Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Windstille auf Euböa

    Eigentlich pfeift ja in Griechenland der Meltemi, dass alles nur so wackelt. Da ist es dann klug sich hinter Euböa zu verstecken, wenn man mit dem Schiff Richtung Athen fährt. Das ist windgeschützter und der Wind reicht dann immer noch für eine nette Segelei ohne Wellen. Das war unser Plan.

    Tatsächlich hat eine spezielle Wetterlage den Meltemi heuer zerfallen lassen. Der braucht nämlich ein Hitzetief über der Türkei und ein Hoch über der Adria. Dann geht so richtig die Post ab. Je tiefer das Tief und je höher das Hoch umso besser. Normal wäre da ein Luftdruckunterschied von 20 mbar. Heuer sind es oft nur 8 oder 12. Und da treiben sich dann auch noch ein paar andere Hochs oder Tiefs in der Gegend herum und plötzlich geht der Wind nicht mit gebündelter Kraft vom Bosporus, durch die Ägäis bis nach Rhodos. Heuer gibt es vor allem Wind aus dem Westen oder Nordwesten, wenn überhaupt. Dieses „wenn überhaupt“ führt dazu, dass die Feuchtigkeit vom verdunstenden Meer in der Gegend bleibt und sich gerne als Gewitter entlädt.

    Um von Chalkis weg zu kommen, sind zuerst ein paar enge Passagen zu bewältigen. Für Magdalena ist das eine schöne Navigationsaufgabe – bei Tag. In der Nacht wäre das echt heikel. Die Griechen sind nämlich sehr sparsam mit Leuchtfeuern. Die brauchen regelmäßige Wartung, und die Seefahrer erwarten, dass die brennen. Und brennen die nicht, muss man das den Seefahrern sagen, über Warnmeldungen. Und dann weiß jeder, dass da was schlecht gewartet ist. Besser also keine Leuchtfeuer bauen, dann kann auch nichts ausfallen. Die Griechen aus der Gegend brauchen die Leuchtfeuer eh nicht, und die anderen sollen am Tag fahren, wo sie keine Leuchtfeuer brauchen.

    Also Magdalena peilt Kurse, korrigiert wegen der Strömung, erkennt Bojen und Feuer – alles gut. Nach der Passage kommt ein wenig, also wirklich nur ein wenig Wind auf. Da wir heute nicht weit wollen, gönnen wir uns Schwachwindsegeln, solange es nur geht. Und es geht, je später am Tag umso besser. So erreichen wir dann auch Eretria, einen großen Fährhafen, von dem aus alle 30 min eine Fähre zum Festland fährt. Im großen Hafenbecken darf man auch ankern, was wir auch machen. 2 andere Yachten sind auch da, heute. Morgen kommen noch 4 weitere dazu.

    Am Weg hierher und natürlich dann auch am Liegeplatz, bekommen wir immer wieder Besuch von Quallen, sehr großen Quallen. Nur ihr Name ist lustig: Spiegeleiqualle, und so sehen sie auch aus. 35 cm im Durchmesser und oben auf der Kuppel eine weitere und dunklere „Beule“. Schaut wirklich wie ein Spiegelei aus. An der Unterseite haben sie ein paar wenige Tentakel und viele Fortsätze, die in violetten „Knospen“ enden. Für Menschen sollen sie nicht gefährlich sein. Ich will sie aber trotzdem nicht berühren.

    Also macht von uns immer jemand den Bademeister und kontrolliert zuerst rund ums Boot, ob so ein Vieh sich wo herum-treibt. Wenn nicht, ab ins sehr angenehme Wasser. Der Tag vergeht mit Faulenzen. Wir gehen nicht einmal in das Dorf. Erst am zweiten Tag rudern wir an Land und gehen kurz in den Supermarkt. Obst, Gemüse, Milch – was halt nicht lange hält.

    Erst am zweiten Tag treibt es uns weiter. Mittlerweile kennen wir den Rhythmus dieses Wetters: Vormittags tödliche Flaute, Nachmittags, so ab 2 kommt Wind auf, der durchaus länger brauchbar sein kann – kann, nicht muss. Darauf setzen wir und legen um 2 Uhr ab. Ein wenig Wind ist schon, der zwingt uns aber, genau in der „Fahrbahn“ der Fähren herumzudümpeln, so 2 kt schaffen wir. Kurz bevor uns eine Fähre frisst, fahren wir eine Wende – und zur Strafe fährt der Wind einmal im Kreis. Immer hart am Wind fahre ich eine 180° Kurve, also bis auf Gegenkurs, also zurück in die „Fahrbahn“ der Fähren. Einfach verrückt!

    Dann aber setzt sich der Wind durch und beschert uns eine nette Fahrt in Richtung von Aliveri. In Richtung, eben nicht ganz. Fünf Meilen davor streichen wir die Segel, um unter Motor nur 1 Stunde statt unter Segel 3 Stunden zu brauchen. Macht Sinn am Ende des Tages. Wir wissen ja nicht, was uns dort erwartet.

    Was uns erwartet ist ein kleines recht ursprüngliches Dorf. Das heißt, dass die Restaurant Meile keine 150 m lang ist. Nur am Abend ist die Uferstraße für die Autos gesperrt. Und das auch sicher nur im Sommer. Verlockend, aber noch haben wir nicht fest gemacht. Ankern, an die Mole gehen? Die Mole ist recht locker belegt. Das heißt immer genau so viel Abstand zwischen den Schiffen, dass wir nicht dazu passen. Eine einzige Lücke wäre möglich, aber da stehen zwei Fischer und versuchen ihr Glück.

    Egal, wir wollen dort hin. Alle Fender auf diese Seite, Leinen vorbereiten, eine Vorbeifahrt, um die Tiefe und die Hafenmauer zu erkunden und dann geht es los. Die Fischer haben unsere Zeichen verstanden und räumen das Feld. Susi nimmt Maß und zirkelt Philia perfekt an die Mauer. Leinen festmachen, Fender korrigieren – Höhen und Positionen werden angepasst – fertig.

    Susi hat schon seit Tagen das Verlangen nach einem Moussaka. Was soll man da tun – losziehen und die Lokale testen. Speisen / Bar / Bar / Creppes / Bar / ?? / Speisen / Speisen. Das vorletzte Restaurant hat unbequeme Griechenstühle. Auf denen können nur Griechen länger sitzen. Klingt vielversprechend. Susi fragt nach, auf Griechisch und bekommt ein „Ne“ als Antwort. Glücklich strahlend winkt sie uns herein.

    Bei der Bestellung „Mia Moussaka“ schüttelt der Kellner den Kopf: „Ochi“ ist leider aus. Susi schickt ihn nachfragen. „Ne“ – ein Stück gibt es noch. Susi ist glücklich! Ich hätte gerne „Pastichio“ – „Ochi“ ist leider aus. Magdalena hätte gerne Zucchini Bällchen – „Ochi“ ist leider aus. Was ist denn da los, heute. Die Speisekarte ist üppig und so finden wir leicht passende Alternativen. Und der Preis stimmt auch. Haben die schon die Nachsaison Karten, oder ist es immer so billig, weil da kaum Touristen sind? Uns solls recht sein.

    Dass da niemand kommt, um von uns irgendeine Hafengebühr zu verlangen, passt da nur zu gut ins Bild. Es waren übrigens überhaupt nur 2 Touristen-Yachten im Hafen.

    Griechenland, wie man es sich erträumt.

  • 9 Stunden für 10 Minuten

    Also Chalkis, was ist da wieder los. Eine Straßenbrücke, die für die Schifffahrt geöffnet wird – so what? Na, so ganz einfach ist das nicht:

    Die ganze Zeit schon hat uns die Strömung begleitet, und die ist auch die Herausforderung an der Brücke. Man hört da von unglaublichen Strömungsgeschwindigkeiten und seltsamen Phänomänen. Aber die wollen wir selbst sehen, später.

    Zuerst müssen wir an der richtigen Stelle anlegen, am Stadtkai, längsseits. Da sind genügend Segler unterwegs, die unsere Leinen gerne entgegennehmen. Der Stadtkai ist so was wie das Bermudadreieck in Wien: ein Lokal neben dem anderen, die meisten in guter Qualität und gut besucht. Und hunderte Menschen, die da auf und ab flanieren, um gesehen zu werden. Irgendwie kommt man sich da beobachtet vor. Als wollte man auf der Kärntnerstraße campieren.

    Da zuzuschauen, dazu haben wir gerade keine Zeit. Wir müssen das Büro der Port Authority suchen, um uns für die Brückendurchfahrt anzumelden. Am Weg dort hin kommen wir an der Brücke vorbei: Was da an Strömung los ist, alle Ehre! Mit mindestens 3 kt strömt das Wasser von Nord nach Süd. Das ist fast so schnell wie ein engagierter Spaziergänger. Da gibt es alles was man sonst an Wildflüssen findet: Scherwasser, Rückströmungen – sogar einen Wildwasser Slalom Strecke hat da jemand installiert. Am Meer! Unglaublich.

    Eine Leuchtschrift verkündet den Autofahrern, dass die Brücke heute „wahrscheinlich“ zwischen 01:35 und 02:35 geöffnet sein wird. Nicht weit davon ist die Einfahrt in den Hafen und in einem Container Büro die Stelle der Brückenkasse. Nett zu plaudern ist es mit der Dame, und sie macht ihren Job mit Geduld und Freude. Nur von der Brücke hat sie keine Ahnung.

    „Wie geht das denn heute und um welche Zeit?“, unsere durchaus berechtigte Fragen. Die einzige Information die wir bekommen können: Ab 21:00 auf Kanal 12 zuhören. Die Port Authority wird sie dann aufrufen.
    „Wann geht es dann los?“ – Die Port Authority wird das sagen. Es hängt vom Wasser ab, wie sich das gerade verhält. Der Hinweis auf der Brücke ist eigentlich nur ein Hinweis. Gestern war es um 03:30, so ungefähr.

    Wäre irgendwie nett, wenn man das eingrenzen könnte. Ist es wirklich so spät, könnte man ja eine Runde schlafen. So sitzt zumindest einer die ganze Zeit am Funkgerät und traut sich nicht weg. Zum Glück haben wir unsere Handfunke mit dabei. So sind wir wenigstens mobil.

    In der Zwischenzeit haben wir Hunger bekommen und holen uns 3 Pizzen aufs Schiff. Wirklich tolle Pizza, nicht nur weil wir schon lang sowas nicht gegessen haben. Ein Abendessen „sub auspiciis“, unter Beobachtung. Da sind locker ein paar Hundert Leute am Schiff vorbei gegangen und haben geschaut, was wir da so machen. Nach dem Essen ziehen sich die Damen nach unten zurück. Nur zum Lesen. Bald aber verkündet der tiefe Atem, dass dem Lesen eine tiefe Augenentspannung gefolgt ist. Nein, geschlafen haben sie nicht, sicher nicht.

    Ich bemerke, dass die Strömung gekentert ist. Jetzt geht die Post in die andere Richtung ab. An der Brücke gurgelts und zischts. Fischer versuchen in dem Wasserchaos ihr Glück. Und die Quallen, die vor einer Stunde noch nach Süden unterwegs waren, finden sich nun im Norden wieder. Einzelne Einheimische versuchen gegen die Strömung unter der Brücke durchzukommen. Ihre kleinen Motorboote sind voll gefordert und trotzdem dauert das Unterfangen mehrere Minuten. In der Mitte, neben unserem Liegeplatz 300 m von der Brücke entfernt, erinnert die Strömung an die hochwasserführende Donau. Von den 7 kt bei der Brücke sind bei unserem Liegeplatz also noch 4 kt übriggeblieben. Irre, absolut unfahrbar mit unserer Yacht.

    Was aber ist das Besondere an der Tide in Chalkis: Im Nordhafen ist sie 80 cm hoch, im Süden nur 25. Dann haben die beiden Flutwellen noch 30 min unterschiedliche Zeiten. Führt der Höhenunterschied zu der starken Strömung, gibt es ein weiteres Phänomen: Normalerweise gibt es immer eine Zeit von rund 1 bis 2 Stunden, in denen die Strömung „kentert“, also das Wasser steht. Wegen der beiden unterschiedlichen Flutwellen ändert sich die Strömung innerhalb von Minuten und ist dann immer gleich sehr heftig. Wie einen Wasserfall den man umdreht. Die Brücke kann also nicht bei Wasserhöchst oder Niedrigstand passiert werden, sondern wenn sich die beiden Ströme in einem sanften Gleichgewicht befinden.

    Da der Straßenverkehr nicht behindert werden soll, nimmt man so ein Gleichgewicht in der Nacht. Lustig nur, dass für eine Passage in der Nacht ein 25% Zuschlag berechnet wird, ohne dass eine Passage bei Tag angeboten wird. Auch eine Möglichkeit der Einkommenssteigerung. Naja, 40 € muss einem der Spaß schon wert sein. Das lange Warten ist im Preis inbegriffen.

    Es wird 9, der Funk bleibt ruhig, um 10, 11, 12, 1, immer noch keine Anzeichen, dass es – zumindest laut Anzeige auf der Brücke – bald losgehen soll. Um 2 wird ein Franzose ungeduldig und fragt nach, wann es denn losgehen wird. „The Port Authority will inform you – stand by“. „Thanks“ Wenigstens ein bisschen was könnten sie schon sagen, die Dame am Funk. Aber immerhin hat sie zum Abendessen ein Gewitter gekocht, dass sich jetzt in unmittelbarer Nähe entlädt. Wir hoffen, dass das nicht zu uns zieht, denn eine Brückendurchfahrt  mit Strömung und Windböen in finsterer Nacht, das muss echt nicht sein.

    Kurz vor 3 geht’s dann los. „Philia“ „This is Philia“, meldet sich Susi. “Prepare your ship, but don’t move yet. We will call you, Captain”. Na denn, so bereiten wir uns vor. Leinen umlegen, Checken, ob das Manöver auch funktionieren wird, die Uferkante könnte im Weg sein – passt aber. Lichter an, Motor an, los geht’s. Die Strömung hat auf ein erträgliches Maß abgenommen. „North going ships first“ Wir gehen nach Süden.  Und dann werden sie der Reihe nach aufgerufen. Es sind nur 2 in der Gegenrichtung, also legen wir ab, sobald der Erste sichtbar wird.

    Wir sind als letzte an der Reihe. Leni fährt in die Strömung und schummelt sich so hin, dass die dann genau mittig durchfährt. Schon spannend, so eine Nachtfahrt. Gleich nach der Durchfahrt, dort wo die Nordfahrer gewartet haben, suchen wir uns einen Ankerplatz. Das Radar zur Unterstützung ist da echt hilfreich. Wir sehen alle Schiffe, auch die ohne Ankerlicht. Wir sehen die Ufer, wo sie tatsächlich sind und können dann die Wassertiefen auf dem Plotter ablesen.

    Ein Platz ist schnell gefunden. 50 m Kette für eine ruhige Nacht, gut eingefahren. Passt. Kurz vor 4 ist dann Ruhe.

    Aber nicht zu lange: Um ½ 6 weckt uns ein rumpelndes Geräusch. Immer dann, wenn eine Windböe durchzieht, rumpelt die Ankerkette – sollte sie aber nicht. Schnell den Ankeralarm prüfen – wir rutschen! Offensichtlich sind wir zu nahe an der Hauptströmung, dort wo der Grund noch felsig ist. Was soll man machen: Anker auf! Wieder mit Radar einen Platz suchen und die Kette in die finstere Tiefe lassen. So, jetzt hält er aber! Da ist es dann aber schon so hell, dass ich gleich das Ankerlicht ausschalte. Spart auch Energie.

    Wie weit sind wir in diesen 9 Stunden gekommen? Ein paar hundert Meter – mehr nicht. Spannend war’s schon, aber die Warterei hätte man anders gestalten können.

    Die Leute von der Port Authority sind halt noch nie mitgefahren, durch ihre eigene Brücke.

  • Ruhetag – oder doch nicht

    Wir wachen auf, weil das Schiff an der Kette zerrt, Wellen an den Bug schlagen und das Heck aufs Wasser schlägt. Was ist jetzt wieder los? Der Wind hat gedreht. Hat uns die Ufernähe gestern vor den Wellen geschützt, laufen die nun ohne jede Bremse in die Bucht und reißen uns aus dem Schlaf.

    Kurzer Blick auf das Wetter, Poseidon und Blitzortung. Eigentlich zum Aushalten: leichter Regen und Wind der im laufe des Tages abnimmt. Wir schauen, dass alle Luken fest zu sind und genieße es, einmal nicht in einer schief liegenden Wohnung zu sein. Das Geräusch des Regens auf dem Dach ist einschläfernd und verbreitet das Gefühl der Heimeligkeit. Ein Tag zum Ausruhen, auch gut.

    Lesen, Texte für die Homepage machen und Bilder einfügen, dahin dösen – einfach einmal treiben lassen.

    Gegen Mittag wird das Wetter besser. Der Regen wird seltener, die Wellen nehmen ab. „Wenn wir jetzt losfahren, könnten wir rechtzeitig nach Chalkis kommen, um noch in der Nacht die Schiebebrücke zu passieren. Die macht nur einmal am Tag auf, und das ist meist spät in der Nacht. Leni drängt, Susi bremst: Wetter schauen – … und eigentlich wollte ich heute einfach nichts tun. „Nichts tun, das kannst Du auch, wenn wir unterwegs sind. Wir müssen ohnehin die ganze Strecke mit dem Motor unterwegs sein.“

    Wind und trotzdem Motor? Der Wind ist genau in Fahrtrichtung – von hinten. Das ist die ungünstigste Richtung für uns. Nur rund 1/3 der Windgeschwindigkeit schaffen wir dann als Geschwindigkeit des Schiffes. Ist der Wind schwach bleibt dann fast nichts übrig. Gibt es dann auch noch Wellen, so wie heute, beginnen die Segel zu schlagen, denn die Bewegung des Schiffes macht mehr „Wind“ als der tatsächliche. Einfach unnötig, so eine Situation.

    Was dazu kommt: Es ist schon 14 Uhr und wir sollten spätestens um 20 Uhr in Chalkis sein. Bis dort hin sind es 28 Meilen. Gibt dann bei 5 kt Fahrt eine Ankunftszeit von 19:30. Also: Gas geben, keine Zeit für Experimente mit dem Wind. Die Wellen bremsen bei der Ausfahrt aus der Bucht ohnehin beträchtlich. Kommen so 2 oder 3 größere Wellen genau von vorne, so dass das Boot richtig ins Wasser platscht und es kräftig spritzt, kann die Fahrt von 5 kt leicht auf 3,5 kt zurück gehen. Hat man dann endlich wieder auf 4,5 kt beschleunigt ist es Zeit für das nächste Wellenbad. Mühsam ist das.

    Ander allerdings später, wenn der Wind von hinten kommt und die Wellen wenigstens nur seitlich. Da schiebt der Wind an und die Wellen bringen das Schiff „nur“ ins Schaukeln. Wir halten uns nahe an der Küste. Nicht wegen der Wellen, sondern um was vom Land zu sehen. Wochenendvillen die hier in die Hänge geschlagen werden. Vergammelte Wohnwagen am Strand, Lagerhallen für Oliven und natürlich große Olivenhaine. Je nach Ort ist die Küste sanft ins Meer hinauslaufend, oder eine steile Klippe. Und immer wieder natürlich Strände, die zum Verweilen einladen. Heute nicht, wir müssen weiter.

    Aber warum bis Chalkis und warum vor 20 Uhr?
    In Chalkis ist eine „Schiebebrücke“, die einzige Brücke (bis vor kurzem), die Euböa mit dem Festland verbindet. Da müssen wir durch, wenn wir weiter nach Süden wollen. Und wenn der morgige Tag ganz brauchbar wird, warum es drauf ankommen lassen, dort einen ganzen Tag zu vergammeln. Und vor 20 Uhr, damit wir Zeit haben für ein ruhiges Anlegemanöver und die Bezahlung des Brückengeldes.

    Also einfach gerade aus durchs Wasser brettern. Laut, ereignislos, mit Autopilot. Hin und wieder ein anderes Schiff, heute nur „Berufsverkehr“ wie Fähren oder Frachter. Und Quallen, viele Quallen! Die Spiegelei-Quallen sind unterwegs, in Scharen – und wir Pflügen mitten durch. Erstaunlich, dass wir keine sehen, die von unserem Propeller zerfetzt worden ist. Irgendwie schaffen es die Quallen, nicht an das Schiff gedrückt zu werden. Interessant sind sie, schön sind sie nicht.

    Stolz sind wir auf den Tag nicht. Aber wenn es hilft?

  • Feucht + Labil = unberechenbar

    Feuchte Luft, das ist klar, ist unangenehm, sowohl als Nebel als auch als schwüler Sommertag. Labil, das bedeutet bei den Meteorologen, dass die Wahrscheinlichkeit für Regen und Gewitter hoch ist. Seit ein paar Tagen ist es hier feuchtlabil. Noch dazu zeichnet sich kein Wind ab, der die feuchte Luft abtransportieren könnte.

    Was das für uns bedeutet? Vormittags kein Wind, Nachmittags hochschießende Wolken, so dass man bald einen möglichst sicheren Ankerplatz aufsucht. Wobei, was ist schon sicher, wenn der Wind sich in einem Gewitter um 180° drehen und auffrischen kann.

    Unter diesen Voraussetzungen ziehen wir also los. Da wir fast die letzten im Hafen von Oreoi sind, gibt es wenigstens keine Kette, die über unserer liegen kann. Auch was wert. Der Bug wendet sich nach Westen, denn wir wollen um die NW Ecke von Euböa herumkommen. Dabei rückt das Festland immer näher an die Insel heran, so dass wir die Ufer immer besser beobachten können.

    Am Festland fällt uns eine große und lange Narbe im felsigen Abhang auf. Hohe Felswände wurden abgesprengt, um offensichtlich eine Straße in die steilen Hänge zu beißen. Ein fürchterliches Bild! Später erkennen wir neben der Straße ein grünes Verkehrsschild. Jetzt ist alles klar – eine neue Autobahn. Aber ob man das nicht auch anders hätte machen können?

    Am Kap Kavos erreichen wir diesen westlichsten Punkt von Euböa. Eine lange Sandzunge streckt sich ins Meer. So nah wie möglich am Ufer stehen Wohnwagen und Wohnmobile, gerade, dass bei Flut die Räder nicht nass werden. Das Kap hat aber auch vorgelagerte Inseln und so nehmen wir die Abkürzungen zwischendurch.

    Seltsam wie das Wasser sich hier verhält. 10 m tief sollte doch reichen, für eine ruhige Fahrt. Hier aber zeigt es glatte Stellen, so wir die Wasserpilze in der Donau oder im Wildwasser. Klar – Strömung, um das Kap hat es eine kräftige Strömung. Das hatten wir doch schon einmal, in Kassandra. Hier begleitet uns die Strömung für die nächsten Tage. Ein Teil des Stromes der in der Ägäis gegen den Uhrzeigersinn rotiert wird hinter Euböa vorbeigedrückt. Der größere natürlich im Norden an der Küste. Die hat auflandige Strömungen, die schon so manchem Schiff zum Verhängnis geworden ist. Der Flotte von Alexander dem Großen auch.

    Viel mehr als die Frage nach der Strömung beschäftigt uns die Frage nach einem Nachtplatz, schon jetzt um 1 Uhr, denn der Himmel ist voller Wolken und www.Blitzortung.org zeigt wilde Unwetter über den Sporaden und dem Festland westlich von uns. Was sind also die Alternativen:
    Jetzt sofort den nächsten Hafen aufsuchen und hoffen, dass der Platz hat für uns und außerdem wirklich gut geschützt ist. Eher unwahrscheinlich.


    In eine große Bucht gehen. Da gäbe es eine, aber der Weg dorthin dauert auch seine Zeit und die Ufer sind recht steil. Das bedeutet dann, nahe am Ufer zu ankern und schlechte Karten zu haben, wenn der Wind sich dreht.
    Irgendwas anderes suchen, dass guten Schutz bietet. Rund 3 – 4 h entfernt wäre die große Bucht von Atalanits. Dort gibt es Ankerplätze für jede Windrichtung. Wir motoren also tapfer drauf los, natürlich gegen den Wind und mit hohen seitlichen Wellen. So richtiger Spaß kommt dabei keiner auf. Die Blitzortung zeigt uns aber, dass die Gewitter langsam absterben und wir heute vielleicht Glück haben.

    Der Weg in die Bucht muss allerdings erkämpft werden. Erst ganz zum Schluss beschließen wir vor dem Ort Agios Ioannis Theologos zu ankern – oder doch in den Hafen? Nein, zu klein, zu flach, schlechte Fluchtmöglichkeit. Dann lieber doch tief in der Bucht im freien Wasser auf 6 m Wassertiefe. Dazu wird dann eine unendlich lange Kette ausgelegt. Normal haben wir die 3-4 fache Wassertiefe an Kettenlänge gelegt. Heute sind es bei den 6 m Tiefe gut 45 m, und die letzten 7 m sind durch stoßdämpfende Anlegeseile gestützt. Im Augenblick brauchen wir das alles nicht, denn der Wind bläst mit 15 kt ablandig, und das bedeutet nahezu keine Wellen.

    Was wird der nächste Tag bringen? Der Katastrophenschutz Dienst von Griechenland verteilt über alle Mobiltelefone eine Unwetterwarnung – sehr beruhigend. Allerdings sind die Angaben sehr unspezifisch. Was jetzt? Erdbeben, Starkregen, Sturm, Schneefall – na, das eher nicht. Der hilfreiche Tipp: „Bleiben sie zu Hause!“ Mach ma natürlich.

    In den Wetter Apps zeigen sie zwar nicht viel Wind, aber Starkregengebiete mit bis zu 50 mm/3h Regen. Nur Regen oder auch Gewitter?? Doch sind 50 mm/3 h wirklich stark? In Österreich gab es doch erst 100 mm/1h – das ist stark!

    Ich hoffe der Plan mit der Bucht geht auf und wir haben einen Ruhetag mit Regen.

    Zumindest der erste Teil der Nacht soll so sein.

    Na dann, Gute Nacht.

  • Tanz mit den Wellen

    Also erneut Ziel Oreoi. Der Hafen soll für „Touristenschiffe“ wie unseres gerichtet sein, ist doch der ganze Ort ein am Reißbrett entworfener Urlauberort, lauter quadratische Blöcke. Fantasielos, wie amerikanische Großstädte. Wenn der Hafen passt, soll uns das recht sein. Außerdem ist die Strecke nur kurz und wir kommen schon zu Mittag an. Das passt zu unserer Müdigkeit.

    Der Hafen ist wirklich nett. Die nördliche Mole ist belegt, auch wenn einzelne Schiffe schon wegfahren. Die wäre günstig, da man mit Rückenwind anlegen könnte. Die südliche Innenmole hat den Wind „auflandig“. Dort müsste man den Anker werfen und an der auslaufenden Kette hängend in die „Parklücke“ treffen. Außerdem ist dann der Anker bei stärkerem Wind die einzige Sicherung, um nicht in die Mole getrieben zu werden.

    Wir entscheiden uns für einen Platz an der südlichen Außenmole. Da haben wir den Wind von hinten, was mir das Anlegen erleichtert und können uns bequem in eine große Lücke stellen. Geht recht einfach, wird gemacht, und gelobt werden wir auch noch dafür – von Deutschen Skippern 😊. Ein Grieche mit dem typischen Namen „Wassili“ spielt den Mooring Assistant und ist Hafenmanager aus eigenen Gnaden. Er hilft beim Anlegen, verkauft gleich die Chip-Karten für Wasser und Strom, steckt die Leitungen an und stellt seine Partnerin als Eigentümerin eines Supermarktes im Ort vor. Ein Supermarkt der alles hat und alles kann. Propangas Flasche tauschen? „Ne“ – kein Problem. Wir liefern auch alles bis zum Schiff (200 m). Ein sehr netter Empfang!

    Nach und nach beginnt das Hafenkino. Zuerst ein sehr alter Grieche, der sein Schiff nur digital bedient: Vollgas vorwärts / Leerlauf / Vollgas rückwärts. Vielleicht hört er im Alter den Motor nicht mehr so genau. Genau hört er aber seine Frau, die im vom Bug her Kommandos zuschreit. Die ersten Versuche im Hafenbecken misslingen mit der digitalen Methode. Also rast er mit Vollgas retour aus dem Hafen. Wassili bedeutet ihm, es doch ein bisschen ruhiger anzugehen. Und plötzlich fährt er langsam und es wird ruhig – also auch seine Frau wird ruhig – und ein einwandfreies Manöver gelingt. Wir haben also einen neuen Nachbarn. Susi erfährt dann, dass der Skipper 82 Jahre alt ist und mit seiner Bugdame schon 50 Jahre verheiratet ist. Segeln kann man also seeeeehr lange.

    Die anderen Nachbarn sind 5 deutsche Männer, aus Köln, wie sie uns später erzählen, mit einer gecharterten Bavaria. Während wir dem alten Griechen beim Festmachen geholfen haben, haben die nur lässig kommentiert, aber keinen Finger gerührt. „Was gehen mich die anderen an“. Das bleibt dann auch so für den restlichen Nachmittag. Wie sich auch die anderen deutschen Crews im Hafen bei den Hilfestellungen vornehm zurückhalten. Also gute Seemannschaft ist das sicherlich nicht.

    Dann kommt eine Hanse 549, ein riesen Dampfer mit 10 Mann Besatzung (18m lang), und irrt im Hafenbecken umher. Letztlich findet er einen Platz quer am Molenkopf und längsseits angelegt. Warum? Seine Ankerwinde ist kaputt. Die klingt wie eine Kaffeemaschine, bewegt den Anker aber nicht einen Millimeter. Keine gute Option in griechischen Gewässern. Die können aber wenigstens Segeln und machen das Boot so fest, dass ihm nichts passiert. Der Eigner soll dann morgen vorbeikommen und die Winde reparieren. Kann mir schon vorstellen, was da passiert ist. Ein Scherstift (ein Überlastschutz) wird gebrochen sein. Kostet keine 50 Cent, macht aber richtig Ärger.

    Was aber passiert ist, dass die Luft auch heute wieder überkocht – neuerliche Gewitter. Neuerlich nicht über uns, aber es reicht, dass der Wind dreht. Das geht ja noch, aber immerhin hängen nun wir an der Kette. Genau was wir vermeiden wollten. Was aber dazu kommt ist, dass sich eine Welle aufbaut und nur unsere deutschen Nachbarn in ihrer Bavaria C45 bieten uns ein wenig Schutz. Als wir unseren Motor einschalten, um unser Heck besser von der Mole freizuhalten lächeln sie müde. „Hält doch prima“. OK, für die erste Stunde mag das gelten, dann aber gibt ihr Anker nach. Hektisch beginnen sie ihr Ablegemanöver, oder besser ihre Flucht. Nicht wahnsinnig koordiniert was da abläuft. Da kracht das Heck fast in die Mole – nur kräftige Helfer können das verhindern. Das Stromkabel wird erst im letzten Moment abgesteckt. Irgendwie haben sie die Hoffnungen mit kurzen Stößen aus dem Bugstrahlruder, das Schiff von unserem Fernhalten zu können – bei den Wellen und 20 kt auf die Seite? Never ever! So wird dann unser Dinghi zum größtmöglichen Fender, indem es zwischen den Rümpfen eingequetscht wird. Fender quietschen, Lack splittert ab – weg sind sie. Die Schäden bei uns sind marginal: Die verchromte Kappe der Fäkaltankentlüftung ist dem Poseidon geopfert – soll sein. Die Kölner haben dafür einen großen Kratzer in ihrem blauen Zierstreifen abbekommen. Jetzt treiben sie vor dem Hafen herum und beschließen nach Westen, also in Richtung der Gewitter, davon zu fahren. Na, wenn sie meinen.

    Wir kämpfen inzwischen unseren eigenen Kampf: Wir sind nun ungeschützt das erste Schiff, dass die Wellen parieren muss. Motor auf 2000 U/min, fest in die Heckleinen gespreizt, die Ankerkette steif gespannt. Dennoch treibt es unseren Bug immer wieder gefährlich nahe zu den griechischen Nachbarn. Helfer am Land schlagen vor einen lange Bugleine auszubringen, ob wir denn eine sehr lange Leine haben? Haben wir, unsere 50 m Landleine, wenn’s sein muss, schwimmt die sogar. Mit einem Palstek am Ufer vertäut und an unserer Bugklampe fest gemacht. Wir stehen stabil, aber Philia ruckt und bockt in den Wellen. Dauerlösung ist das keine, aber es geht zurzeit nicht besser.

    Nach fast einer Stunde werden die Wellen weniger und ein netter Grieche schlägt vor, doch auf die Innenseite der Mole zu verlegen. Bei den Wellen?!? Bei dem Wind ??? OK, der Wind ist jetzt nicht mehr schlimm und steht uns genau auf die Nase. Kann gehen. Da müsste nur jemand die lange Bugleine lösen. Das können die Helfer vom Land austun. Magdalena kann sie dann schnellstmöglich einziehen, damit sie nicht in den Propeller kommt. Außerdem schwimmt sie ja. Susi kann inzwischen den Anker hochziehen. Und ich gebe ziemlich Vollgas und fiere die beiden Heckleinen, aber so, dass es uns gegen die Wellen dreht.

    Das Manöver gelingt! Nur eine kurze Schrecksekunde gibt es noch, als Susi meint, der Anker kommt nicht hoch. Jetzt eine andere Kette zu fangen – ein Horror. Aber irgendwie kommt der Anker frei und wir kontrollieren die Lage wieder. Gleich rein in den Hafen, eine Sondierungsrunde. Maßnehmen, zielen, Anfahrt auf die Lücke, Anker runter und dann die Heckleinen den Helfern, die uns vor 5 min losgemacht haben, wieder zu werfen. Fertig, wir liegen sicher.

    ABsolut nicht sicher sind alle die bisher in unserem Wellenschatten gelegen sind. Die schaukeln auf und ab, dass es eine Freude ist. Ein Schiff schaukelt sogar so sehr, dass sein Mast mehrfach mit dem des Nachbarschiffs kollidiert. Zum Glück verfangen sie sich nicht. Leider ist der Skipper ein Opfer des nachmittäglichen Ouzo Konsums und genauso unbeholfen verlaufen die von ihm nun gefahrenen Manöver. Da werden beim neuerlichen Festmachen Leinen zugeworfen, die am eigenen Boot nicht festgemacht sind, weitere Schritte werden nur auf Anweisungen von außen durchgeführt, … Gut, dass der nicht neben uns liegt.

    Ein Schiff nach dem anderen sucht einen Platz auf der Innenseite, bis auch die wieder gut gefüllt ist. Erst bei völliger Dunkelheit findet der Letzte, ein Schiff aus den Niederlanden, einen ruhigen Platz für die Nacht. Alle anderen lassen sich in den Schlaf rocken.

    „Boat life is never boring“

    Was für ein Tanz!

    Leider gibt es von dem Tanz in den Wellen keine Bilder. Da hatten wir – und alle anderen am Steg einfach keine Nerven dazu.

  • Wieder zu Dritt

    Die Bucht, in die uns die Hafenbehörde verscheucht hat, ist ein echter Glücksfall. Der Anker hält gut, der Weg zum Strand ist so kurz, dass wir ihn rudern können und einen öffentlichen Strand, an dem wir problemlos das Dinghi liegen lassen können, gibt es auch.

    Den Pausetag haben wir genutzt um herum zu faulen und das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Da gehört auch der Gang zum Waschsalon oder in den Supermarkt dazu. Das Schiff wird dann zum schwimmenden Wäscheständer, also bunt beflaggt. Sieht auch nett aus.

    Außerdem wird das Schiff innen neu hergerichtet. Die backbord Achterkammer (das Zimmer hinten links), dass wir als Abstellkammer für alles Mögliche benutzt haben, wird wieder das „Magdalena-Zimmer“. Die hat sich nämlich angesagt für die nächsten Tage. Und das ist auch der Grund für die Pausetage in Skiathos. Da kann sie günstig herfliegen. Samstag im 09:40 soll sie landen. Macht sie dann auch. Eines von 12 Taxis auf Skiathos bringt sie dann zum Strandlokal. Der Taxler versteht zwar nicht warum, aber er liefert sie dort ab. Ich hol sie dann mit dem Dinghi an Bord.

    Große und kleine „Geschenke“ hat sie mitgebracht. Eine neue Medizin für Susi, die gekühlt transportiert werden musste, eine Ankerkralle, Mozartkugeln, Polierpaste umgefüllt in 80 ml Flascherln, …. Lauter Dinge, die man beim Airport Security gerne sieht. Die Medizin ist ein weißes Pulver in einer versiegelten Glasflasche. OK mit Etikette und Karton. Das Pulver selbst ist nicht zugänglich – und es soll ja eine Menge weißer Pulver geben, die illegal oder ungesund sind. Das hier ist aber legal und sicherlich teurer als das illegale Zeug. Die Damen vom Security schauen zwar skeptisch und ratlos, ließen Magdalena aber passieren.

    Da es schwül und drückend ist, beschließen wir, uns durch Fahrtwind etwas Abkühlung zu verschaffen. Motor anwerfen, Anker hoch und Kurs auf das Paradies. Irgendwann, am halben Weg zwischen Skiathos und Skopelos beschließen wir, doch lieber zur Mamma Mia Kirche zu fahren, um diesen magischen Ort Magdalena zu zeigen. Da gehen sich sogar noch ein paar Meilen unter Segel aus, denn auf der Ostseite von Skopelos bläst es mit 12 kt – samt der zugehörigen Welle.

    Welle kennen wir. Wind kennen wir. Die Bucht mit ihren Felsen am Grund kennen wir. Was soll’s wir probieren es. Ein (1 !) anderes Schiff ist ja auch noch da, vor einer Woche waren da noch mehrere. Egal – Dinghi ins Wasser, diesmal den Motor dran, die Ruder natürlich auch. Susi und Magdalena wollen auf den Felsen zur Kirche, ich bleibe beim Boot und spiele den Fährmann.

    Das Dinghi macht sich in den Wellen ganz gut, langsam muss ich halt fahren und zwischen den Wellen dann Gas geben, damit was weiter geht. Geht aber ganz gut. Was nicht geht, ist dort anzulanden, wo wir das beim letzten Mal gemacht haben. Die Felsen würden das Boot in kurzer Zeit zerstören. Es gibt aber einen Plan B, den Sandstrand mit den Badenden. Auch nicht ideal – Propeller und Menschen vertragen sich schlecht – aber sonst habe ich keine Option. Also mit dem Motor hin. Dann den Motor stoppen und hochklappen und das letzte Stück rudern. Wobei, da rudert man eher vom Ufer weg, um nicht Spielball der Wellen zu werden.

    Die Damen springen ab und ich rudere zurück. Blöd nur, dass ein paar Kinder meinen, sie müssen mir zeigen, wie knapp sie an mir vorbei schwimmen können ☹. Naja, muss ich halt länger rudern. Bei der Philia angekommen lasse ich das Dinghi an der langen Leine schwimmen und hab ein paar Minuten für mich – bis ein Anruf von Susi kommt, dass sie das Strandtaxi wieder brauchen. Gleiche Aktion in der anderen Richtung. Jetzt kennen wir das Spiel ja schon.

    Zurück auf der Philia fällt uns auf, dass wir das einzige Boot in der Bucht sind. Schon irgendwie unheimlich. Sollen wir weg? Wenn ja, wohin? Können wir überhaupt aus der Bucht raus, wegen dem Anker und der umliegenden Felsen? Mit Radar sollte das gehen, aber ob die Steine die Ankerkette freigeben??

    Wir bleiben da!
    Es wird eine sehr bewegte Nacht, denn die Wellen laufen die ganze Zeit in die Bucht und schaukeln uns durch.

    Genauso wie in der Wettervorhersage gezeigt, frischt der Wind um 9 Uhr auf, und da wird’s dann wirklich ungemütlich. Wir ziehen rasch den Anker aus dem Sand – die Felsen haben nicht nach der Ankerkette gegriffen – und sind dahin. Wir nützen den Wind, um nach Süden zu kommen und bei der Meerenge zwischen Skopelos und Alonyssos entscheiden wir uns für einen kurzen Frühstücksstopp in Alonyssos.

    Danach wollen wir einen geschützten Platz für die Nacht suchen. Irgendwo entlang der Südküste von Skopelos. Möglichkeiten gibt es dort einige. Schon die erste gefällt uns, Stavylos. Eine nette Bucht, schmaler Badestrand, ein paar andere Yachten. Passt! Angenehmes Wasser, den Tag genießen, zusehen, wie die anderen kommen und gehen. Die Nacht wird ruhig, der Morgen weniger: Auflandiger Wind setzt ein. Das ist für unseren Ankerplatz, wir sind da recht vorsichtig unterwegs, kein Problem. Aber die, die sich gestern in die letzten Ecken verkrochen haben, so eng, dass sie Landleinen nutzen mussten, wurden nicht nur durch eine rollige Nacht (das Schiff kann sich nicht nach Wind und Wellen ausrichten) sondern auch mit der Notwendigkeit einer überhasteten Flucht „belohnt“.

    Man soll halt nichts übertreiben.

    Nachtrag:
    In der Früh wurden wir durch einen heftigen Regenschauer aufscheucht. Alle Luken dicht machen – haben wir in Thessaloniki schon gelernt. Das versalzene und staubige Schiff kann den Regen gut gebrauchen.
    Ach, und dann war da noch was, das wir von Pippi Langstrumpf gelernt haben: