Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Korfu Stadt

    Und wieder ein Tag mit ohne Wind, zumindest am Vormittag, als wir unterwegs waren. Spät am Abend, als dann Georgi und Julian nachgekommen sind, war wieder der Nachmittagswind nutzbar. Eine Marina gibt es außerhalb der Stadt: 1250 Schiffe in einer Marina, die alles Bietet und Dir auch alles nimmt. Und die 7km in die Stadt sind auch nicht attraktiv.

    Attraktiv ist die Marina Mandraki. Die gehört einem Segelklub und so an die 20 Gästeschiffe können jeden Tag dort festmachen. Was aber noch ganz besonders ist: Die Marina, also eigentlich nur die Mole, wurde 186ß von den englischen Besatzern der Burg von Korfu erbaut. Und so liegt das Ding am Fuß des Burgfelsens und ist nur über das Wasser oder auf einem Fußweg durch die Burg erreichbar. Und weil sich Städte rund um Befestigungsanlagen bilden, ist die Altstadt nur einen Hupfer entfernt.

    Wenn man aber aus der Stadt zurückkommt, hat man ein Problem: Für die Burg wird Eintritt kassiert, 6 €. Aber ich will doch nur zurück zum Schiff! Die Lösung ist einfach: In der Bar im Segelklub, gibt es einen Zettel mit dem Klublogo. Den muss man mit dem Handy fotografieren und das Bild dann bei der Kasse zur Burg herzeigen. Wenn dort die Schlange der Touristen lang ist, kann man das Handy auch aus 4 m Entfernung hochhalten. Die tun dann so, als ob sie erkennen können, was da gerade gezeigt wird. Ich glaub, ein Foto von der Mitzi-Tante funktioniert auch.

    Um in diese Marina zu kommen, muss man sich vorher telefonisch anmelden, am Besten ein oder zwei Tage vorher. Bei Andreas, dem Marina Manager. Das haben wir gemacht. Als wir dann fertig sind zum Einlaufen melden wir uns am Funk: „This is Philia. We have a reservation for 2 days“. „OK, prepare for a stern to mooring (mit dem Heck zum Stege). I wait for you at the bar.” Also was jetzt, anlegen am Steg oder einen Manöverschluck an der Bar? Beides! Wir legen genau vor der Bar an. Allerdings mit gehörigem Abstand, denn im Wasser liegen auch ein paar Felsen und wir wollen doch unser Ruderblatt nicht beschädigen. Das Manöver von Susi klappt aber wie am Schnürchen.

    Nur: Wie kommen wir jetzt an Land? „No Problem“, und man reicht uns ein 4 m langes Brett als Weg zum Land. Ein tolles Gefühl, 35 cm breit und schön schwingend. Beim ersten Versuch bekommen wir anerkennendes Nicken von den Restaurant Gästen. Wenn ich mir vorstell, wie es voriges jahr Susis Mutter auf solchen Brettern gegangen ist …. Wäre sie jetzt dabei, sie würde keinen Fuß auf Korfu setzen 😊

    Vom Wasser zur Mauer der Burg sind es kaum 10 m, doch da ist alles was man so braucht. Sanitärräume, Bar, Restaurant, ein kleiner Badestrand. Und dann geht es den Weg durch die Burg hinauf auf die Mauer. Dort hat man dann die Mastspitzen in Augenhöhe. Also ist die Mauer so an die 15 m hoch. Was uns noch auffällt ist fast ständige Klaviermusik. Nicht, dass der Marinero so klassikbegeistert wäre. In den ehemaligen Offiziersunterkünften der Engländer, wurde das Konservatorium von Korfu eingerichtet. Und da wird den ganzen Tag geübt, meist bei offenem Fenster. Auch irgendwie schön.

    Wir wollen uns aber erst einmal in der Stadt umsehen. Und wo machen das Segler? Klar, entlang der Uferpromendade. Wobei „Promenade“ ist deutlich zu hoch gegriffen. Die ersten 100 m sind ein schöner Park. Da hat es uns ein riesiger Gummibaum angetan. Dann aber geht’s ins Gewühl. Eigentlich schlängelt sich nur ein schmaler Gehsteig am Wasser entlang. Gleich daneben ist die einzige Straße, auf der man rund um die Altstadt kommt. Durch die Altstadt geht nicht – viel zu schmal und verwinkelt. Aber sehr schön! Und natürlich gut, um sich zu verlaufen! Die Gassen sind so eng und schmal, dass selbst Google Maps nicht mehr weiß wo du bist. Aber eigentlich ist es egal. Geht der Weg bergauf, gehst du in Richtung Burg. Geht er bergab, geht es zum großen Hafen. Irgendwo spuckt dich die Stadt wieder aus.

    In den Gassen ist es gerammelt voll: Kreuzfahrtschiffe haben ihre Touristen für wenige Stunden ausgeschüttet. Die haben dann als Weisung bekommen: Burg + Altstadt. Da die Touristen aber am Schiff verköstigt werden, gibt es erstaunlich wenige Restaurants oder die sonst unvermeidbaren Fastfood Händler. Dafür sind die Läden voll mit Lederschuhen und Taschen, oder allem möglichen Zeugs aus Olivenholz. Dazwischen die üblichen China-Fetzen, die ja gar nicht aus China, sondern aus Bangladesch, Kambodscha oder sonst einer armen Region kommen.

    Die Häuser sind alle venizianisch angehaucht und mindestens 4 Stockwerke hoch. Weltkulturerbe ist die Altsadt auch. Und so versucht man, alle Telefon und Stromleitungen, die wie üblich über den Gassen kreuz und quer gespannt sind, unter die Erde zu bringen. Das ist so eine tolle Info, dass eine Touristenführerin das für 5 min vor ihrer Gruppe referiert. Wie die einzige katholische Kirche in der Altstadt heißt, ist ihr aber entfallen. Na, macht ja nix. Die Touris haben keinen Vergleich zu anderen Führern und die Info beim Abendessen schon längst vergessen.

    Zurück beim Schiff kochen wir unser Abendessen und haben fast Skrupel, dann mit dem Essen an Deck zu sitzen, keine 10 Schritte von den Gästen im Restaurant entfernt. Als andere Crews dann auch aufkochen, sind die Skrupel weggeblasen.

    Von wegen blasen: Am zweiten Tag setzt ein Wind ein, der seinen Namen auch voll verdient. Sicherlich mehr als 35 kt (60 km/h). Weil uns so fad ist, beschließen wir die Burg anzusehen. Also den Teil, durch den wir normalerweise nicht durch gehen. Da gibt es einen schönen Weg nach oben, mit Blick auf das Meer, die Altstadt und die von den Engländern erbauten Garnisonsgebäude, die über das ganze Gelände verteilt sind. Der Blick auf das Meer zeigt uns, wie stark der Wind wirklich ist: In der großen Bucht liegen so an die 25 Segelschiffe vor Anker, vom Wind stramm ausgerichtet. Ein Stück dahinter liegen 6 Superyachten, ein paar davon wirklich „super“. Auch die suchen Schutz vor dem Wind. Ist offensichtlich ungemütlich, wenn die Kristallgläser in der Vitrine klirren und der Kronleuchter klimpert.

    Auch die Taste*Life von Georgi und Julian steht dort, und sie steht dort gut. So gut, dass sie ihr Schiff auch alleine lassen und zu uns auf Kaffee und Kuchen kommen. Susi hat im Gasbackrohr einen Apfelstrudel gezaubert und der geht weg wie die warmen Semmeln. Es gibt hier zwar keine Semmeln, aber Du weißt schon, was ich meine.

    Nach der dritten Nacht in der Marina Mandraki heißt es Abschied nehmen und weiter ziehen. Wir wollen zurück nach Kroatien. Ist ein weiter Weg, wenn man direkt fährt. Da kann man zuerst noch einen Stopp in Erakusa einlegen, das ist die nördlichste griechische Insel. Dann ist es ein großer Sprung non stop bis Dubrovnik, so an die 180 km. Das bedeutet aber auch 36 h durchgehende Fahrt, auch durch die Nacht.

    Was man dafür braucht ist ein stabiles Wetterfenster, um nicht in starke Winde oder hohe Wellen zu geraten. Und in Kroatien soll das Wetter dann auch brauchbar sein. So ein Fenster findet sich aber nicht, trotz Suche auf allen verfügbaren Wetterdiensten. Die Alternative ist, von Erakusa nicht nach Norden, sondern nach Westen zu fahren. Quer über die Straße von Otranto nach Italien und dann dort die Küste hinauf tingeln, um vom Sporn Italiens wieder über die Adria nach Kroatien zu fahren. Dauert halt länger, dafür sind die Abschnitte überschaubarer.

    Wenn nur die Sache mit dem Wetter nicht wäre! Italien war überhaupt nicht unser Plan, aber es erscheint der gangbarere Weg zu sein. Bis zur Abfahrt von Korfu zögern wir, überlegen hin und her, zerbrechen uns den Kopf.

    OK, Italien!

    Ob das eine gute Entscheidung war?

  • Nach Norden

    Unsere Freunde Georgi und Julian auf der Taste*Life bleiben in ihrem Versteck in einer kleinen Bucht. Wir verabreden uns für morgen um 8 Uhr vor der Brücke. Welche Brücke jetzt? Da muss ich ein wenig ausholen. Die Insel Lefkas war ursprünglich keine Insel, also keine echte. Sie war durch ein Sumpfgebiet mit dem Festland verbunden. Die Seefahrer mussten also immer rund um die ganze Insel fahren, wenn sich von Nord nach Süd wollten. Das war ihnen bald lästig. So beschloss man, einen Kanal durch den Sumpf zu bauen und die Seefahrer waren glücklich!

    Dann wurden die Autos erfunden, und nun waren die Autofahrer unglücklich. Eine Lösung musste also her. Da hat man dann eine Brücke erfunden, die eigentlich eine Fähre ist. Also zwei Klappen links und rechts und den Rumpf genau so lang, dass er, wenn die Klappen unten sind, den Kanal überspannt. Kommen nur wenige Schiffe, wird nur eine Klappe angehoben. Kommen viele Schiffe, werden beide Klappen gehoben und die Fähre / Brücke zur Seite geschwenkt. Dann ist fast die ganze Kanalbreite für die Schiffe befahrbar.

    Kostet nix, für die Seefahrer und die Autofahrer. Die müssen nur alle Stunden für 10 min warten, bis die Schiffe durch sind. Um 8 ist die erste Öffnung, daher der Treffpunkt mit Taste*Life. Um rechtzeitig dort zu sein, müssen wir um 6 Uhr losdieseln. Ist zwar recht früh, aber das geht schon.

    Die Fahrt bis zur Kanaleinfahrt ist nicht sehr spannend, die Einfahrt selbst aber schon. Wo ist sie denn? Da sollten eine rote und eine grüne Boje sein. Ganz schwach kann man sie neben den beiden Straßenlaternen erkennen. Auch gut, dann orientieren wir uns eben an denen. Öha – Straßenlaternen ausgeschaltet! Wo waren jetzt die Bojen? Ah, da, passt eh alles.

    Sobald man im Kanal ist, wird es recht einfach: Immer zwischen den recht häufigen Bojen bleiben. Spannender ist es da schon, die Geschwindigkeit so anzupassen, dass man mögichst genau um 8 vor der Brücke ist. Zur früh, heißt dort herum dümpeln und mit der Strömung die zur Brücke zieht und dem Wind kämpfen. Und selbst, wenn man es schafft am Ort zu bleiben, drängen die anderen Schiffe nach. Unangenehm. Ist man zu spät dran, heißt es 1 Stunde warten, auch nicht so toll!

    Wir schaffen es pünktlich und kommen als eines der ersten Schiffe durch. Dann nur noch rund um die Sandbänke auf der Nordseite des Kanals herum und das freie Wasser liegt wieder vor uns. Erstmals erleben wir dort eine laaaange Dünung. Nicht sehr hoch, kaum ½ Meter, aber nur alle 10 Sekunden eine Welle. Ein langsames Heben und Senken, ganz friedlich.

    Weniger friedlich geht es bei Georgi und Julian zu. Sie sind 20 min zu spät, müssen also warten. Sie entscheiden sich dafür, Anker zu werfen – geht ja. Als dann die Brücke auf geht wird es hecktisch und Georgi kommt durch eine Unachtsamkeit mit dem kleinen Finger der rechten Hand in die Kettennuss, also zwischen Kette und Ankerwinde. Zum Glück ist keine Last mehr auf der Kette, aber der Finger ist trotzdem arg mitgenommen. 7 Stiche bekommt sie im Spital von Preveza verabreicht, und einen dicken Verband noch dazu. Richtig blöd! Die beiden bleiben heute in Preveza, während wir zu unserem Ziel Parga weiter dieseln.

    Parga ist eine nette kleine Stadt mit einer beeindruckenden Burg – oder deren Resten – aus der Zeit der Normannen, also von 1380, oder so. Und Parga hat zwei Buchten und einen Stadthafen. Der Stadthafen ist nichts für Segler, aber die eine Bucht hat es den Seglern angetan. Als wir ankommen, legen wir uns mit viel Abstand zu unseren Nachbarn. Wir sind höflich, immerhin sind wir schon das 6. Schiff in der Bucht. Wenn wir wüssten! Am Abend waren es dann 27!! Da kann es dann schon eng werden, wenn der Wind dreht und plötzlich alle Schiff anders stehen.

    Trotz deutlichem Wind rudern wir mit dem Dinghi an Land. Etwas Sport kann ja nicht schaden! Sorichtig, beginnt der Sport beim Weg weg vom Strand. Da geht’s nämlich richtig steil hinauf. Zuerst nur steil, dann zwischen Lokalen mit einer unglaublicher Aussicht auf die Bucht. Und dann geht es weiter in die alte Festung hinein. Die thront auf einem 80m hohen Felsen, der unsere Bucht begrenzt und die Stadtbucht vor Wind, Wellen und Feinden schützt.

    Das ganze Gelände ist frei betretbar – auf griechische Art: „Be cautious! No liabability for nothing“ Im Vergleich zu Ruinen bei uns, kann man hier gut nachvollziehen, wie die Burg früher ausgesehen haben mag. Bei uns stehen meist nur die Außenmauern. Alles was innen war, war aus Holz und ist längst vermorscht oder abgebrannt oder beides. Die Normannen hatten es nicht so mit Holzdecken, die setzten lieber auf massive Gewölbe. Eine „Halle“ haben wir entdeckt, die 15 m breit und an die 40 m lang war. Mit einem gemauerten Gewölbe, das leider in der Mitte zum Teil eingestürzt war.

    Stürzen ist das andere Stichwort. Der Burgfelsen fällt natürlich nahezu senkrecht ins Meer ab. Wo andere Länder massive Geländer vorschreiben, reicht hier eine einfache Schnur und ein Schild: „Bitte aufpassen und nicht weiter gehen.“ Klingt irgendwie nach „da macht es sich jemand einfach“ – aber irgendwie funktioniert das dann doch.

    Zurück zum Boot wird dann wieder gerudert, gegen den Wind natürlich. Dauert halt ein bisschen länger. Dort angekommen, sehen wir, dass sich deutsche Segler sehr ungünstig und nahe zu uns gelegt haben. Mit sanften Worten von Susi, werden die dann verscheucht. Es ist eh noch genug Platz für sie an einer andere Stelle.

    Gut, dass wir nicht dem Rat der Langzeitsegler gefolgt sind und in einer entfernteren Bucht geankert haben.

    Massentourismus kann auch mal was Gutes haben.

  • Zu früh gefreut

    Wir vertrödeln den Tag vor Anker in Panagia. Der Wind ist noch recht knackig, soll aber abnehmen. Das macht er dann auch am frühen Nachmittag und plötzlich überkommt es uns: Wir fahren weiter. Anker hoch, Segel rauf – Vollzeug natürlich.

    Als sich Philia in einer Böe heftig zur Seite neigt, verstehen wir die Zeichen und reduzieren die Segelfläche. Das Tempo bleibt, die Schräglage nimmt ab. Gut gemacht – vorerst. Aber der Wind lässt sich auch was einfallen und nimmt weiter zu. Gut, dann reffen wir noch mehr ein, wir können das ja. Wieder weniger Schräglage und gleiches Tempo. Der Wind legt noch einen drauf und bläst mit 30 kt. Na, das wollten wir so nicht.

    Bleibt uns nur die Flucht. Susi entdeckt vor einem Strand, der ablandig liegt einige Segelboote. Dort können wir hin. Segel ganz weg, Motor an und gegenan stampfen. Auf einem freien Platz, mit viel Abstand zu den anderen Schiffen, werfen wir unseren Anker auf Sandgrund und gleich 40 m Kette hinterher. Das Schiff treibt quer zum Wind, so ist das immer, wenn ein Schiff treibt, und ruckt dann heftig in die Kette ein. Auch gut, dann sparen wir uns das Einfahren des Ankers. Mehr als diesen Ruck, können wir mit dem Motor auch nicht machen. Gut, dass wir unseren Jambo Anker haben.

    Nicht weit gekommen, aber wieder viel gelernt

  • Pause in Palarios

    Wie Du sicher schon gemerkt hast, lassen wir uns jetzt mehr Zeit. Nicht unbedingt, dass wir das so geplant haben, aber wir wollen irgendwann, in nicht allzu ferner Zeit den Sprung über die Adria wagen. Und dazu hätten wir bitte gerne: 15 kt Wind aus Süden für 2 Tage und kaum Welle – spielt’s aber nicht. Schon gar nicht in der Straße von Otranto. Das ist die engste Stelle der Adria, oder auch deren südliches Ende. Jeder Wind, jede Welle muss da durch – einmal abgesehen von all den Fähren, Frachtschiffen und Seglern.

    Wir lassen uns also Zeit, auch mit der Abfahrt aus der schönen Bucht in Kastros. Es ist eh kein Wind heute. Wir bummeln also los, immer schön der Küste entlang, damit man auch was sieht. Nach 1 ½ Stunden, gibt es dann brauchbaren Wind. Ziemlich auf die Nase, aber dann wird der wenige Wind durch den Fahrtwind verstärkt und dann wird das ganz nett. Philia nimmt also Kurs Nord in Richtung von Palarios. Dort gibt es 2 Marinen. Eine ist eine Charterbasis, von der unser schlaues Buch sagt, man kann dort unter der Woche, wenn sie kaum belegt ist, hinein. Die andere ist ein Stadthafen, in dem es einen Schwimmsteg gibt, der auch von einem Vercharterer genutzt ist. Auch dort ist nur am Wochenende Betrieb. Da wird sich wohl ein Plätzchen für uns finden lassen.

    Die erste Marina ist eine herbe Enttäuschung- Sie ist zwar nur zu 40% gefüllt, wir werden aber vor dem Anlegen, abgefangen und hinauskomplimentiert. „Private Marina – full stop“ Keine Verhandlung! Naja, die Stadtmarina ist ja nicht weit, aber auch sehr voll. Wir sehen am Schwimmsteg, ganz innen, noch eine Möglichkeit uns hinzulegen und probieren es. Sobald wir die zukünftigen Bootsnachbarn ansprechen können, fragen wir nach der Tiefe auf dem Platz. Wir haben 1,7 m Tiefgang. „Ne“ geht sich aus. Susi bringt Philia Zentimeter vor dem Steg zum Stillstand. Die Leinen werden festgemacht, die Mooring, eine fix installierte Bugleine auch. Uns gefällt es hier.

    Was nicht so toll ist: Wir brauchen dringend Landstrom, um die Lithium Batterie richtig voll zu laden. Strom gibt’s, aber unsere Stecker passen nicht. Die hiesigen sind für 32 Ampere ausgelegt, wir haben den für 16. Man erzählt uns, dass das wohl die einzige Marina in ganz Griechenland ist, mit diesen Steckern. Aber es gibt eine Lösung: Im Ort gibt es ein Geschäft. Der hat Badeschlapfen, Wasserbälle, Luftmatratzen, Taue für Schiffe, Fender und – solche Stecker. Jetzt noch den 16 A Stecker zerlegen und die Leitungen an den 32 A Stecker anschließen. Geht! Gut, dass ich in der 1. Klasse HTL aufgepasst habe, da haben wir das gelernt.

    Der Ort ist recht winzig, hat aber viele Lokale. Offensichtlich gibt es im Sommer genügend Touristen, die die Lokale füllen. Jetzt haben wir eher den Eindruck, dass sich ein paar alte Griechen Geld damit verdienen, als Dekoration im Kafenion zu sitzen. Sind aber sehr schöne Plätze, wo die sitzen und einen Kaffee gibt es auch immer dazu.

    Am Abend kommt dann der Marinero. Er zückt sein Handy, fragt nach der Schiffslänge und – tadaa – die Gebühr steht fest: 6€ 39 Cent + Strom und Wasser = najo, moch ma 10, passt scho. Kann ich damit leben, auch wenn die Energie unverschämt teuer ist 3€ / kWh. Oder haben wir da was verpasst in den letzten Wochen?

    Wir faulenzen, genießen das frische Brot zum Frühstück, füllen die Vorräte auf. 42 Wasserflaschen werden gebunkert. Mit den 24 die wir noch haben, sollten sich die nächsten 3 Wochen ausgehen. Wenn nicht, wird eben nachgekauft. Aber eigentlich wollen wir die Vorräte schrumpfen lassen. Und es ist noch so viel da!

    Am Abend suchen wir uns ein nettes Lokal, Anna wurde uns empfohlen. Wir haben nämlich einen besonderen Anlass: Im Logbuch sind mittlerweile 1000 Meilen mit Philia verzeichnet. Für andere ist das Nichts, für uns eine schöne runde Zahl, die das Ende vom Anfang markiert. Nach 1000 Meilen mit einem Schiff, denke ich, hat man sich schon gut aneinander gewöhnt. Uns gefällt unsere Philia immer mehr. Wie sie sich bei Böen und in Wellen benimmt, wie gut sie im Hafen manövrierbar ist, … toll.

    Leider werden wir am Samstag aus dem Hafen gewiesen. Man braucht den Steg für die Chartergäste. Wir hätten den Schutz auch gut brauchen können. Es ist ein kräftiger Wind angesagt, mit Böen über 25 kt. No, dann gehen wir halt Ankern. Gleich vor dem Hafen ist gut haltender Grund = Sand, und nur wenig Tiefe = eine relativ kurze Ankerkette reicht aus.

    Also „kurz“ ist wirklich relativ. Wir werfen den Anker auf 3,5 m Wassertiefe und legen 35 m Kette, das 10-fache der Tiefe. Da sollte sich ein prächtiger Sturm ausgehen. So sehen wir ganz beruhigt dem Wind entgegen. Der steht zwar noch auf Süd und der andere kommt dann aus Nord. Spannend ist, dass sich alle Schiffe im Ankerfeld rund um ihren Anker drehen. Wie groß die Abstände zwischen den Schiffen nach der Drehung sein wird, lässt sich nicht abschätzen, da wir ja die Kettenlängen der anderen nicht kennen. Geht sich aber gut aus – bei uns. Anderen wird es am Sonntag in der Früh zu eng und sie suchen einen anderen Platz. Ist aber kein Problem, nur lästig.

    Zur Ankündigung des Windes, hat sich das Wetter was Besonderes für uns einfallen lassen. Im Abendrot wird eine mächtige Wolke in den Himmel geschickt, die dort rot verglüht. Sobald es dunkel wird, wird die Wolke dann von innen beleuchtet – genial. Ein Gewitter, bei dem wir alle Blitze, also auch die in großer Höhe und innerhalb der Wolke sehen können. Über zwei Stunden flackert der Wolkenturm in der Dunkelheit. Und das Beste: Wir konnten sehr schnell erkennen, dass das Gewitter nicht zu uns kommt.

    „Man bringe Popcorn!“

  • Karibik in Kastos

    Nach dem Wind kommt die Flaute. Ist halt so und daher müssen wir aus dem Hafen von Veli Ithaki unter Motor. Davor statten wir aber noch bei unseren Segelfreunden von Taste*Life einen Besuch ab. Wir verabreden in Kontakt zu bleiben und den Weg nach Norden gemeinsam anzutreten. Noch haben sie was anderes zu tun, aber sie kommen nach.

    Wir tuckern also los nach Kastos. Dort soll es eine besondere Bucht geben. Die wollen wir sehen. Da es schon recht spät ist, so gegen 2 Uhr, setzt der Wind ein. Der ist irgendwie thermisch ausgelöst und bläst jeden Nachmittag. Diesmal meint er es gut mit uns und dreht auf 17 kt auf. Wir setzen nur die Genua und lassen uns mitnehmen.

    Am Weg nach Kastos werden wir von ungewöhnlich vielen Schiffen überholt. So wie in der Hochsaison in Kroatien. Wir zählen einmal über 20 Schiffe rund um uns. In der Ägäis waren das 1 oder 2 – pro Tag !! Die meisten biegen dann nach Norden ab, und dort wollen wir auch hin. Wird eine enge Kiste.

    Die gesuchte Bucht ist wirklich schön. ABER: Da sind schon 6 Segelschiffe und 3 Katamarane verankert, alle mit Landleine. Landleine bedeutet, dass das Schiff zwar ankert, aber das Heck mit dem Land vertäut ist. Dann ist die Position des Schiffes fixiert und es passen mehr Schiffe in die Bucht. Das Manöver geht so: Eine Person wird im Dinghi samt einem 50 m Seil ausgesetzt. Dann wird an Land gerudert und das Seil um irgendwas Festes geknotet. Jetzt wird es dann spannend. Der/Die das Schiff bisher im Kreis gefahren ist, wirft den Anker und fährt gleichzeitig um Retourgang auf die Stelle zu, an der die Leine angebunden ist. Der/die im Dinghi rudert mit dem Seilende dem Schiff entgegen. Falls man sich trifft, kann man das Seil am Schiff belegen und spannen. Wenn nun auch noch der Anker hält, ist das Manöver geglückt.

    In der Bucht pfeift der Wind aber mit 15 kt aus der Bucht heraus. Ankern mit Landleine, bei starkem Seitenwind und nur zu zweit – ein Kunststück, dass wir noch nicht beherrschen. Wir ziehen also weiter. Schon ein paar Buchten weiter haben wir Glück. Da liegen zwar schon 6 Schiffe vor Anker, aber eben nur vor Anker. Wenn wir nun einen Platz finden, in dem wir die anderen nicht beunruhigen, können wir bleiben. Und wir finden so einen Platz! Recht nahe am Land, dafür ist das Wasser nicht sehr tief = wir brauchen weniger Ankerkette und das Schiff bewegt sich bei Wind weniger im Kreis. Alles gut, da bleiben wir.

    Als wir uns umsehen, entdecken wir, dass von den 6 Schiffen 4 eine deutsche Flagge tragen – daher die „freundliche“ Begrüßung. Wir bleiben aber trotzdem. Das Wasser ist so klar, dass man vom Bug aus erkennen kann, wie sich der Anker in den Sand gegraben hat. Über der Bucht nur ein paar Häuser, keine Beach Bar, keine Strandbeschallung – Ruhe pur. Das ist so entspannend, dass wir gleich für 2 Nächte da liegen bleiben. Wind ist eh nicht viel. Es liegt ein kräftiges Hoch genau über Griechenland. Wo soll da dann ein Wind herkommen?

    Da kann man ja gleich da bleiben!

    Moch ma.

  • Veli Ithaki

    Wir sind in Veli Ithaki (= Haven von Ithaki) angekommen. Am Abend gabt es noch etwas Wind, der ist aber bald eingeschlafen. Zur Versöhnung mit der langweiligen Anreise, gab es einen fantastischen Mondaufgang.

    Zuerst kündigt sich der Mond durch einen hellen Schein hinter den Bergen an. Das Schauspiel beginnt. Wir holen uns unsere bequemsten Cockpit Pölster und warten gespannt. Der Schein wird heller, und er verschiebt sich langsam nach rechts, dort wo der Berg am höchsten ist.

    Und dann blitzt er zwischen den Bäumen hervor. Man kann schon ahnen, wie riesig er sein wird. Der Abhang des Berges steht als pechschwarze Silhouette davor, wie ein Scherenschnitt. 2 Bäume erscheinen an der Unterkannte des schon sichtbaren Teils des Mondes. Sie müssten riesig sein, so wie der Mond auch.

    Nach 10 Minuten löst sich der Vollmond von den Wipfeln der beiden Bäume, die man plötzlich nicht mehr als einzelne Bäume am Hang erkennen kann. Dafür beginnen die sanften Wellen zu glitzern und glänzen. Unglaublich und magisch. Ein Moment, der nur uns gehört, ja, der nicht einmal teilbar ist. Nicht einmal ein Foto ist von dem Szenario möglich – das Schiff schwankt zu sehr und der Mond ist in Wirklichkeit gar nicht riesig.

    Alles optische Täuschung – aber was für eine!

    Heute haben wir einen Haushaltstag – unter anderem. Wir haben schon seit 3 Wochen keine Wäsche mehr gewaschen, und hier gibt es einen Selfservice Waschsalon. 5 € für eine Maschine mit 10 kg Wäsche. Bekommen wir nie voll, außerdem brauchen wir 60° und 40° Wäsche. Aber alle 3 Wochen 10 € ist auch OK.

    Also rudere ich an Land um mich um die Wäsche zu kümmern. Sobald ich zurück bin, wird dann das Schiff hübsch dekoriert. An jedem erdenklichen Seil hängt Wäsche zum Trocknen. Sieht lustig aus und man erkennt auf einen Blick, wer heute im Waschsalon war.

    Am Abend gehen wir gemütlich essen, denn es gibt was zu feiern: 30. Hochzeitstag. Wir sitzen beim Griechen an der Hafenmauer, haben einen Blick auf unser Schiff und auf die schön beleuchtete Stadt. Moussaka und Pasticcio, darauf haben wir schon lange gewartet.

    Zurück am Schiff sind wir rechtzeitig für den nächsten Mondaufgang. Wieder hinter dem Berg, aber weiter links, und wieder Vollmond. Ich weiß, das geht astronomisch gar nicht, aber wir sehen das nicht so eng. Als wir schlafen gehen setzt Wind ein. Böen bis 20 kt. Ich bleib vorsichtshalber noch ein wenig länger wach.

    In der früh des dritten Tages in Ithaka ist das Wasser ruhig. Es ist aber Wind mit Böen bis 23 kt (40 km/h) vorhergesagt. Natürlich aus Nord West, also genau in der Richtung, in der der Hafen wenig Schutz bietet. Es soll sich Welle aufbauen, was die Nacht dann ungemütlich machen kann. Mal sehen, noch ist alles ruhig.

    Wir fahren also mit dem Dinghi an Land, diesmal mit Motor, sicher ist sicher! Uns zieht’s nur in einen Supermarkt für Milch, Obst, Gemüse. Sonst haben wir noch Lebensmittel für 2 Monate an Bord. Wasser wollen wir nicht kaufen, denn das müssten wir hier ins Dinghi schleppen und dann weiter ins Boot heben. Lieber ein andermal, wenn es leichter geht. Irgendeine Marina, irgendwo.

    Am Weg zurück, sind wir schon recht froh, den Motor dabei zu haben. Der Wind frischt auf, Böen bis 20 kt sind es schon. Wir fahren aber noch zu einem Tiroler Paar auf Besuch auf seiner Carter 33. Nettes kleines Schiff, 50 Jahre alt und gut in Schuss. Wir bleiben ein Weilchen auf der Taste*Life bei Georgi und Julian, bevor wir zurück fahren.Die kaum 100 m zurück zur Philia werden schon zur Aufgabe, trotz Motor. Wir werden nassgespritzt, kommen aber an, ohne unsere Einkäufe zu verlieren.

    Und dann geht’s wirklich los. Über den Nachmittag verteilt kommen rund 25 Schiffe in die Bucht, versuchen zu Ankern, treiben fast auf Schiffe die hinter ihnen liegen, heben den Anker wieder und versuchen es erneut. Da sind immer 2 oder 3 Schiffe unterwegs, die einen Platz zum Bleiben suchen.

    Wir sind froh, dass unser großer Jambo Anker hält – wie angeschraubt. Trotzdem klappen wir alles weg, was Luftwiderstand erzeugt, Bimini und Sprayhood werden flach gemacht. Susi beobachtet die ganze Zeit, was sich im Hafen so abspielt. Manche Skipper wirken sehr professionell, andere, und das sind oft die die recht spät kommen, wirken ratlos und unsicher. Und die sollen sich noch einen Platz suchen, der für sie selbst sicher ist und kein anderes Schiff gefährdet – na ja.

    Was Susi fasziniert, ist ein Schiff mit reiner Frauencrew – Finninnen. Die fahren da recht cool durch die Gegend, aber sie Ankern nicht. Dafür sind 3 Frauen beim Bug, tief über den Ankerkasten gebeugt. Irgendwas hat den Anker blockiert. Und jetzt fahren sie schon gut 3 Stunden spazieren und hoffen das Problem zu lösen. Ohne Anker in Griechenland, das geht gar nicht. Dann erst entschließen sie sich, das Schiff vorsichtig an eine Kaimauer treiben zu lassen.

    Zur selben Zeit kommt ein recht großes Feuerwehrboot und draußen in der Einfahrt blitzt Blaulicht. Eine Yacht wird von einem kleinen Personenfährschiff in Polizeibegleitung hereingeschleppt. Wir hoffen, dass da nichts Schlimmes passiert ist. Und im Hafen kreist im letzten Büchsenlicht immer noch die eine oder andere Yacht auf der Suche nach einem Platz für die Nacht.

    Inzwischen nehmen die Böen von den maximal gemessenen 28 kt (50 km/h) auf die Hälfte ab. Unsere Ankerwache zeigt uns, dass sich der Anker um keinen Millimeter bewegt hat. Sehr beruhigend!

    Am Morgen lacht die Sonne über ein völlig still da liegendes Hafenbecken – als wäre nie was geschehen.

    Was wir zum Glück erst am nächsten Tag erfahren haben, weil unser Funkgerät ausgeschaltet war:

    • Die Finninen ohne Anker.
    • Ein Schiff reißt sich das Ankergeschirr mit samt der Ankerwinde aus dem Rumpf. So hart hat ihn eine Welle im Hafen getroffen.
    • Ein Schiff zerstört sich noch auf See die gesamte Einrichtung um die Segel zu reffen, kann aber wenigstens noch in den Hafen motoren.
    • Ein Schiff meldet „MAYDAY – one person overboard“
    • Ein Schiff meldet „MAYDAY – three (!!) persons overboard“
    • Die Küstenwache ersucht alle Schiffe die sich in der Nähe befinden um Unterstützung bei der Suchenach den vermutlich ertrunkenen Seglern

    Das geht Dir als Segler wirklich nahe, denn so wie die MOB Opfer erwartest auch Du bei jeder Fahrt eine gesunde Rückkehr