Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Lemnos – Die zweite

    Wieder sind wir unterwegs, diesmal relativ früh. Wir wollen uns die „Kirche ohne Dach“ ansehen. Was das genau ist, wissen wir noch nicht, aber Martin und Daniela haben uns diesen Ort sehr empfohlen. Recht nahe an Myrina geht vor dem Ort Platy eine Schotterstraße links weg. Nicht leicht zu finden, schon alleine, weil wir nicht wissen, wie die Kirche wirklich heißt. Eigentlich heißt sie Panagia Kakatiovista, aber das kann man sich eh nicht merken. Ein paarmal umdrehen, bis Google mit uns zufrieden ist – auch gut. Dann geht es immer weiter in die Pampa, links und rechts nur mehr niedriges Gesträuch, bis wir irgendwann einen kleinen Parkplatz entdecken. Na, so klein ist der auch nicht, es stehen immerhin zwei Autobusse herum. Keine ganz großen, aber immerhin.

    Na, Super, da ist also eine Horde Touristen unterwegs. Ob das der Stimmung dient? Wir haben Glück, die kommen gerade alle zum Bus zurück. Erstaunlicherweise sind die alle mit guten Schuhen ausgerüstet. Der Weg zur Kirche, führt nämlich über viele Stufen und dann einen Weg im Basalt-Geröll über einen Hochebene.

    Es ist „schon“ nach 9, als wir den Weg beginnen. Eigentlich eine faszinierend schöne Gegend: Im vulkanischen Gestein befinden sich immer wieder Höhlen, oder vielleicht auch ehemalige Gasblasen, die der Felswand eher das Aussehe eines überdimensionalen Emmentalers geben. Entlang des Weges gibt es oft schöne Ausblicke hinunter auf das Meer, die Bucht von Mudros und im Hintergrund sogar die türkische Küste.

    Mit ein paar letzten Stufen erreicht man das Kirchlein. An sich nichts Besonderes. Es wirkt halt so, also ob sich ein Einsiedler verwirklichen wollte, und als die Mauern so 1,5 m hoch waren, hat ihn die Kraft verlassen. Besonders ist aber der Platz an oder in dem sie steht: Eine dieser früheren Blasen, sicherlich 5 m hoch und tief und 15 m breit. Für die vielen Besucher gibt es sogar ausreichend Bänke und Schemel zur Rast. Ein toller Platz. Viele verweilen hier auch länger.

    Spannend ist für uns, das Verhalten der Gäste zu studieren. Da ist jede Menge an Selbstdarstellung mit dabei, die unverzichtbaren Selfies und zugehörige Posen. Ein paar andere wirken ein wenig frömmer und bekreuzigen sich, oder schreiben in ein „Gebetsbuch“.

    Einer sticht uns besonders hervor: Als erstes schreibt er einen langen Roman in das Buch, sich dabei immer wieder umblickend, wie lange die Warteschlange denn schon ist. Dann ein Foto in Siegerpose im Eingang der Kirche. Danach erklettert er die Felsen hinter der Kirche und schreibt mit seinen rußigen Fingern groß seine Initialen an die Wand. Nicht nur wir sind damit nicht einverstanden. Dieser Depp macht dann noch weitere Fotos, um seine tolle Leistung zu dokumentieren. Warum machen die Leute so was???

    Da wir vergleichsweise „spät“ dran waren, haben wir kaum Gegenverkehr beim Weg zurück zum Auto, können trödeln und die Aussicht genießen. Der Weg zum Kirchlein ohne Dach, der war das Ziel!

    Martin hat uns empfohlen, vom Parkplatz der Kirche einfach weiter zu fahren, immer weiter – und wenn nichts mehr geht den Kriechgang vom Jeep zu nützen. Den Kriechgang haben wir nicht gebraucht, denn der Weg war zumeist bergab, aber eine Menge Vertrauen, dass der Weg schon weiter und zurück in die Zivilisation führen wird. Das war lange nicht so sicher. Bis dann einzelne „Bauernhof“ Tiere aufgetaucht sind – und dann Höfe, oder deren Ruinen. Dann Staubstraßen mit Reifenspuren und schließlich Häuser. Heraus gekommen sind wir ganz im Süden der Insel, gleich bei einem Strand.

    Und da in Lemnos die Strände so funktionieren, dass die Schirme und Strandbetten gratis sind, aber bei der Strandbar eine (mindest) Konsumation gewünscht ist, gibt es immer auch was zu Essen und zu Trinken. Genau das brauchen wir jetzt – und natürlich Schatten!

    Weiter geht die Fahrt nach Kontias, dort gibt es nämlich mehrere alte und auch renovierte Windmühlen. Wir suchen einen Parkplatz für das „kleine“ Auto und schlendern durch den Ort. Hübsch hergerichtet, auch neue Häuser werden, zumindest an der Außenhaut, im alten Stil gebaut. Sehr hübsch, der Ort, verwinkelt, an den Hang geschmiegt. Vor der Weiterfahrt finden wir noch einen Bäcker mit natürlich frischem Brot und – Linzerstangerl, also zumindest der griechischen Version davon. Herrlich!

    Der Küste entlang, also wirklich immer nur wenige Meter neben dem Wasser, folgen wir wirklich wilden Wegen zum nächsten Ziel: Der Kirche auf der Insel. Immer wieder finden wir gescheiterte Tourismusprojekte. Appartement Häuser mit riesigen Gärten im Nirgendwo, unfertig, aufgegeben. Da wurde richtig viel Geld in den Sand gesetzt. Oder vorsätzlich Förderungen abgezogen und verjubelt. Dass so was durch geht. Da müssten doch Förderungsgeber und Banken eine Wirtschaftlichkeitsrechnung verlangen und das Grundstück einmal sehen, bevor sie Geld geben.

    Wir finden also unser Kirchlein. Sie steht auf einer kleinen Insel, die über einen übe 200 m langen Damm mit dem Land verbunden ist. Das Innere der Kirche ist vollgeräumt mit Möbelstücken, sie an den wenigen Gottesdiensten, die dann aber im Freien stattfinden, gebraucht werden. Rund herum sind Tamarisken gepflanzt, die noch nicht sehr hoch sind. Über einen kurzen Weg geht es zum zweiten Buckel der Insel, Nichts Aufregendes, aber man steht sehr weit draußen in der Bucht von Mudros, die im 1. Weltkrieg im Rahmen der Schlacht von Gallipoli eine wichtige Rolle gespielt hat.

    Am Weg zurück fällt mir auf, dass am und im Erdboden ganz viele Muscheln liegen. Und dann mach ich Susi noch darauf aufmerksam – Fehler, ganz schwerer Fehler. Susi liebt es Muschel und Schneckenhäuser zu sammeln, und auf dieser Insel ist sie m Paradies. Die einzige Grenze war ihre rote Umhängetasche. Die ist zum Glück nicht sehr groß, so dass wir „bald“ weiterkönnen. Über eine Stunde sucht und sammelt sie auf, was andere noch liegen haben lassen.

    Unsere Hirne sind von Eindrücken voll, uns so fahren wir zurück zum Schiff und geben Martin sein Auto zurück.
    Genug für heute.

    Ach ja, und dann ist die Sonne auch noch unter gegangen ….

  • Meltemi im  Hafen

    Wir haben ja einen der wenigen Plätze längsseits an der Mole ergattert. Noch dazu einen, der von den Kreuzfahrtschiffen nicht beansprucht wird. Ist eigentlich sehr gemütlich hier: Kaum Welle im Hafenbecken. Vormittags Wind, der uns sanft an die Mole drückt, am Nachmittag dann als ablandiger Wind mit Abstand von der Mole. In der Nacht meist windstille.

    Durch die Lage an der Mole, können wir das Dinghi zusammengerollt an Deck liegen lassen. Das spart Arbeit. Kein Dinghi zu brauchen um an Land zu kommen, ist sehr bequem. Ein Platz mit Heck an der Hafenmauer war nicht mehr zu ergattern. Außerdem ist man bei dem dort seitlichen Wind auch von den Ankern der Nachbarlieger abhängig. Bricht da einer aus, gibt das einen schönen Domino-Effekt und gelegentlich auch ein Trümmerfeld an Yachtschäden. Auch keine gute p

    Bis jetzt also alles super – bis jetzt: Gestern Abend ist der Wind auf NE geblieben, hat und also an die Mole gedrückt. Heute Früh hat er aufgefrischt. Wir haben ein Maximum von 32,8 kt gemessen, also gute 60 km/h. Da bekommt das Schiff Lage, ruckt in Vorleine und Achterspring, während die anderen Leinen lose durchhängen. 5 Fender stützen das Schiff gleichzeitig ab, damit nichts passiert. Trotzdem ist das alles recht ungemütlich. Ruckt das Schiff nicht vor und zurück, schlagen die Wellen, die der Wind über das Hafenbecken jagt an die Bordwand – so alle Sekunden ein Schlag, der das Schiff in die Fender drückt. Nicht so echt toll. Schlafen ist da dann nur mehr bedingt entspannend.

    Super war aber der Kapitän der Superyacht. Er macht regelmäßig Rundgänge, um alle Schiffe an der Mole zu prüfen. Mit unseren Fendern und Tauen ist er zufrieden, nur in die Bugleine würde er etwas lockerer lassen. Aber sonst alles gut.

    Und dann meint er noch, dass der Wind am Vormittag am schlimmsten ist und am Nachmittag schon deutlich abnimmt. Naja, war wohl ein Irrtum, der Wind ist geblieben. Nicht mehr 30 kt sondern nur mehr 20 kt. Für eine unruhige Nacht ist gesorgt.

    Der einzige, der sich freut ist unser Windgenerator. Der nimmt in den Böen mächtig Drehzahl auf und schickt bis zu 25 A in die Batterie, stundenlang, den ganzen Tag. Die werden so voll, dass wir Strom von der Service Batterien in die Lithium Batterie für Susi’s Sauerstoffversorgung umladen können.

    Wenigstens um den Strom machen wir uns keine Sorgen. Viel eher schon um das Schiff: Können wir unter diesen Bedingungen das Schiff verlassen und einkaufen gehen?
    Wir haben alles abgefendert, den Wind beobachtet, die Längen der Taue verbessert, Bimini und Spray Hood abgebaut, damit der Wind weniger Angriffsfläche hat und das am meisten beanspruchte Tau, mit einer weiteren Sicherheitsleine abgesichert. Es wäre blöd, wenn die Bugleine bricht und wir gegen die Superyacht treiben, sie dabei vielleicht versenkten. Das übersteigt die Höhe unserer Haftpflichtversicherung (7 Mio. €) bei weitem. Ich denke aber, dass die Yacht mit Lackschäden davon kommt und eher wir versinken. Das wäre hingegen von der Kaskoversicherung gedeckt.

    Wenn jetzt doch was passiert, es kommt eine katastrophale Böe oder irgendetwas bricht, dann könnten wir in dem Moment einen Schaden am Boot auch nicht mehr verhindern. Da der Wind in der Tendenz eher abnimmt trauen wir uns und gehen am späteren Nachmittag noch an den Strand.

    Entspannung muss auch sein.

    Die einzigen „Schäden“ finden wir an einem Fender Überzug, den hat eine Kante der Mole aufgerieben und am Windgenerator. Offensichtlich hat der starke Wind viel Staub aus der Insel mitgebracht, und der hat der Farbe an den Flügeln mächtig zugesetzt. Da fehlt jetzt der UV Schutz für den Kunststoff. Wieder eine Diskussion mit den Freunden beim Hersteller in Portugal

  • Eine andere Liga

    Der Hafen von Myrina ist gut geschützt und hat Platz für ca. 10 Schiffe mit Heck zum Kai und ein paar an der anderen Mole Längsseits. Selten aber doch kommen „Superyachten“ in den Hafen. Also damit meine ich Motorschiffe mit gut 40 m Länge.

    Wir liegen ja seit dem 2. Tag längsseits an der Mole und hatten das Glück, nicht wegen ein paar Kreuzfahrtpassagieren, die hier anlanden sollten, unseren Platz wechseln zu müssen. Alles gut. Als wir aber nach einem Ausflug in den Hafen zurück kommen, hat sich was Grundlegendes geändert: Eine Yacht vom Typ „Stargazer“ hat als  Nachbarschiff fest gemacht, also eigentlich fast neben uns festgemacht. Deren Bug überlappt sich mit unserem um mehr als 2 m, ihr Vordeck liegt auf Höhe unserer ersten Saling, also gut 6 m über dem Wasser – naja! So ein bisserl eingezwickt und klein kommen wir uns schon vor.

    Dafür ist die Crew ausnehmend nett: Sie entschuldigen sich für den unkonventionellen Liegeplatz und bieten sofort ihre Hilfe an, sollten wir ablegen wollen. Auch sonst kommen wir mit ihnen ins Gespräch und sie erzählen ein wenig aus ihrem Alltag auf der Yacht, ihren Dienstplänen und wo sie sich so herumtreiben. Insgesamt 7 Personen sind nötig, um das Schiff zu betreiben, immer auf „stand by“ um innerhalb 1 Stunde ablegen zu können, wenn es dem Eigner gerade einfällt. Lustig finde ich, dass das Schiff den Heimathafen Zadar hat, die Crew in der Altstadt von Zadar oder auf Murter lebt. Alles Orte, die wir schon oft mit dem Segelboot besucht haben.

    Mit den 150 Lit. Diesel unseres Bootes, könnten die beiden 3100 PS auch laufen – eine Stunde. einer! Und auch das nur wenn sie mit nur 12 kt unterwegs sind. Das Schiff kann aber auch das Doppelte, bei dann zumindest 6-fachem Verbrauch also knapp 2.000 lit/h für den Spaß. Dafür haben sie aber auch 30.000 Liter an Bord und fahren „mal schnell“ in die Türkei zum Tanken. Dann sind sie ein Schiff im Transit und sparen sich die Steuern, also knapp 30.000 € – auch nett. Also einmal in der EU tanken kostet so viel wie unsere Philia.

    Mein Mast ist aber höher als das Schiff, und wenn ich da rauf muss, ist Schluss mit „privacy“ 😉 Das hab ich angekündigt, das sieht zumindest der Kapitän nicht so eng. Der hilft mir sogar mit einem Gaslötkolben aus, damit ich meine VHF Antenne reparieren kann.

    Und wenn man sie drum fragt, bekommt man auch eine Ladung Eiswürfel für den Uzo unserer Gäste. Gut wenn man Freunde auf einer Superyacht hat.

    Die Superyacht kommt gebraucht auf rund 10 Mio. (gebraucht) und kostet im Jahr rund 1 Mio. an Unterhalt (Crew, Technik). Macht aber nix, der Eigner hat noch eine zweite wo stehen. Und zwischen den Schiffen fliegt er mit dem eigenen Flieger hin und her. Das Geld für die Spielzeuge hat der Herr mit Sicherheitstechnik verdient.

    STARGAZER Yacht | Fraser (fraseryachts.com)

    Für diese Menge Geld bekommt man eine ganze Menge Luxus, also der Eigner, nicht die Crew. Capain, Engineer, Cook, 2 „Matrosen“ und die beiden Hausdamen teilen sich für mindestens 4 Monate 2er Kabinen mit Stockbetten. Nur der Captain darf alleine schlafen. Damit die Crew unter Tags unsichbar ist, hat sie sogar eine kleine Küche um nicht oben zu stören.

    Keine schöne Perspektive, als quasi Leibeigener auf so einem Ding „eingesperrt“ zu sein. Da doch lieber unsere Philia. Wenn sich da der Engineer und die Interieurdesignerin in die Haare kommen, dann merkt das keiner.

  • Lemnos – die Erste

     

    Der Morgen in Lemnos ist freundlich. Windstille, keine Welle – und ein freier Platz an der Mole, längsseits bitteschön! Also Motor an, Anker hoch, vom leichten Seitenwind an die Mole treiben lassen – easy living. Wenn da nicht die Hafenaufsicht wäre und einen anderen Segler, der nur zwei Schiffe vor uns liegt, vertreiben würde. Müssen wir auch weg? „Nein, ihr seid OK. Morgen kommt ein Kreuzfahrtschiff und die wollen an der Mole keine anderen Leute, wenn ihre Passagiere aus den Beibooten ein- oder aussteigen.

    Mir soll’s recht sein. Da wir länger hier liegen werden, vertäuen wir Philia nach allen Regeln der Kunst. 4 Leinen 7 Fender und 2 Kugelfender – sollte reichen! Nur die Betonkante, keine 15 cm von meinem Salonfenster entfernt, beunruhigt mich etwas.

    Gegen Mittag kommt uns mein Bruder Martin abholen. Er lebt mit seiner Frau Daniela im Sommer auf Lemnos. Also eine erste kleine Inselrundfahrt, eine Besichtigung seiner Bleibe und dann ein wunderbarer Tag am Strand samt anschließendem Abendessen – natürlich auch am Strand. Herrlich, diese Entspannung nach der Überfahrt.

    Etwas speziell ist in dieser Bucht, dass da eine sehr geschmackvolle Hotelanlage der Premiumklasse die vor 15 Jahren von heute auf morgen aufgegeben wurde steht. Die Einrichtung ist zum Teil noch gut erhalten, der Föhn liegt am Tisch, Gläser stehen im Kasten. Gerade dass der Wasserhahn nicht mehr tropft. In der Rezeption steht noch das Telefon am Tisch, so als ob nach einer gründlichen Reinigung in 2 Wochen die Gäste wieder kommen wollten.

  • Lemnos – Explorer

    Martin borgt uns sein cooles Familienauto. Das einzige seiner Art auf der Insel, in unauffälligem rot und einer furchteinflößenden Silhouette. So ein Jeep Rubicon macht den anderen schon klar, wer da jetzt als nächster fährt. 😊 Na, jedenfalls ist er genau das richtige Auto, um auch die kleinen Schotter und Sandstraßen zu den außergewöhnlichen Plätzen auf Lemons zu gelangen.

    Martin gibt uns noch eine Karte mit, speichert die Koordinaten in das Navigationssystem und schickt sie uns auch noch per WhatsApp – und gut ist’s. Wir allerdings brauchen den halben Tag, bis wir kapieren, wie man denn den Bildschirm im Auto einschaltet. Gut, dass wir den Umgang mit Karten (noch) beherrschen.

    Zuerst schickt uns Martin in die Wüste – also buchstäblich. In Lemnos gibt es nämlich einen Küstenstreifen, der tatsächlich wüstenartig geformt ist. Eine große und zum Teil kahle Düne mit tiefem Sand und dazwischen immer wieder Flecken mit Gestein – Sandstein natürlich. Dort wo der Sand nicht so sehr in Bewegung ist, schaffen es Pflanzen sich anzusiedeln. Manchen ist das zu wenig spektakulär, wir sind beeindruckt!

    Wieder zurück in der Zivilisation brauchen wir erst einmal eine Pause und kleine Stärkung. Der Dorfplatz von Ariki scheint uns geeignet zu sein. Drei „Restaurants“ teilen sich die Fläche: Im ersten sitzen die Griechen, nur die Griechen, also die Männer. Einzige geduldete Frau ist die Kellnerin. Im zweiten sitzen ein paar Touristen, die aber offensichtlich mit den griechischen Sitten schon vertraut sind. Und im dritten sitzen in einem großen Sesselkreis Pauschaltouristen beim obligatorischen Mittagssnack.
    Wir setzen uns in das zweite Restaurant zu Feta Saganaki und griechischen Salat – passt doch auch, oder?

    Nach der Pause suchen wir uns den Weg zu den „boulders“. Das sind seltsam geformte Sandsteinformationen an de N-Küste. Gut dass wir im Jeep unterwegs sind, also fast immer ist das gut. Manche Gassen und Ecken verlangen schon umsichtiges Fahren, damit das Auto keine Spuren hinterlässt. Alles machbar, alles gut. Nach 20 min Geschaukel kommen wir zu einem Häuschen, dass wohl einmal als Labestation für Touristen gedacht war. Groß in der Idee, klein in der Ausführung, zugesperrt und am Verfallen.

    Von dort sind es nur ein paar Schritte, bis wir die ersten Steine entdecken. Manche wie Kugeln, die in die Landschaft gelegt sind, andere wie ein hartes Ei, bei dem noch ein Teil der Schale drauf ist, wieder andere sind zerfurcht und erinnern an Hirnkorallen. Dominiert wird die Szene von einer rund geschliffenen Wand, die sich wie eine brechende Welle in die Landschaft legt. Der „Boden“ der Welle ist leicht gestuft und mit Steinkugeln verziert. Die können einen Durchmesser von fast 1 m erreichen. Ein spektakuläres Bild.

    Wir streifen eine Zeit lang umher, kommen immer näher zum Strand hinunter. Sandstrand, wie so oft in Lemnos, aber durchsetzt mit rundgeschliffenen Sandsteinplatten. Zumindest bis zu den Oberschenkeln gehen wir hinein und kühlen uns ab. Am Sandstrand fällt mir was auf: Entlang der Linie, die die letzte Welle in den Sand gezeichnet hat, liegen tausenden kleinster Plastikstückchen – auf der ganzen Länge! Plastik, dass von achtlos ins Meer geworfenem Müll stammt und von den Wellen zerrieben wurde.

    Später erzählt man uns, dass zwischen Lemnos und dem Eingang zu den Dardanellen eine kurze Seestrecke liegt, die so weit von Land entfernt ist, dass sie als internationales Gewässer gilt. Damit gelten dort keine Gesetze, bzw. niemand darf sie kontrollieren. Das sollen manche Kapitäne nutzen, um ihren Dreck loszuwerden.
    Dankeschön!

    Der nächste Stopp soll die „Kirche mit dem Baum“ und der Salzsee sein. Ganz kompliziert zu finden. Also eigentlich findet man die Kirche eh bald, aber der Weg dort hin hat es in sich. Ich wusste gar nicht, wie oft hintereinander man „nächste Kreuzung links abbiegen“ hintereinander hören kann. Das Kirchlein steht mitten in den Feldern, als Kirchlein nicht besonders aufregend. Spannend ist, dass aus dem Vordach der Kirche, ein mächtiger Baum ragt. So steht dieses Kirchlein den ganzen Tag im eigenen Schatten – nett.

    Der Weg zum Salzsee ist ähnlich kompliziert, auch wenn man den Salzsee schon lange glänzen und schimmern sieht. Wir schalten auf „Satellitennavigation“, also wir holen uns ein Satellitenbild von der Gegend und versuchen die fahrbaren Wege zu identifizieren. Eine markante Schotterhalde erleichtert die Navigation erheblich. Am See angekommen, also eigentlich ist es eine Lagune, die jedes Jahr austrocknet, müssen wir erst ein paar Meter über eine ausgetrocknete Uferzone, bevor das Salz am Boden beginnt. Grobe Kristalle, zum Teil in Schuppen aufgetürmt bedeckt die ganze Fläche. Feinstes Meersalz. Warum denn da nicht ein wenig mit nach Hause schleppen. Einen Becher zum Kratzen haben wir im Auto, eine 1 ½ Liter Flasche ist bald gefüllt. Man darf nur nicht zu tief „graben“. Sonst ist man am erdigen Untergrund, und den möchte man ja nicht im Essen haben.

    Für uns reicht es, auch wenn die Liste von Martin noch lang ist. Das Hirn ist voll von schönen Eindrücken und wir wissen, dass wir das Auto sicher einen weiteren Tag haben können. So fahren wir zurüch nach Myrina und dann weiter zu dem Strand, an dem Martin, Daniela und ihre Gäste den Tag verbracht haben.

    Bei einem tollen griechischen Essen klingt der Tag aus. Es ist lange nach Mitternacht, bis wir die Augen zu machen.

  • Alleine zu zweit

    Bisher hatten wir eine kompetente Crew an Bord. Da weiß die Crew, wie das Manöver funktionieren soll und es gibt genügend helfende Hände. Aber zu zweit? Gut, da ist eine Person für das Steuern des Schiffes zuständig. Meist ist das Susi. Und die andere Person, also dann ich, ist hinten und vorne, links und rechts, zerrt an Tauen, lässt andere nach. Kurz, er ist die Crew. Wenn das Schiff steht, also im Hafen oder vor Anker, dann hat die Crew ja nichts zu tun. Da bekommt die dann frei und heuert lieber als Mechaniker, Elektriker, Installateur oder Elektroniker an. Zeit will gut genützt sein.

    Also zu zweit ist eine ganz andere Sache. In der Früh aus einem Hafen ausfahren, bei fast keinem Wind, das ist gut machbar. Dauert ein bisschen länger, aber es geht. Wie aber macht man wieder fest, so wie letzte Nacht in einer kurzen „Parklücke“ Längsseits an eine Betonmole? Entweder gar nicht, oder mit Hilfe von außen. Konkret waren das dann zwei Flamen aus Nordbelgien. Die haben uns im Hafen herumirren gesehen und hatten erbarmen mit uns. Die haben dann schnell ihren Katamaran um 2 m verschoben und schon passt die Lücke für unser kleines Schiff. Ohne deren kräftige Hilfe an den Landleinen wäre das aber alles viel anstrengender geworden.

    Und wenn man mit dem Wind Glück hat, so wie gestern, dann kann man den ganzen Tag recht sportlich hart am Wind die Küste entlang segeln, fast ohne eine Wende zu fahren. Konkret sind wir 48 Meilen gefahren, davon 39 unter Segeln, und das mit nur 4 Wenden. Geht doch!

    Am einfachsten ist, wenn man nur zu Zweit ist, das Fahren, Segelsetzen und Reffen und die Navigation. Das geht zu Zweit alles recht einfach.
    Jetzt müssen wir nur noch lernen, bei der ganzen Fahrerei, ganz entspannt zu sein. Pause machen, abschalten – also den Autopiloten einschalten und machen lassen. Da kann man dann den Wellen zusehen, was lesen (nein, nicht schon wieder Bedienungsanleitungen), oder an der Homepage basteln.

    Schön ist es so am Meer.