Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Leonidas

    Ein weiterer, windiger Tag in der Bucht. Schon beim Aufstehen, stehen 41 kt als Windspitze auf der Anzeige – aber da geht noch was! Am Abend sind es dann 44,2 – das sind genau 80 km/h oder 9 Bf. Das hat dann wirklich was.

    Wir verbringen die Zeit mit lesen oder gelegentlich ins Wasser steigen. Wobei, schwimmen darf man eh nicht! Immer einen Hand an der Badeleiter, wenige Zentimeter hinter dir das Dinghi und von links und rechts wird man von den Wellen und der Gischt angespritzt. Also eher kein Vergnügen – aber zumindest Abkühlung.

    Der Abend wird immer herbeigesehnt, da wird einerseits die Luft angenehmer und andererseits lässt der Wind etwas nach – oder man kann sich das zumindest einreden. Viel ist es ja nicht, die Pausen zwischen den Böen werden einfach etwas länger und es hat nur mehr 15 – 20 kt als „normalen“ Wind.

    Der Wind ist ohnehin unser Hauptthema: Wann kann es weiter gehen, wohin, unter welchen Bedingungen, sollen wir nach Livadi zurück wechseln, gäbe es dort einen guten Ankerplatz für uns, wie groß ist der Leidensdruck zur Flucht = welche Wetterbedingungen würden wir als Maximum für die Weiterfahrt akzeptieren, …

    Morgen wird das jedenfalls nichts mit der Weiterfahrt: Wellen von >1,5m und dagegen aufkreuzen, das ist nicht unser Ding. Vielleich am Donnerstag oder am Montag – man weiß es noch nicht so genau.

    Nach unserem Abendessen, während dem die Sonnen hinter dem Hügel verschwindet, fällt Susi auf, dass da noch ein Segelschiff in die Bucht kommt. Eine Bavaria C46, eine typische Charter-Dschunke. Sie kämpft sich mühsam gegen den Wind Meter um Meter auf uns zu. Gischt spritzt immer wieder an ihrem Bug hoch. Kaum ist sie in unserer Nähe, beginnen sie die Bucht  zu erkunden, kommen nahe bei uns vorbei, um sich Tipps für den besten Ankerplatz zu holen.

    Dann beginnen sie in der Bucht hin und her zu kreisen, mal da, mal dort, machen aber keine Anstalten zu ankern. Es geht jemand zum Ankerkasten und dann doch wieder zurück ins Cockpit. Dort sitzen auch 2 Frauen und 2 Kinder, in den typischen, billigen Schaumstoff-Schwimmwesten. Die Herren der Schöpfung, zwei an der Zahl, für die reicht ein T-Shirt zum Überleben im Falle des Falles

    Es wird immer dunkler und die haben noch immer kein Licht eingeschaltet – völlig dunkles Schiff in einer völlig dunklen Bucht. Wir machen uns durch unser Decklicht sichtbarer und sind dann sowas wie ein „Leuchtturm“. Auf Anrufe per Funk reagieren sie nicht, aber dazu sind Crews in Buchten ohnehin meist zu gestresst.

    Wieder eine Vorbeifahrt: „no anker windlass, no electricity at all, we can not drop anchor!” Na bumm, das ist jetzt echt nicht lustig. Jetzt verstehe ich auch, warum sie auf meine Anrufe per Funk nicht reagiert haben. Am Bug wird weiter gearbeitet, an der Ankerwinsch herum geschraubt und geklopft. Offensichtlich wollen sie die Freifalleinrichtung lösen, und die ist aber, wie bei Charter-Dschunken oft üblich, hoffnungslos festgefressen.

    Nächste Vorbeifahrt: „How deep is it? Good holding?“ Naja, eigentlich ist die Bucht für so Situationen ideal. Gleichmäßig flach und 4-7 m tief, fast ausschließlich Sandboden.
    „Now we can drop anchor, but only once!“

    Na Danke, also irgendwo den Anker ins Wasser werfen und hoffen, dass er so gut hält, dass die massiven Böen keine Probleme bereiten. Wie soll man einen aus dem Boden gerissenen Anker heraufholen, wenn die Winde nicht funktioniert? Außerdem – wohin fährt man in der mondlosen Nacht? Wo ist das Ufer? Wie tief ist das Wasser? Wie ist der Ankergrund?

    Es ist mittlerweile stockfinster. Wir haben unser Decklicht immer noch eingeschaltet, um wenigstens klar zu machen, wo wir stehen. Die Bavaria ist nicht gut erkennbar in der Dunkelheit

    Letzte Vorbeifahrt: „Light, please – Light, please“. Klar, ich hab mit meiner Handlampe ohnehin schon den Weg angezeigt. Jetzt leuchte ich auf eine der kleinen Bojen der Schwimmzone. Bis dort hin können sie gut fahren und der Boden ist tiefer Sand, hält also gut.

    Der Kapitän muss mir in seiner Verzweiflung einfach vertrauen, aber er hat keine andere Wahl. Er fährt mehr oder minder mutig meinem Lichtstrahl nach. Kurz vor der Boje hören wir ein erstes Rasseln der Ankerkette, aber nicht sehr lange. 10 Meter? 20 Meter? Bei einer Wassertiefe von 5-6 m könnte das reichen. Die Bavaria geht sofort auf Drift – hoffentlich wird der Anker fassen.

    In dem Moment schwingt das Schiff herum. Das geht nur, wenn der Anker im Boden steckt. Und sofort wird weitere Kette nachgelassen, viel Kette. Die Bavaria liegt fest am Anker – gut so. Erleichterung auf beiden Seiten.

    Kurz darauf geht am Schiff das Ankerlicht an, es gibt also wieder Strom. „The red and white ship, which helped us to anchor”, tönt es plötzlich aus dem Funk. “PHILIA is here”.
    “This is LEONIDAS. Thanks for your help and support.”

    „How much chain have you out?”, will ich noch wissen.
    “No idea! I am a charter boat and there are not any markings.“

    Wenig hilfreich, so ein Schiff. Naja, wenigstens haben sie ihre Reise von Milos hier her hinter sich gebracht. 1,5 m Welle, ständig unter Motor, alles nass von der Gischt, die der Wind bei jeder Welle über das Deck trägt, die Crew verängstigt. Und je näher sie uns gekommen sind, um so stärker wurden die Böen und um so dunkler wurde es.

    Nichts was man unbedingt erleben will.

    Was war passiert?
    Eine ihrer Batterien hat angefangen zu überhitzen, weil ein Laderegler kaputt gegangen ist. Da haben sie schnell allen Strom abgeschaltet, um nicht das Schiff anzuzünden. Dann war die Ankerwinde schlecht gewartet und der Anker konnte nicht einfach manuell hinab gelassen werden. Da musste erst die Freifallvorrichtung repariert werden, was noch mehr Zeit gekostet hat. Jetzt, vor Anker,  konnten sie die kaputte Batterie abschließen und leben jetzt von der zweiten. Das Schiff funktioniert also wieder – zumindest ein bisschen.

    Die Crew der LEONIDAS hat sich diese Nacht wirklich verdient.

    Am nächsten Morgen machen sie sich wieder auf. Sie haben wohl den „guten“ Wind genutzt, um von Athen weit nach Süden zu kommen. Sind dann in Milos eingeweht worden und jetzt geht ihnen die Zeit aus. Egal was der Wind macht, sie müssen zurück!

    Charter Schicksal.

  • Meltemi

    Die Vorhersagen versprechen einen richtigen Meltemi von der feineren Sorte: 28 bis 38 kt aus Nord – genau so soll ein Meltemi sein. Und er soll eine gute Woche dauern, um sich auszutoben.

    Zunächst aber einmal – nichts! Völlige Windstille. Nur die Wolken über den Bergen der Insel zeigen an, dass da was Ungewöhnliches im Gange ist. Wobei, für die Griechen ist das fast ganz normal, so im Sommer.

    In der Nacht, so um Drei soll der Tanz losgehen. Der Meltemi lässt sich Zeit und kommt erst bei Sonnenaufgang um 6. Nicht gerade zaghaft, aber so als erste Vorankündigung schon ganz gut. Immer im Rahmen der Vorhersage. Die Bootsbewegungen sind halt ungewöhnlich.

    PHILIA schwoit stark und daher kommen die Böen immer wieder einmal genau auf die Breitseite. Das wird dann mit Lärm, Schräglage und einer kräftigen Rotation an der Ankerkette quittiert. Wir sind einmal kleinlaut und schauen zu, was noch kommt.

    Was noch kommt sind ein paar Schiffe. Zu den beiden vom Vortag, einer Amel und einer blauen Yacht, beide aus Frankreich, kommt noch ein Katamaran und eine Halberg Rassy, die einhand gesegelt wird, dazu. Aber nicht zu lange: Der Katamaran hat nur Pause gemacht und die blaue Yacht setzt alles auf eine Karte und segelt ab – keine Ahnung, wo die ihr Glück versuchen wollen.

    Später treibt plötzlich die Amel durch die Bucht, gut dass die Bucht so groß ist. Unendlich ist sie aber auch nicht und auf dem Schiff ist niemand zu sehen. Auf den Versuch sie anzufunken, wird nicht reagiert. Da, es kommt doch Bewegung in die Sache, Hektik an Deck, der über den Boden schleifende Anker soll hoch. Kommt er auch, aber er hat was mitgebracht: eine dicke Kette hängt am Anker und macht die Amel manövrierunfähig – und die Felswand am Ende der Bucht kommt immer näher.

    Irgendwie gelingt es dem Skipper die Kette und den Anker zu trennen, nicht ohne sich dabei zu verletzen. Zum Glück ist die Amel gut motorisiert und kommt gegen den Wind an. Ein Stück von uns entfernt sucht sie sich einen neuen Ankerplatz. Der Anker wird sofort begutachtet und hält – zumindest jetzt.

    Später dann fällt uns auf, dass mitten in der Bucht ein Dinghi unterwegs ist, klein, 2 Personen, 2,5 PS – das übliche halt. Was sie nicht bedacht haben: Was passiert, wenn was passiert – bei 30 kt Wind + dazu passende Wellen? Was passiert war ist, dass der Motor streikt!
    Am Schiff CHLOE D’EGEE bricht plötzlich Hektik aus. Die beiden im Dinghi gehören offensichtlich da dazu. Was sich jetzt rächt ist, dass der Skipper der einzige an Bord ist, der mit Schiffsführung irgendwas am Hut hat. Entsprechend langwierig und kompliziert gestaltet sich das Anker-auf Manöver. …. Und das Dinghi treibt weiter in der Bucht herum, in Richtung offenes Meer – Nächster Halt wäre Milos in 24 Meilen.

    Die im Dinghi kämpfen aber tapfer, schaffen es, ihren Motor wieder in Gang zu bringen und finden dann auch noch eine Fahrweise, wie sie gegen den Wind vorankommen können: Beide legen sich sehr flach ins Boot und dann Vollgas. Auf Wasserspritzer wird jetzt nicht mehr geachtet. CHLOE, jetzt endlich mobil, kommt ihnen entgegen und nimmt sie auf. Gerade noch einmal gut gegangen. Ob denen Bewusst ist, was sie da getrieben haben?

    In der Nacht nimmt der Wind weiter zu, so dass bis zu 47,5 kt (85 km/h, 9 Bf = strong gale = starker Sturm) von uns gemessen werden. Dabei wird PHILIA in und her geworfen, je nach dem, aus welcher Richtung uns die stark drehenden Böen treffen. Erholsam schlafen ist da nicht wirklich möglich. Immer wieder schrecke ich hoch, weil ich das Gefühl habe, das Schiff kippt um. Macht es natürlich nicht, aber so 6 oder 7° Schräglage in beide Richtungen und einen Lärm vom Wind gibt es allemal. Zusätzlich knacken die beiden Schläuche am Bug, die die Seile der Kettenentlastung vor Verschleiß schützen. Die werden sogar an mehreren Stellen durchgeschäuert – PVC Gartenschläuche mit Gewebeeinlage. Die gelten gemeinhin als robust!

    In der Früh sind noch 4 Schiffe da. Na, da bin ich einmal freundlich und winke den anderen Skippern (?) einmal zu. So ein freundlicher Morgengruß kann ja nicht schaden.
    Im Fall der Amel führt es dazu, dass der Skipper meint, wir hätten vielleicht Hilfe nötig und so schwimmt er die 300 m mit Flossen und Taucherbrille bis zu uns. Er klopft freundlich an die Bordwand und kommt zu einem Plausch ins Cockpit. Patric heißt er und kommt aus Frankreich, also er, seine Besatzung und das Schiff. Gestern sind die mit dem Wind von Kythnos her gerauscht – mit dem Wind, nur einem Fetzerl Vorsegel und trotzdem mehr als 8 kt schnell. Jetzt wissen wie nicht genau, wie die Reise weiter geht. Ist halt doch viel Wind, auch wenn seine Amel für Weltumrundungen in rauen Gewässern gebaut ist. War nett ihn kennen zu lernen.

    Kaum ist Patric weg, beginnt CLOE D’EGEE mit Vorbereitungen abzulegen. Dinghi an Deck, Segelkleid vom Großsegel weg, Ankerentlastung weg,… Alles, wirklich alles macht der Skipper alleine. Da wird keine Leine gereicht, oder Platz gemacht, wenn er durch das Cockpit muss – dort findet ja gerade das Frühstück statt.

    Langsam taucht dann die Crew, oder soll man sagen die Passagiere in warmer Kleidung und mit Schwimmwesten auf. Die meinen es wirklich ernst. Anker auf und ab nach Süden, bei dem Wind und bei den Wellen. Und nur eine Person, die ein Schiff führen kann.

    Echt jetzt?

    Wir ziehen uns unter Deck zurück, lesen, faulenzen – die letzte Nacht. Bei einem Rundumblick fällt uns auf, dass die Amel wieder mitten in der Bucht treibt und erst dort langsam den Anker aufholt. Ist der schon wieder ausgebrochen? Jedenfalls hat Patric von dieser Bucht die Schnauze voll und fährt ab. Ohne Segel gesetzt zu haben verschwindet er aus der Bucht nach links, also Richtung Livadi, dem nächstgelegenen Hafen mit Fähranbindung. Da soll noch wer aufs Schiff nachkommen, hat er uns erzählt. Ob das gelingt?

    Selbst die Strandbesucher ziehen sich an eine schmale und windgeschütztere Stelle zurück. Viel Strände im Norden und Osten der Insel sind offensichtlich nicht benützbar. Dieser ist einer der wenigen im Süden, der mit dem Auto erreichbar ist. Bald geht es hier zu wie im Gänsehäufel an einem Sonntag.

    Wir haben eine Meldung gefunden von „Gale Warning 9 Bf“ in den Kykladen und der Einstellung des Fährverkehrs. Die Fahrt am Meer ist für die Fähren nicht das Thema, aber die vielen Anlegemanöver in den engen Hafenbuchten, das kann schon eine echte Herausforderung sein. Lieber nichts riskieren!

    Das Bimini haben wir schon lange abgebaut, damit aber auch die beiden 180 W Solarzellen. Da der Windgenerator bei dem Sturm auch nicht mehr läuft, der hat aus Selbstschutz gestoppt, sind wir erstmals im Stromdefizit. Das ist bei den großen Batterien zwar kein wirkliches Problem, aber wir haben ja einen Plan B: Eine der 180 W Solarzellen können wir auf das Deck binden und mit einem speziellen Verlängerungskabel anschließen. Passt wieder!

    Und wir, wir machen es uns so gemütlich wie möglich und warten was noch so kommt. In einer Phase mit weniger Wind und den aus einer günstigen Richtung, gelingt es uns, die Ankerkette von 50 auf 60 Meter zu verlängern, 5 weitere Meter gehen noch für die Ankerentlastung über Bord und der Rest unserer 70 m hängt dann als große Schlaufe ins Meer. Mehr können wir nicht tun.

    Am Abend zeigen sich längliche Wolken-Schlieren am Himmel. Irgendwie bräunlich im Farbton. Als Susi dann meint, es riecht nach Rauch ist es klar: Es ist der Rauch der Waldbrände bei Athen, der vom Wind in kaum 2 Stunden bis hierher getragen wird.

    Am späten Abend taucht am Horizont noch die Silhouette einer großen schnittigen Yacht auf. Das AIS verrät uns, es handelt sich um KOKOMO: 70m Masthöhe, 85 m lang, führt den größten Gennacker der Welt. Um die Kleinigkeit von 90.000 € darf man sie eine Woche bewohnen. Um den Rest kümmert sich eine 10köpfige Crew. Sie war übrigens der wirkliche Grund für den fatalen Bau der Bayesian, die ja vor einem Jahr in einem Sturm gekentert ist. Der Bayesian Eigner wollte halt einen noch höheren Mast haben, auf einen Rumpf montiert, der für zwei niedrigere Masten ausgelegt war.

    Wir schauen uns das Werbevideo für die Vercharterung an. Klar, gibt es da schöne Bilder, wo die KOKOMO schön schräg unter Vollzeug durch das Wasser pflügt. Ist bei dem Luxusbetrieb halt nicht sinnvoll, wie Susi sofort erkennt:

    „Die Schräglage, das ist zu viel! Da rinnt mir ja der Yakuzzi aus“

    Wenn man sonst keine Probleme hat 🙂

  • Serifos

    Serifos ist nicht weit weg, so 10 oder 15 Meilen. Wenn man das aber segeln will und der Wind nicht ganz mit der Route einverstanden ist, dann kann das auch fast doppelt so lang werden. Wir haben aber kein Problem damit aufzukreuzen.

    Der Wind ist mit 15 kt aus Nord angesagt und die Wellen sollen so knapp einen Meter hoch sein. Klingt doch prima! Also das Boot zusammenpacken und den Anker heraufziehen. Gleich noch in der Bucht wird das Großsegel gesetzt, konservativ nur im 1 ½. Reff. An der Ausfahrt von Buchten, da kann der Wind oft ungestüme Dinge treiben. Da wollen wir vorbereitet sein – und gut so! An der Ecke pfeift es richtig von hinten aus der Bucht (E-Wind) und der Wind der die Küste entlang streicht (N-Wind) treffen sich und machen einen unberechenbaren Wirbel.

    Sobald wir da durch sind, hat der N-Wind die Oberhand gewonnen und wir können unsere Segelgarderobe und Segelstellungen optimieren. Mit fast 6,5 kt läuft Philia durch das Wasser. Die Richtung stimmt halt nicht! Vor der ersten Wende warten wir aber noch die Schnellfähre nach Kamares ab und tun ihr es dann gleich. Zumindest die Einfahrt nach Kamares können wir anlegen, auch wenn wir dort nicht hinwollen.

    Zu unserer Überraschung dreht der Wind an der Nordspitze von Sifnos ein Stück nach Nordost, und so können wir gleich einmal die Mitte von Serifos anlegen. Livadi geht sich nicht aus, da wollen wir auch noch nicht in. Und die Bucht Koutals, die Bergwerksbucht, liegt sogar etwas im Lee. Die Sache läuft.

    Wir nutzen die Zeit und die Sonne, um wieder frisches Trinkwasser aus dem Meerwasser heraus zu pressen. Der Wassermacher muss sich an die Arbeit machen, die Sonne liefert den Strom dazu. Über 90 Liter werden das heute, so dass wir mit vollen Wasserflaschen und fast vollen Tanks in die Bergwerksbucht einlaufen können.

    Erstaunlich wenig los, für die Hochsaison im August. Eine Superyacht, 3 andere Segelschiffe – zumindest am Anfang. Wir sind ja sehr früh dran, kurz nach 12 Uhr. Da kommt schon noch so einiges nach, und die Tagesausflügler sind auch noch unterwegs. Das sind die unangenehmsten Gäste in der Bucht. Die nehmen kaum Rücksicht auf die langen Ankerketten der „Übernachtungsgäste“, quetschen sich irgendwie dazwischen. Aber immerhin, sie verschwinden auch wieder.

    Irgendwann am Nachmittag kommt ein sehr seltsamer Katamaran in die Bucht: Sehr breit, zwei (!) 15 m hohe Masten, auf jedem Rumpf einer, auf den tragflügelähnliche Segel hochgezogen werden und jede mögliche Fläche ist mir Solarzellen beklebt. Es ist das Schiff ENERGY OBSERVER  1 (EO1) ist ein Labor und Versuchsträger für emissionsfreie Schifffahrt. Aus Sonne wird Wasserstoff gemacht und der, immer wenn Bedarf besteht, in Brennstoffzellen zu Strom umgewandelt, der dann die beiden 40 kW Motoren antreibt. Und wenn der Wind bläst, wird gesegelt. Mehr Info zu dem Projekt gibt es hier.

    Wir hingegen genießen das glasklare Wasser (26°) und die warme aber nicht heiße Luft (28°) und machen so richtig Urlaub. Für Magdalena und Lorenz ist es immerhin der vorletzte Tag am Schiff.

    Am nächsten Tag, so gegen Mittag, machen wir uns auf den Weg nach Livadi, der Hafenstadt von Serifos. Der Wind ist gegen uns oder zu schwach, aber die eine Stunde unter Motor, das halten wir aus. Der verfügbare Ankerbereich ist eine recht schmale Sichel. Schmal, weil der Badebereich die flachen Bereiche in Anspruch nimmt und der Boden dann recht steil auf 10 bis 15 m abfällt. Uns ist es nie angenehm, den Anker einfach in tiefem, vielleicht auch noch trübem Wasser verschwinden zu sehen und nicht zu wissen, auf welchem Grund er liegt.

    Aber wir finden einen Kompromiss mit 10m und gerade noch sichtbarem Sand – passt also. Wir nützen die Chance uns zu verproviantieren: Die nächste Woche ist Meltemi mit Böen bis knapp an die 37 kt angesagt. Die wollen wir in der Bucht Ormos Koutals, der Bergwerksbucht, überstehen. Wenn’s schon pfeift, dann soll wenigstens das Wasser sauber und rund um uns viel Platz sein. Also werden mit dem Dinghi Lebensmittel aufs Boot geschafft.

    Während ich das erledige, schauen sich die anderen die Stadt einwenig an. Zufällig treffen wir am Dinghi-Dock wieder aufeinander und holen uns zum Abschluss ein Chicken Gyros Wrap. Eine einfache Speise mit von allem etwas + gut gewürztes Fleisch um fast kein Geld. Passt also wunderbar.

    Am Morgen hat sich das Ankerfeld schon sehr gelichtet. Viele Schiffe sind zu ihren Charterbasen oder in windärmere Gebiete (Pelopones – 80 Meilen entfernt) aufgebrochen. Im Meltemi nach Athen zu fahren, ist alles andere als lustig. Bei 30 kt Wind und 1 bis 1,5m Welle gegen an motoren, das muss man nicht unbedingt haben.

    Während wir so frühstücken, kommen die ersten kräftigeren Böen. Da sehen wir, dass ein Dinghi Motorprobleme hat und versucht gegen den Wind zumindest ans Ufer zu kommen. Da hat er wirklich schlechte Karten. Da bei unserem Dinghi der Motor über Nacht drauf geblieben ist, springe ich hinein und fahre hin.

    Es gelingt mir, nicht beim ersten Versuch aber immerhin, das Dinghi in Schlepptau zu nehmen und in der Stadt abzuliefern. 3 der Passagiere steigen mit ihren Taschen aus, um eine Fähre zu erreichen. Der Skipper gibt kleinlaut zu, dass sein Motor keinen Sprit mehr hat – sollte eigentlich nicht sein – und bittet mich, ihn zu einem Kollegen zurück zu schleppen. Dort steht schon ein Benzinkanister bereit 😊.

    Er meint noch: „Das ist heute ein guter Tag! Erst ¾ 9 und schon 4 Menschen gerettet“. Er selbst hat heute noch einen langen Weg vor sich. Er will bis nach Kea segeln, um dann morgen nur 2 Stunden durch die aufgewühlte See nach Lavrion zu kommen. 10 Stunden aufkreuzen und/oder Motorfahrt gegen den Wind stehen noch vor ihm.

    Wir bringen auch unsere Crew an Land. Auch die müssen die Fähre erreichen, um morgen wieder im Büro zu sitzen.
    Susi und ich hingegen genießen den vielen Platz am Schiff und nehmen unsere Freiräume wieder in Besitz.

    Auch wir lichten den Anker und lassen uns vom immer kräftigeren Wind aus der Bucht treiben. Ja, der nimmt von gemütlichen 12 kt rasch auf 25 kt zu – und dann wieder ab. Spannend ist, dass wir bei der Ausfahrt gleichzeitig auf 2 Fähren und natürlich auch auf die Untiefen entlang der Küste achten müssen. Mit unserer Routine geht das ganz gut, aber sonst wird das schon stressig.

    Als wir in Koutalas ankommen, sind nur eine Superyacht und 2, 3 Tagesausflügler da. Wir suchen uns einen netten Platz, wobei „nett“ vor allem bedeutet „gut haltender Boden“. Wir wissen ja, dass der Meltemi kommt, bis 36 kt soll der in Böen haben. Und wir wissen, dass so Buchten die Böen noch verstärken können. Also den Anker in 6m Tiefe auf den Sand gelegt und gleich einmal 30 m Kette dazu. Mit Schnorchel und Taucherbrille schau ich ihn mir noch einmal genau an – nach 1,5m rutschen komplett eingegraben. Das passt also. Später wird dann die Kette auf 50 m verlängert, 15 m haben wir noch als Reserve im Ankerkasten. Dann noch die Ankerwache aktivieren und –

    Ja eigentlich gibt es nichts mehr zu tun als abzuwarten was auf uns zu kommt.

  • Und wieder zurück

    In Milos haben wir die Crew gewechselt, von der älteren Tochter mit Mann auf die jüngere Tochter mit Freund. Mit den beiden soll die Reise zurück nach Norden gehen. Sifnos, Serifos, vielleicht ein Stück weiter – der Wind wird das entscheiden.

    Schon die Ausfahrt von Milos zeigt, dass wir uns nicht im Main Stream der Segler bewegen. Wir sind das einzige Schiff, dass diese Passage ehrlich unter Segeln zurücklegt. Dauert halt ein bisschen, aber was ist schon dabei. Wir kommen noch einmal bei Klima vorbei, sehen die Felsformationen einmal im Westen, dann wieder im Osten der Bucht.

    Nur ganz bei der Ausfahrt, da drehen die Winde zwischen Milos und vorgelagerten Inseln und zusätzlich fahren da Großschiffe und Schnellfähren durch. Die hätten sicher wenig Verständnis mit einem zick zack fahrenden Segler. Also muss der Diesel etwas Ruhe in diese Unordnung bringen. 5 vielleicht 10 min Motoren reicht, um aus der Engstelle rauszukommen.

    Dann geht es bei gutem Wind, so 10 bis 16 kt, natürlich fast auf die Nase, aber eben nur fast, zügig nach Vathi. In der Bucht liegen nur ein paar Schiffe und wir suchen uns einen Platz in strandnähe. Das heißt dann geringe Wassertiefe, weniger Kette und damit Platzbedarf und einen kürzeren Weg mit dem Dinghi. Sicher soll der Platz auch sein, denn die nächsten Tage werden ganz schön windig.

    Wir wollen das Nutzen, um die Insel herzuzeigen ….

    und ein bisschen zu Faulenzen.

  • Sarakiniko – von außen

    Um diesen Tag wurde der gesamte Familienurlaub arrangiert: Wir wollen gemeinsam eine von Rod Feldman organisierte Seekajaktour unternehmen. Wohin, das weiß nur der Wind und erst 24h vorher auch Rod. Rod macht Seekajaktouren rund um Milos seit mehr als 25 Jahren, kennt sich also top aus und auch seine Ausrüstung braucht sich nicht zu verstecken. Fast 50 Boote stehen zur Auswahl!

    Als er uns um ¾ 10 bei der Shell Tankstelle in Adamas abholt, sagt er uns, dass wir 6 heute die einzigen Gäste sind. Er übergibt die Tour gerne an Dario, der schon seit 6 Jahren bei ihm Tourguide ist. Dessen Freundin Julia hat heute einen freien Tag und kommt auch mit. Damit sind wir komplett: 3 Doppelkajaks und 2 Einer.

    Rod bringt uns noch bis zur Einsetzstelle in Mandrakia. Wir bekommen eine kurze Einweisung und los geht’s. Zum Testen, wie gut wir mit den Booten umgehen, gleich einmal an einer engen Stelle mit Wellen durch ein Riff, statt außen herum. Aufnahmsprüfung bestanden! Der erste Stopp ist gleich ums Eck der Hafen von Mandrakia. Ein kleiner sehr ursprünglicher Fischerhafen mit ähnlichen Häuschen / Bootsgaragen wie in Klima – nur halt kaum touristisch ausgeschlachtet. Ein schöner Flecken.

    Dann geht es die Nordküste von Milos zunächst nach Westen, ganz eng dem Ufer entlang. So kann man die verschiedensten Steinformationen besser sehen. Außerdem bieten die Lavafelsen im Wasser einen herrlichen Spielplatz. Enge Durchfahrten, die nur mit einer Welle passierbar sind, Brandungswellen, die uns manchmal unsanft schaukeln, ausgewaschene Überhänge, und natürlich Höhlen, die so groß sind, dass man mit den langen Zweierkajaks drinnen umdrehen kann – und muss 😉.

    Nach gut einer Stunde gibt es eine „Frühstückspause“ mit befohlenem Schwimmen. Vorbeugung gegen den Hitzschlag, denn es ist drückend heiß. Da wir aber am Wasser sind, können wir unsere Ärmel und Hüte immer wieder ins Wasser tauchen, um uns zu kühlen.

    Ich nutze die Chance um ein wenig zu schnorcheln. Viele Felsen, viele Fische, die hier nur sehr schlecht gefangen werden können und – Gasblasen. Da sprudeln doch tatsächlich ständig Gasblase zwischen ein paar Steinen empor. Der Vulkan lebt also noch. Das sieht man auch am trüben Wasser an einer Ecke des Strandes. Eine warme Quelle bringt offensichtlich so viele Mineralien mit sich, dass sich das Wasser eintrübt. Von anderen Stellen kenne ich rostrot als Farbe, die vom hohen Eisenanteil kommt. Hier ist es eher milchig trüb. Was das wohl ist?

    Nach dem Ablegen überrascht uns durchaus kräftiger Schwell, der sogar unsere Schiffe ins Surfen bringt. Die Richtung passt halt nicht ganz. In der richtigen Richtung, wird’s eine Schaukelei zu einem schmalen Einschnitt in der Küste. Kaum 3 m breit, aber einigermaßen gerade und recht tief. Wir passen alle durch und finden uns plötzlich vor der Kulisse von Sarakiniko. Aber anders, als wir sie kennen: hunderte Menschen stehen da auf den Klippen, etliche Schiffe stehen davor. Was bin ich froh, Sarakiniko schon früher vom Land aus gesehen zu habe. Und jetzt, vom Wasser sind wir eh fast alleine.

    Dario zeigt uns ein paar Höhlen. Klappt ganz gut. Dann wird er mutiger und zeigt uns eine schmale Einfahrt in eine Höhle, durch die man durchfahren kann – aber mit einer 90° Ecke und recht niederer Decke in der zweiten Passage. Na dann, mutig hindurch. Was Dario nicht bedacht hat: Der Schwell schießt uns förmlich in die Höhle und wir haben Mühe die Boote rechtzeitig abzustoppen, bevor wir gegen die Wand knallen. Die 90° Drehung gelingt nur mit Mühe und Synchronität. Als wir wieder draußen sind, meint er: „Die anderen Höhen kann ich jetzt nicht zeigen, das ist zu wild“.

    Macht nichts, wir paddeln an Sarakiniko vorbei, sind dabei ein dankbares Fotomotiv und kommen zu einem kleinen Einschnitt in der Felsküste. Zweimal um die Ecke und von Schwell oder gar Touristen ist nichts mehr zu sehen. Sandstrand mit Tamarisken, darunter eine Sitzecke aus alten Palletten, weiße, weiche, weil zerbröselnde „Kreidefelsen“. Little Sarakiniko – ein verstecktes Paradies.

    Wir genießen die Zeit hier, plaudern, erfahren, dass Dario ein guter Saxophonist und Julia Sängerin ist, und dass beide davon träumen auf Sardinien, ihrer Heimat, einen Outdoorveranstalter zu gründen. Falls wir nach Santa Theresa, ganz im Norden Sardiniens einmal vorbei kommen ….

    Auf der Rückfahrt hat der Wind und der Schwell etwas nachgelassen, und die zuvor ausgelassenen Höhlen und Passagen werden nun nachgeholt. Mit der letzten Kraft umrunden wir noch ein Kap, statt wieder durch den Einschnitt zu fahren und sind um 4 wieder am Ausgangspunkt angekommen.

    Ein toller Familienausflug mit Freunden – sehr empfehlenswert!

  • Milos

    Die Überfahrt wird wie vorhergesehen:
    wenig Wind,
    noch weniger Wind,
    gar kein Wind.

    Wir machen das Beste draus und biegen ab nach Sarakiniko. Sarakiniko, das ist ein Küstenabschnitt aus weißer Vulkanasche, die ganz weich und entsprechend in allen möglichen und unmöglichen Formen erodiert ist.  Weiche Pölster, Höhlen, Bögen, Säulen, ein Boden der aussieht wie Jahresringe.

    Also alles sehen wir vom Meer aus nicht, aber es ist eine interessante Perspektive. Natürlich sind wir nicht die einzigen die da ankern. Ein paar Eignerschiffe und viele Touristentouren stehen schon herum, aber wir finden auch noch einen Platz. Der Anker liegt in 10 m Tiefe und man kann ihn und den genauen Verlauf der Kette von oben sehen, so sauber ist das Wasser.

    Was wir noch sehen ist ein besonderer Fisch. Langer dünner Schwanz, der fast so lange ist, wie der Körper. Der wiederum ist ganz flach und aus den Flossen sind „Flügel“ geworden. Ein großer Rochen treibt sich am Boden herum. Zunächst ist er durch uns nicht gestört und sucht nach Futter im Sand. Erst als er sich den Felsen nähert, nimmt er Fahrt auf und hebt vom Boden ab. Immer schneller wird er und verschwindet im Blau. Da nach schwimmen – brauchst gar nicht erst versuchen.

    Erst nach 2 Stunden werfen wir den Motor wieder an und schnurrln die letzten 9 Meilen bis in die groß Bucht von Adamas. Über den Hügel wären es kaum 1,5 Meilen gewesen. Viel kann unsere PHILIA, das aber eben noch nicht.

    Urlaub in Milos

    Natürlich muss man die Insel auch am Landweg erkunden. Wieder zwei Scooter geliehen, hier reiche die dürftigen 50 cm³ Mopeds aus. Rauf nach Plaka, ganz rauf auf das Kastro mit einem umwerfenden Rundumblick.

    Später dann zum „Milos – Tripple“ bestehend aus der Statue der Venus von Milos – natürlich als Kopie, das Original ist Raubgut und steht in Paris, die Katakomben und das Amphietheater.

    Einen Badepause gönnen wir und in Klima. Ein kleiner Ort, der eigentlich nur den Fischern als Basis diente. Sie errichteten unmittelbar am Wasser Häuschen, deren untere Etage die Bootsgarage im Winter war. Im ersten Stock haben sie gewohnt. Heute ist das alles touristisch genutzt, aber die bunt bemalten Türe geben dem Ort einen besonderen Reiz.


    Aber die Tage von Klima sind gezählt: Der langsam steigende Meeresspiegel, ca. 20 cm im letzten Jahrhundert und jetzt so an die 3 mm pro Jahr (!!!!) werden den Ort langsam aber sicher unbewohnbar machen.

    Weil es heute so schön windig ist, machen wir auch einen Abstecher nach Sarakiniko, dass vom Land ganz anders wirkt als vom Meer. Die heute hohe Brandung tut ihr Übriges, um einen besonderen Eindruck zu hinterlassen.

    Wir nützen die Chance und das gute Wetter und machen uns auf den Weg nach Kleftiko. Kleftiko ist das Land der Diebe und bezeichnet die Süd-West Ecke der Insel. Dort hat das Meer aus der weichen Vulkanasche Klippen und Höhlen heraus geschliffen, da stehen einsame Pfeiler und riesige Torbögen. Eine erstaunliche Welt.

    Wir fahren also los, sportlich wie wir sind, natürlich unter Segeln. Ist ja ganz lustig, aber bei 6 kt Wind aufkreuzen ist halt schon ein rechtes Geduldspiel. Nach einer Stunde und kaum mehr als 3 Meilen Fortschritt am 16 Meilen langen Weg, geben wir auf uns zünden den Diesel.

    So haben wir mehr Zeit, die bunten Felsen der Westküste zu bestaunen. Fast schon knallige Rottöne, weiße Vulkanasche, schwarzblaue Lava, gelbliche Schwefel – Einsprenkel, ins violett gehende Manganablagerungen. In enger Abfolge, kontrastierend, erstaunlich!

    Am langen Weg nach Kleftiko ein ständiger Strom von Touristenbooten aller Art. Ein Kommen und Gehen, mal beschaulich, mal im Eiltempo. Dort sein, wollen sie alle – nur der Weg soll halt möglichst kurz sein. Ob die auf ihren überladenen „Flüchtlingsbooten“ ein Auge für die bunte Insel haben?

    In Kleftiko angekommen suchen wir uns einen Platz am Rand des touristischen Irrsinns, laden unser Dinghi ab und fahren zu einem entlegeneren Abschnitt. An einem Überhang gibt es einen kleinen Strand, gerade groß genug, um das Dinghi abzulegen, und – Schatten. Nur in der Sonne hält man das nicht lange aus. Wir schnappen unsere Taucherbrillen und gehen auf Safari.

    Felsblöcke liegen durcheinander am Boden. Manche so riesig, dass sie bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Schon seltsam, 60 m vom Ufer entfernt plötzlich aufzustehen. Viele Fische treiben sich zwischen den Felsen herum, ein paar winzige, kaum 1 cm lang leben im Krautwerk auf den Felden und huschen zur Seite, wenn ich meinen Fuß auf den Felsen stellen will. Aus einer Spalte kommt eine große bunte Krabbe (Blaukrabbe ?) geklettert, flüchtet aber schnell wieder vor meinem Atemgeräusch  im Schnorchel. Leider traut sie sich nicht mehr hervor.

    Wir schwimmen dann zurück zum Dinghi und fahren ins Epizentrum des Touristenwahnsinns: Da stehen so an die 10 Schiffe mit insgesamt gut 300 Passagieren auf engstem Raum. Zum Glück sind die Leute schon länger hier und nur mehr wenige sind im Wasser unterwegs. So können wir einigermaßen gefahrlos die Klippen entlang tuckern, Überhänge erkunden, durch Höhlenpassagen fahren oder Felstore passieren.

    Von unserer Paddeltour vor zwei Jahren wissen wir einen netten Platz, suchen ihn und finden ihn auch. Das Dinghi wird auf einer Felsplatte abgestellt und wir schwimmen eine Runde.

    In dem Fall wörtlich eine Runde:
    Bei einem flachen Durchgang lassen wir uns von den Wellen in eine Höhle spülen. Von oben ist es sofort dunkel, aber das Wasser ist durch das andere Höhlentor beleuchtet. Die Felsen wirken violett, knallgelbe Schwefelschwämme bilden einen herrlichen Kontrast. Glasklar ist das Wasser, so dass alle Details der Felsen, aber auch kleine Fischchen gut erkennbar sind.

    Außen, im Sonnenlicht, geht es dann durch ein paar engere Kanäle und im ein paar Ecken zurück zum Dinghi. Später mit dem dann zurück zur PHILIA.

    Viele der Touristenschiffe sind inzwischen am Weg zurück nach Adamas. Auch wir treten bald die Heimreise an. Allerdings nicht so wie die mit Vollgas, sondern wir versuchen den anfangs zarten Wind zu nützen, um nach Norden zu kommen. Und wir werden reichlich belohnt: Zum Sonnenuntergang sind wir zurück an der Nordspitze von Milos und den Ankerplatz erreichen wir im letzten Licht des Tages.

    Der Anker fällt nur wenige Meter entfernt von unserer früheren Position, kaum 20 m entfernt von einer gelben Boje

    Gut genützte Zeit!

    In der Nacht, so kurz nach 1 sollen dann noch Magdalena und Lorenz mit der letzten Fähre aus Athen kommen. Bei Windstille werde ich sie mit dem Dinghi abholen.

    Dann ist die Familie wieder komplett.