Schlagwort: Sarakiniko

  • Sarakiniko – von außen

    Um diesen Tag wurde der gesamte Familienurlaub arrangiert: Wir wollen gemeinsam eine von Rod Feldman organisierte Seekajaktour unternehmen. Wohin, das weiß nur der Wind und erst 24h vorher auch Rod. Rod macht Seekajaktouren rund um Milos seit mehr als 25 Jahren, kennt sich also top aus und auch seine Ausrüstung braucht sich nicht zu verstecken. Fast 50 Boote stehen zur Auswahl!

    Als er uns um ¾ 10 bei der Shell Tankstelle in Adamas abholt, sagt er uns, dass wir 6 heute die einzigen Gäste sind. Er übergibt die Tour gerne an Dario, der schon seit 6 Jahren bei ihm Tourguide ist. Dessen Freundin Julia hat heute einen freien Tag und kommt auch mit. Damit sind wir komplett: 3 Doppelkajaks und 2 Einer.

    Rod bringt uns noch bis zur Einsetzstelle in Mandrakia. Wir bekommen eine kurze Einweisung und los geht’s. Zum Testen, wie gut wir mit den Booten umgehen, gleich einmal an einer engen Stelle mit Wellen durch ein Riff, statt außen herum. Aufnahmsprüfung bestanden! Der erste Stopp ist gleich ums Eck der Hafen von Mandrakia. Ein kleiner sehr ursprünglicher Fischerhafen mit ähnlichen Häuschen / Bootsgaragen wie in Klima – nur halt kaum touristisch ausgeschlachtet. Ein schöner Flecken.

    Dann geht es die Nordküste von Milos zunächst nach Westen, ganz eng dem Ufer entlang. So kann man die verschiedensten Steinformationen besser sehen. Außerdem bieten die Lavafelsen im Wasser einen herrlichen Spielplatz. Enge Durchfahrten, die nur mit einer Welle passierbar sind, Brandungswellen, die uns manchmal unsanft schaukeln, ausgewaschene Überhänge, und natürlich Höhlen, die so groß sind, dass man mit den langen Zweierkajaks drinnen umdrehen kann – und muss 😉.

    Nach gut einer Stunde gibt es eine „Frühstückspause“ mit befohlenem Schwimmen. Vorbeugung gegen den Hitzschlag, denn es ist drückend heiß. Da wir aber am Wasser sind, können wir unsere Ärmel und Hüte immer wieder ins Wasser tauchen, um uns zu kühlen.

    Ich nutze die Chance um ein wenig zu schnorcheln. Viele Felsen, viele Fische, die hier nur sehr schlecht gefangen werden können und – Gasblasen. Da sprudeln doch tatsächlich ständig Gasblase zwischen ein paar Steinen empor. Der Vulkan lebt also noch. Das sieht man auch am trüben Wasser an einer Ecke des Strandes. Eine warme Quelle bringt offensichtlich so viele Mineralien mit sich, dass sich das Wasser eintrübt. Von anderen Stellen kenne ich rostrot als Farbe, die vom hohen Eisenanteil kommt. Hier ist es eher milchig trüb. Was das wohl ist?

    Nach dem Ablegen überrascht uns durchaus kräftiger Schwell, der sogar unsere Schiffe ins Surfen bringt. Die Richtung passt halt nicht ganz. In der richtigen Richtung, wird’s eine Schaukelei zu einem schmalen Einschnitt in der Küste. Kaum 3 m breit, aber einigermaßen gerade und recht tief. Wir passen alle durch und finden uns plötzlich vor der Kulisse von Sarakiniko. Aber anders, als wir sie kennen: hunderte Menschen stehen da auf den Klippen, etliche Schiffe stehen davor. Was bin ich froh, Sarakiniko schon früher vom Land aus gesehen zu habe. Und jetzt, vom Wasser sind wir eh fast alleine.

    Dario zeigt uns ein paar Höhlen. Klappt ganz gut. Dann wird er mutiger und zeigt uns eine schmale Einfahrt in eine Höhle, durch die man durchfahren kann – aber mit einer 90° Ecke und recht niederer Decke in der zweiten Passage. Na dann, mutig hindurch. Was Dario nicht bedacht hat: Der Schwell schießt uns förmlich in die Höhle und wir haben Mühe die Boote rechtzeitig abzustoppen, bevor wir gegen die Wand knallen. Die 90° Drehung gelingt nur mit Mühe und Synchronität. Als wir wieder draußen sind, meint er: „Die anderen Höhen kann ich jetzt nicht zeigen, das ist zu wild“.

    Macht nichts, wir paddeln an Sarakiniko vorbei, sind dabei ein dankbares Fotomotiv und kommen zu einem kleinen Einschnitt in der Felsküste. Zweimal um die Ecke und von Schwell oder gar Touristen ist nichts mehr zu sehen. Sandstrand mit Tamarisken, darunter eine Sitzecke aus alten Palletten, weiße, weiche, weil zerbröselnde „Kreidefelsen“. Little Sarakiniko – ein verstecktes Paradies.

    Wir genießen die Zeit hier, plaudern, erfahren, dass Dario ein guter Saxophonist und Julia Sängerin ist, und dass beide davon träumen auf Sardinien, ihrer Heimat, einen Outdoorveranstalter zu gründen. Falls wir nach Santa Theresa, ganz im Norden Sardiniens einmal vorbei kommen ….

    Auf der Rückfahrt hat der Wind und der Schwell etwas nachgelassen, und die zuvor ausgelassenen Höhlen und Passagen werden nun nachgeholt. Mit der letzten Kraft umrunden wir noch ein Kap, statt wieder durch den Einschnitt zu fahren und sind um 4 wieder am Ausgangspunkt angekommen.

    Ein toller Familienausflug mit Freunden – sehr empfehlenswert!

  • Milos

    Die Überfahrt wird wie vorhergesehen:
    wenig Wind,
    noch weniger Wind,
    gar kein Wind.

    Wir machen das Beste draus und biegen ab nach Sarakiniko. Sarakiniko, das ist ein Küstenabschnitt aus weißer Vulkanasche, die ganz weich und entsprechend in allen möglichen und unmöglichen Formen erodiert ist.  Weiche Pölster, Höhlen, Bögen, Säulen, ein Boden der aussieht wie Jahresringe.

    Also alles sehen wir vom Meer aus nicht, aber es ist eine interessante Perspektive. Natürlich sind wir nicht die einzigen die da ankern. Ein paar Eignerschiffe und viele Touristentouren stehen schon herum, aber wir finden auch noch einen Platz. Der Anker liegt in 10 m Tiefe und man kann ihn und den genauen Verlauf der Kette von oben sehen, so sauber ist das Wasser.

    Was wir noch sehen ist ein besonderer Fisch. Langer dünner Schwanz, der fast so lange ist, wie der Körper. Der wiederum ist ganz flach und aus den Flossen sind „Flügel“ geworden. Ein großer Rochen treibt sich am Boden herum. Zunächst ist er durch uns nicht gestört und sucht nach Futter im Sand. Erst als er sich den Felsen nähert, nimmt er Fahrt auf und hebt vom Boden ab. Immer schneller wird er und verschwindet im Blau. Da nach schwimmen – brauchst gar nicht erst versuchen.

    Erst nach 2 Stunden werfen wir den Motor wieder an und schnurrln die letzten 9 Meilen bis in die groß Bucht von Adamas. Über den Hügel wären es kaum 1,5 Meilen gewesen. Viel kann unsere PHILIA, das aber eben noch nicht.

    Urlaub in Milos

    Natürlich muss man die Insel auch am Landweg erkunden. Wieder zwei Scooter geliehen, hier reiche die dürftigen 50 cm³ Mopeds aus. Rauf nach Plaka, ganz rauf auf das Kastro mit einem umwerfenden Rundumblick.

    Später dann zum „Milos – Tripple“ bestehend aus der Statue der Venus von Milos – natürlich als Kopie, das Original ist Raubgut und steht in Paris, die Katakomben und das Amphietheater.

    Einen Badepause gönnen wir und in Klima. Ein kleiner Ort, der eigentlich nur den Fischern als Basis diente. Sie errichteten unmittelbar am Wasser Häuschen, deren untere Etage die Bootsgarage im Winter war. Im ersten Stock haben sie gewohnt. Heute ist das alles touristisch genutzt, aber die bunt bemalten Türe geben dem Ort einen besonderen Reiz.


    Aber die Tage von Klima sind gezählt: Der langsam steigende Meeresspiegel, ca. 20 cm im letzten Jahrhundert und jetzt so an die 3 mm pro Jahr (!!!!) werden den Ort langsam aber sicher unbewohnbar machen.

    Weil es heute so schön windig ist, machen wir auch einen Abstecher nach Sarakiniko, dass vom Land ganz anders wirkt als vom Meer. Die heute hohe Brandung tut ihr Übriges, um einen besonderen Eindruck zu hinterlassen.

    Wir nützen die Chance und das gute Wetter und machen uns auf den Weg nach Kleftiko. Kleftiko ist das Land der Diebe und bezeichnet die Süd-West Ecke der Insel. Dort hat das Meer aus der weichen Vulkanasche Klippen und Höhlen heraus geschliffen, da stehen einsame Pfeiler und riesige Torbögen. Eine erstaunliche Welt.

    Wir fahren also los, sportlich wie wir sind, natürlich unter Segeln. Ist ja ganz lustig, aber bei 6 kt Wind aufkreuzen ist halt schon ein rechtes Geduldspiel. Nach einer Stunde und kaum mehr als 3 Meilen Fortschritt am 16 Meilen langen Weg, geben wir auf uns zünden den Diesel.

    So haben wir mehr Zeit, die bunten Felsen der Westküste zu bestaunen. Fast schon knallige Rottöne, weiße Vulkanasche, schwarzblaue Lava, gelbliche Schwefel – Einsprenkel, ins violett gehende Manganablagerungen. In enger Abfolge, kontrastierend, erstaunlich!

    Am langen Weg nach Kleftiko ein ständiger Strom von Touristenbooten aller Art. Ein Kommen und Gehen, mal beschaulich, mal im Eiltempo. Dort sein, wollen sie alle – nur der Weg soll halt möglichst kurz sein. Ob die auf ihren überladenen „Flüchtlingsbooten“ ein Auge für die bunte Insel haben?

    In Kleftiko angekommen suchen wir uns einen Platz am Rand des touristischen Irrsinns, laden unser Dinghi ab und fahren zu einem entlegeneren Abschnitt. An einem Überhang gibt es einen kleinen Strand, gerade groß genug, um das Dinghi abzulegen, und – Schatten. Nur in der Sonne hält man das nicht lange aus. Wir schnappen unsere Taucherbrillen und gehen auf Safari.

    Felsblöcke liegen durcheinander am Boden. Manche so riesig, dass sie bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Schon seltsam, 60 m vom Ufer entfernt plötzlich aufzustehen. Viele Fische treiben sich zwischen den Felsen herum, ein paar winzige, kaum 1 cm lang leben im Krautwerk auf den Felden und huschen zur Seite, wenn ich meinen Fuß auf den Felsen stellen will. Aus einer Spalte kommt eine große bunte Krabbe (Blaukrabbe ?) geklettert, flüchtet aber schnell wieder vor meinem Atemgeräusch  im Schnorchel. Leider traut sie sich nicht mehr hervor.

    Wir schwimmen dann zurück zum Dinghi und fahren ins Epizentrum des Touristenwahnsinns: Da stehen so an die 10 Schiffe mit insgesamt gut 300 Passagieren auf engstem Raum. Zum Glück sind die Leute schon länger hier und nur mehr wenige sind im Wasser unterwegs. So können wir einigermaßen gefahrlos die Klippen entlang tuckern, Überhänge erkunden, durch Höhlenpassagen fahren oder Felstore passieren.

    Von unserer Paddeltour vor zwei Jahren wissen wir einen netten Platz, suchen ihn und finden ihn auch. Das Dinghi wird auf einer Felsplatte abgestellt und wir schwimmen eine Runde.

    In dem Fall wörtlich eine Runde:
    Bei einem flachen Durchgang lassen wir uns von den Wellen in eine Höhle spülen. Von oben ist es sofort dunkel, aber das Wasser ist durch das andere Höhlentor beleuchtet. Die Felsen wirken violett, knallgelbe Schwefelschwämme bilden einen herrlichen Kontrast. Glasklar ist das Wasser, so dass alle Details der Felsen, aber auch kleine Fischchen gut erkennbar sind.

    Außen, im Sonnenlicht, geht es dann durch ein paar engere Kanäle und im ein paar Ecken zurück zum Dinghi. Später mit dem dann zurück zur PHILIA.

    Viele der Touristenschiffe sind inzwischen am Weg zurück nach Adamas. Auch wir treten bald die Heimreise an. Allerdings nicht so wie die mit Vollgas, sondern wir versuchen den anfangs zarten Wind zu nützen, um nach Norden zu kommen. Und wir werden reichlich belohnt: Zum Sonnenuntergang sind wir zurück an der Nordspitze von Milos und den Ankerplatz erreichen wir im letzten Licht des Tages.

    Der Anker fällt nur wenige Meter entfernt von unserer früheren Position, kaum 20 m entfernt von einer gelben Boje

    Gut genützte Zeit!

    In der Nacht, so kurz nach 1 sollen dann noch Magdalena und Lorenz mit der letzten Fähre aus Athen kommen. Bei Windstille werde ich sie mit dem Dinghi abholen.

    Dann ist die Familie wieder komplett.