tanks auspumpen, neu füllen, neue Chemie. 3 Stunden warten. Tanks auspumpen und neu füllen, damit die Chemie heraus gewaschen wird. Noch einmal auspumpen und neu füllen, jetzt mit einem zwischengeschalteten Aktivkohlefilter. Endlich – trinkbares Wasser in den Tanks, 420 Liter. Wie lange das reicht – keine Ahnung. Ob die nächste Füllung auch wieder trinkbar wird hängt von den Gegebenheiten auf den Inseln ab und steht in den Sternen.

  • Chaos – Die Vorbereitungen zu Haus

    Was muss mit? Was soll mit? Was will mit? Was darf nicht mit? Was haben wir vergessen? Fragen, die uns die letzten Wochen beschäftigen, und permanent im Hirn herumschwirren.

    Also wird noch letzte Ausrüstung beschafft, ein Besuch bei den Marinehändlern, Teile von Baumärkten oder Elektronikhändlern. Die Teile werden immer alltäglicher und kleiner – immerhin etwas. Aber eigentlich verlagern wir unseren Lebensmittelpunkt in unser schwimmendes Wohnmobil und da kommt unglaublich viel zusammen. Vom Küchenschwamm bis hin zum neuen Bord WC samt Schläuchen, Nähmaschine und Sextant, ist da alles dabei.

    Unsere Grenze ist aber klar vorgegeben: Das Auto vollgestopft als 3D Tetris + Dachbox, mehr können wir gar nicht transportieren. Dazu kommt noch das Gepäck der 3 „Kinder“ für 2 Wochen. Immerhin fahren wir nur zu zweit, Magdalena ist meine treue Begleiterin. Susi fliegt am Sonntagabend nach.

    Das sammelt sich alles in der Wohnung an. Dazu kommt noch, dass Magdalena alle Möbel für ihre neue Wohnung auch noch bei uns zwischengelagert hat. Dass sie ihre Wohnung 2 Wochen vor der Abreise erst bekommt und die auch noch eingerichtet werden muss (Aufbau der Küche, …) ist ein weiterer Stressfaktor. Das gelingt aber auch noch.

    Dann wollen wir noch einige Freunde treffen. Kostet auch Zeit, reißt uns aber aus der allgemeinen Verzweiflung.

    Dazwischen werden noch letzte Teile beschafft, das Auto vorbereitet und bis unter das Dach beladen. Was dann noch keinen Platz hat, aber mit muss, kommt in die Dachbox. Dann ist aber wirklich Schluss. Egal, das Datum steht fest: Wir fahren am 2. Juli um 5 Uhr Früh weg und wollen um Mitternacht griechischer Zeit in einem Hotel sein.

    Das gelingt dann auch.

  • Ein großer Bogen um Serbien


    Die kürzeste Strecke von Wien nach Thessaloniki führt über Ungarn, durch Serbien und Nord Mazedonien. Fast durchgehend Autobahn, 11 Stunden Fahrzeit. Warum also nicht?

    Auto mit Ausrüstung für das Schiff vollladen, insgesamt rund 8000€ für Elektronik aber auch Taue, Ketten und dergleichen. Was man halt so braucht. An der Grenze alles unverdächtig, eine Spur für LKW, eine für Autos. Wir lachen noch über ein Hinweisschild „no corruption“. Passkontrolle Ungarn – OK. Passkontrolle Serbien – OK. Dann steht da ein Grüppchen Grenzer „Haben Sie was anzugeben?“. Also wir denken da an Alkohol Zigaretten und so Zeug und sagen: „Nein“ – Fehler, großer Fehler.

    Aus einem freundlichen „let me see“ wird ein Zollverfahren mit allem Drum und Dran. Ware beschlagnahmt und vernichtet, Verwaltungsverfahren in der Kreisstadt. Weitere 500€ Strafe.

    Das „Nein“ hat uns 8500€ gekostet. Warum? Serbien ist nicht EU und die Durchfuhr von Waren ist Anmeldepflichtig, Da müsste ein Transitpapier von einer Spedition ausgestellt werden und eine Sicherstellung von 10% des Warenwertes hinterlegt werden + eine „Versicherung und Verwaltungsgebühr“ von ca. 250€ wird auch noch fällig.
    Dabei sind wir eigentlich noch günstig davon gekommen. Der Strafrahmen ist der einfache bis vierfache Warenwert, wenn es beliebt, wird dann auch noch das Auto beschlagnahmt.

    Ein besonderer Freund Serbiens bin ich nicht geworden. Daher gehen alle weiteren Fahrten den deutlich längeren aber immer durch die EU führenden Weg Ungarn, Rumänien, Bulgarien mit 700 km Landstraße, Pferdefuhrwerken und Schlaglöchern, die sogar LKWs gefährlich werden.

  • Refit – die große Modernisierung

    Das Schiff ist gut. Gut gebaut, gut gepflegt. Zuletzt viel mehr gestreichelt und poliert als gefahren. Aber immer von der großen Fahrt geträumt und daher in vielen Teilen in bestem Zustand. So sind zum Beispiel Batterien, Bimini, Sprayhood und ganz wesentlich auch die Segel erst 2 Saisonen alt. Die Segel waren nur sehr vorsichtig im Einsatz. Schräglage war für die Frau von Lefteris ein Gräuel und er lies lieber den Motor mitlaufen. Ohne Schräglage kann man das ja auch machen – muss man aber nicht. „Richtige“ segler, würden das nicht machen.

    Trotzdem waren einige Dinge schlicht veraltet: Es gab keinen Kartenplotter um viele Daten und auch Seekarten elektronisch darzustellen. Das Windinstrument, ist ja nicht ganz unwesentlich beim Segeln, ist während der Probefahrt verstorben und der Autopilot war eigentlich eine Lachnummer. Mit dem wäre ich genau nirgendwo hin gefahren. Es musste also was getan werden und schnell wuchs die Liste an:

    Ein Plotter ist heute ein zentraler Netzwerkserver. Der ist über eine Datenleitung (Backbone) mit allen anderen Instrumenten verbunden. Der Windanzeiger war hinüber, ob es der Sensor an der Mastspitze auch ist war nicht klar. Mit dem neuen Autopiloten kommt dann ein zeitgemäßes Bediengerät. Da kann das alte Tridata auch gegen ein Multifunktionsdisplay getauscht werden. Na und am Instrumentenbrett macht sich der alte Kompass auch nicht so gut, neben den neuen Geräten.

    Auch in die Sicherheit wurde investiert: Radar, AIS zur Kollisionsverhütung, Navtex für Wetternachrichten und Warnungen, einen Notfunkboje (EPIRB), die Rettungsinsel braucht ein Service, das Funkgerät wurde ersetzt. Ein Handfunkgerät, dass im Notfall viele der anderen Geräte ersetzen kann, musste auch noch her.

    Das alles zaubert sich aber nicht selbst ins Schiff. Da muss man schon selbst was dafür tun. OK, Profis machen das auch – gegen sehr viel Geld. Also lieber selber machen, so lange das irgendwie möglich ist.

    Auf einem Schiff ist das alles aber nicht so ganz einfach, denn es ist alles irgendwo hinter sinnreichen Verkleidungen versteck, Kabelstränge sind dick, unübersichtliche Bündel und kaum zugänglich. Die meisten Arbeitsstellen sind nur mit Verrenkungen und ohne Sichtkontakt zu erreichen.

    Da macht das dann richtig Spaß. Außerdem ist man sich selbst mit dem wenigen Platz im Weg. So sollen denn die zur Seite geräumten Teile und all das Werkzeug hin, in dieser 30 m² Höhle?

    Wenigstens haben wir dran gedacht, dass es im Februar und April noch recht kühl sein kann, und haben einen Heizstrahler mitgebracht. Sehr gute Idee. Allerdings haben uns die starken Winterwinde auch den einen oder anderen Arbeitstag verübelt. Wenn das ganze Schiff rüttelt und vibriert und dabei auf ein paar dünnen Ständern steht, ist das kein so tolles Gefühl. Da hat man dann wenigstens eine Ausrede, erneut zum Baumarkt zu fahren.

    Magdalena und ich waren 2x 10 Tage unterwegs und dabei jeweils 8 Tage durchgehend am Schiff. Also geschlafen haben wir schon in einem Appartement, aber von Thessaloniki haben wir genau nichts gesehen. Es hat sich aber ausgezahlt! Unsere Philia ist nun ein modernes Schiff, trotz ihres Alters, und ist viel besser ausgestattet als alle Charterboote die wir kennen.