Schlagwort: Sifnos

  • Sifnos -Vathi

    Die letzten Tage schon sind wir im Kontakt mit Barbara und Stefan. Sie sind mit ihrer Amel LAUSA zurzeit in Milos unterwegs und würden uns gerne treffen. Der gemeinsame Weg nach Norden wird schon irgendwo eine gemeinsame Ankerbucht ergeben. Wegen des angesagten Meltemi wollen wir ohnehin einen kleinen Sprung weiter in die Bucht Vathi.

    Vathi, das gibt es öfter, es bedeutet ja nur „Hafen“. Das ist Vathi auch, eine große Naturbucht – allerdings ohne wirklichen Hafen. OK, es gibt eine kurze Mole aber nicht einmal eine regelmäßige Fähre hierher. Wie wir später erfahren, wurde erst um 1990 erstmals eine Straße in diese Bucht gebaut. Es ist also alles sehr jung, was wir hier sehen. Die Anbindung nach außen ist ein Bus, der mehrmals täglich die enge und steile Straße nach Apollonia, der Hauptstadt von Sifnos, fährt. Der bringt auch die Touristen in den Ort – und nimmt die Tagestouristen wieder mit.

    Für den Anker ist die Bucht herrlich. Sandboden, nicht ganz seicht, aber gut haltend – und das werden wir ja auch brauchen, bei angesagtem Meltemi mit Böen >35 kt. Mal sehen, was davon in der Bucht übrigbleibt.

    Der Ort besetzt den schmalen, flachen Bereich der Bucht, die gleich nach den Häusern stark ansteigt. Kein Wunder, dass die Hotels und Bars ganz nahe an das Wasser heran gebaut sind. Das lässt sich das Meer aber auch nicht gefallen und kommt daher den Häusern noch näher. So bleibt an einigen Stellen – eigentlich über mehr als 100 m kein Flecken Strand übrig. Wer da vorbei will muss durch das Wasser gehen. Auch ein Zeichen von Veränderung und dass der Mensch nicht vorgibt, was das Meer zu tun hat. Früher oder später wird es sich Stück für Stück die Siedlung zurückholen.

    Nur ein großes Luxushotel hat sich ein wenig weiter nach hinten und etwas höher gesetzt. Dafür ist der Weg zum Wasser jetzt sooooo lang, dass er den Luxustouristen nicht mehr zumutbar ist. Die bekommen dann vor jede Suite einen eigenen Süßwasserpool hin gebaut. Dass die Insel eigentlich keine eigenen Quellen hat, stört bei den Hotelbetreibern niemanden und die Touristen bekommen das nicht mit.

    Uns ist das egal, wir haben ja unsere Philia und sind weitgehend autark. Nur das mit dem Wasser müssen wir noch lösen, aber das ist eher eine Frage des Platzes und des Preises.

    Wir richten uns auf einen längeren Aufenthalt ein – der Meltemi hält, was er versprochen hat. Barbara und Stefan bleiben vorerst in Milos. So haben wir Zeit uns die Insel einmal anzusehen.
    Zunächst mit dem Bus nach Apollonia, dort dann ein Moped ausborgen. Und wohin jetzt?

    Unser erster Weg führt uns hinunter zum Ort Kastro. Das war früher der befestigte Hauptort und liegt auf einem Felsen über dem Meer. Auch heute noch ist der Ortskern nur durch wenige Tore zu betreten. Dahinter ein Gewirr von Gässchen ,so dass die Orientierung schwer fällt. Nur das Geräusch der an den Felsen brechenden Wellen und der Sonnenstand helfen uns, uns zurecht zu finden. Wenig ist da los heute.

    Das Leben muss recht beschwerlich sein, da alles, wirklich alles recht weit nach Hause zu tragen ist. Egal ob Bleistift oder Ziegel, alles wird auf kleinen Wagen hin und her gerollt. Für alte Menschen ist das eine wirkliche Herausforderung – aber was bleibt ihnen übrig. Vielleicht ist das mit ein Teil des Geheimnisses, dass es in Griechenland vergleichsweise viele alte Menschen gibt.

    Dann wollen wir zu einem Strand ganz im Norden der Insel, so groß ist die ja wirklich nicht. Viele Kurven und etliche Male auf und ab, dann noch scharf links einbiegen, aus Asphalt wird Beton, aus Beton wird Schotter. Und dann? Entsetzen! Ein kleiner, halbrunder Strand, hübsch gelegen. Aber auch ein paar Hundert Touristen, die sich in den wenigen Schatten der Bäume drängen – wirklich Handtuch an Handtuch.
    Brauchen wir das? Nicht wirklich! Ohne auch nur beim Wasser gewesen zu sein, drehen wir um. Da muss es schönere Plätze geben.

    Zum Beispiel den Paralia Vouludia. Das wollen wir probieren. Also zuerst die Straße zurück, wieder hoch hinauf, dann wieder hinunter. Diese Straße ist frisch asphaltiert, eine Kehre ist zum großen Parkplatz ausgebaut. Wir fahren trotzdem noch weiter. Zack, kein Asphalt, dafür stark zerfurchte und steile Sandstraße. Ich hab zwar schon wilde Wege gefahren, aber das ist mir zu wild! Noch sind es gut 100 Höhenmeter bis zum Wasser – das ist wiederum für Susi zu viel. Also wieder Rückzug.

    Na, dann gleich nach Kamares, dem Haupthafen. Aber nach Komenda – Art nicht über die Hauptstraße, sondern über das Gebirge. Susi fordert dann, auch zum Kloster am Berg abzubiegen – und gut war es!

    Ganz oben an der Kante des Berges liegt ein Kloster, heute völlig verlassen aber gut gepflegt. Und unter dem Kloster liegt die Bucht von Kamares. Ein wahnsinns Ausblick auf Kamares, dass 450 m unter uns liegt. Oder auf die offene Ägäis, oder nach Norden auf Serifos und Syros, oder im Osten Antiparos, Despotiko und Strongylo – und ein wild bewegtes Meer.

    Am Weg hinunter nach Kamares brauchen wir nicht viel Benzin, aber viel Bremsbelag 😉. Unten angekommen tauchen wir voll in den Tourismus ein: Beach Bars, Menschen mit kaum mehr als Nichts am Körper schlendern auf der Straße. In der Bar sitzt eine Großfamilie, bei der offensichtlich auch die Geldbörse recht groß ist. Als die zahlen erkenne wir den Wert der goldenen Kreditkarten: einfach hin halten und den PIN eingeben. Was da abgebucht wird ist völlig egal, weil die heutige Ausgabe im Vergleich zum heutigen Einkommen ohnehin nur unerhebliche Groschen sind.

    Wir schauen dem Treiben eine Zeit lang zu und fahren dann zurück nach Apollonia. Dort gibt es (genau) eine Gasse, in der sich am Abend das Leben abspielt. Zu unserer Zeit wird gerade hergerichtet. Die Restaurants räumen wieder ihre Möbel heraus, ein paar Geschäfte haben schon geöffnet. Wir schlendern da entlang und dabei fällt uns auf, dass wir heute noch nichts gegessen haben. Ob wir um die Zeit ein Lokal finden?

    Finden wir!
    Gleich in der Nähe der Kirche, ein paar Stufen hinauf in den Gastgarten, in dem viele Bäume und eine Weinlaube Schatten spendet. Das können wir heute gut gebrauchen. Außer uns sind nur zwei andere Paare da – aber es gibt was zu essen. Für den Nachtisch, in Griechenland zumeist ein Geschenk des Hauses – ein paar süße Kostproben zum Beispiel – bekommen wir eine ganze Weintraube, die der Wirt gerade eben über unseren Köpfen von der Rebe geschnitten hat. Frischer geht’s wirklich nicht!

    Spannend finden wir die Musik, die da im Hintergrund spielt: Ja, griechisch ist sie schon, also der Text. Der Rest pendelt zwischen Hausmusik auf einer Insel, Swing und Jazz bis hin zum Jodler mit dem Titel „Fahren wir nach Honolulu“ Schräg, aber lustig – uns gefällts und wir besorgen uns den Link zu Playlist, die es dann auch auf Youtube zu finden gibt. Bald haben wir dann die Songs heruntergeladen und immer wieder im Ohr.

    Am nächsten Tag haben wir nur ein Ziel vor: Das Kloster Christopigi. Es liegt an der Ostküste malerisch auf einer Landzunge. Vom Meer aus haben wir die Kirche schon gesehen. Nun geht es mit dem Moped dort hin. Und der Weg hat sich ausgezahlt. Ein wirklich magischer Ort, auf drei Seiten vom Meer umgeben.

    Wir nützen aber auch die Chance dort am Strand ins Wasser zu steigen. Es ist unerwartet warm, obwohl die freie Ägäis vor uns liegt. Dieser Sommer ist wirklich viel zu warm, auch im Wasser.

    Aber morgen, morgen dann geht die Reise weiter.

  • Sifnos

    Der Weg zurück nach Agii Theodori zu „unserer“ Werft beginnt. Wir haben zwar noch viel Zeit, aber die Stimmung geht irgendwie in diese Richtung. Der immer kürzer werdende Kalender tut sein übriges. Von Paros kommt man gut nach Sifnos, genauer in die Bucht Gialos, ganz im Süden. Der Wetterbericht verspricht gute, etwas starke Bedingungen, aber das sind wir ja schon gewöhnt.

    Der Wetterbericht spricht von nördlichen Winden und ebensolchen Wellen, wir wollen nach Südwesten – das passt also gut. Kaum strecken wir die Nase aus der Bucht von Parikia, reffen wir schon wieder ein, denn 17 kt sind doch starker Tobak unter Vollzeug. Und dann nehmen auch noch die Wellen zu. Da klatschen dann 1,3 m Wellen seitlich ans Boot. Am Bug geht die Gischt hoch und aus dem Vorsegel rinnt das Wasser, als wäre es frisch gewaschen. Das hat sich später dann auch noch eine gründliche Süßwasserdusche verdient.

    Der Ritt ist recht unangenehm, so dass wir von Hand steuern. Das gibt uns das Gefühl die Lage besser beeinflussen zu können. Immer gelingt das nicht! Die Wellen ziehen schräg unter Philia durch, so dass sie massiv aus dem Kurs gedrängt wird. Da wird der Ruderdruck schon ganz schön kräftig. Hin und wieder wird er so groß, dass Philia richtig in den Wind schießt, also mehr als 45° vom Kurs abweicht, ohne dass wir aktuell was tun können. Abwarten bis die Welle durch ist, das Boot einfangen und wieder auf Kurs bringen.

    Da wir das Großssegel mit unserem Bullenstander, einer Leine vom hinteren Ende des Baumes zum Bug und zurück ins Cockpit, gesichert haben, kann das Segel auch nicht umschlagen. Das entspannt die Sache ungemein. Und so schaukeln und tanzen wir immer näher an Sifnos heran und sind schon nach 4 Stunden vor der Einfahrt zur Bucht Gialos. Bis hier her war das also ein Schnitt von 5,8 kt (10 km/h)- ganz ordentlich für das kleine Schiff und die hohe Welle.

    Wir kennen die Bucht, da waren wir schon einmal. Heute ist sie nicht sehr freundlich zu uns: mit 24 kt (45 km/h) faucht uns der Wind entgegen. Etliche Schiffe liegen schon da, aber alle mit recht viel Abstand zum Strand und den Begrenzungsbojen des Schwimmerbereiches. Der kleine Hafen scheint voll zu sein, aber der interessiert uns ohnehin nicht. Der kleine Volvo Motor gibt sich Mühe und schiebt uns näher an das Ufer heran. Wir müssen jetzt einen Platz finden, der einerseits nahe an den gelben Schwimmerbojen ist und andererseits genügend Platz zu den anderen Schiffen bietet, damit wir gut 45 m Kette rauslassen können.

    Ziemlich souverän steuert Susi so einen Punkt an. Ich übernehme dann am Bug die Einweisung an den exakten Ankerplatz. Wir wollen den Anker ja nicht auf Seegras werfen. Unser Jambo Anker hält zwar da auch gut, aber dem Seegras würde das schaden. Der Punkt ist gefunden, Philia stoppt bei dem Wind augenblicklich, der Anker rauscht ins Wasser und die im Wind davon treibende Philia legt die Ankerkette in gerader Linie auf den Grund. Bei der Kettenmarkierung von 45 m klemme ich die Kettennuss fest. Die Kette spannt sich und Philia, die quer zum Wind getrieben ist, schwingt mit einem Ruck herum. Das reicht, um den Anker in den Sand zu graben. Ein Einfahren unter Motor können wir uns heute ersparen.

    Wir versorgen noch das Schiff, entlasten die Ankerkette, räumen unten ein wenig auf und kommen auch seelisch an. Wären wir da so entspannt im Cockpit sitzen, fahren erstaunlicherweise einige Schiffe ab – doch nicht wegen uns?!

    Nach einiger Zeit kommt ein Charterboot an, dass neben uns ankert. 6 junge Damen und der Charter-Skipper. Der beschließt nach einiger Zeit, dass es für seine Damen vielleicht netter wäre, wenn sie sich einen Platz im Hafen suchen. Außerdem ist er ja ein gestandener Seebär und was sollen ihn da die Böen beeindrucken. Anker auf, an die Tat.
    Naja, fast eine Stunde hat er im Hafen hin und her geruckelt, den Anker einmal da, einmal dort hinuntergelassen aber nie mit dem Heck den gewünschten Platz getroffen. Dann gibt er auf und kehrt zum Platz neben uns zurück – doch nicht so souverän wie gedacht, der Herr Skipper.

    Wir lassen unser Dinghi ins Wasser und fahren an den Strand. Ein bisschen was einkaufen, in eine Töpferei schauen, sich ein bisschen die Füße vertreten. Bei einer der Tavernen einzukehren, freut uns aber nicht. Wir wollen ja unsere Vorräte aufbrauchen.

    Am Abend lässt der Wind nach, schläft fast ein.

    Eine sternklare Nacht begrüßt uns.