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  • Poros

    Der Weg ist lang. Gleichzeitig wollen wir nicht zu spät ankommen, um noch einen Platz an der Mole zu ergattern. Also wird ein früher Aufbruch geplant: Aufstehen um 6 und zügiges Ablegen um 06:35, dann ein Frühstück „on the go“ bis wir die Insel hinter uns lassen. Schon vor 7 setzten wir die Segel auf „Vollzeug“ und ziehen los.

    Anfangs recht zügig, dann ein Windloch, dann wieder unter Segel, bis wir Agios Georgios erreichen. Diese Insel markiert die Mitte der Reise – und das Ende des Windes. An ihr vorbei zu fahren, ist aber spannend. Wir bleiben an der Nordküste, die liegt besser zum abnehmenden Wind. Auf der Insel stehen 42 Windräder, ein Betriebsgebäude der Windradelbetreiber und sonst – nichts. Da wird massig viel Strom erzeugt, so am Rande des Meltemi, und damit Athen versorgt.

    Ohne Wind, heißt mit Motor ☹ – nicht so nett. Südlich von uns ist die LAUSA unterwegs. Die Einfahrt nach Poros erreichen wir fast gleichzeitig. Gleichzeitig aber auch mit 6 anderen Yachten und einer Superyacht, die ihr Beiboot als „Pfadfinder“ vorausschickt. Als lange Karawane schlängelt sich der Zug an der Stadt vorbei. Das Fahrwasser ist ca. 40 m breit und mäandriert sich stark.

    Gleichzeitig suchen die drei Yachten vor uns nach ihrem Liegeplatz bei den anderen Charteryachten. Die sind also langsam und unaufmerksam unterwegs. Ich geb kurz Gas und lasse zumindest zwei von ihnen hinter mir. Der Pfadfinder war anfangs an der Spitze des Konvois, sein „Mutterschiff“ mittendrin. Dann parkt der plötzlich neben dem Fahrwasser, schaut zurück zum Mutterschiff, gibt kurz Gas und legt sich genau in die Mitte des Fahrwassers und quer zur Fahrtrichtung.

    Irgendwie geht’s dem nicht gut! Der stoppt einen Konvoi von 11 Schiffen, weil er mit seinem Kapitän konferieren will. Gleichzeitig schiebt uns alle die Strömung mit 2 kt voran – nur ohne eigener Fahrt bin ich ein Stück Treibholz – an dieser engen Stelle nicht wirklich eine tolle Idee.
    Na, da muss ich den stolzen Megayacht Mitarbeiter einmal ein bisschen schimpfen, dass er sich wenigstens längs in die Fahrtrinne stellt. Macht er auch – passt.

    Um’s letzte Eck und dort ist dann die Stadtmole für die Tagesgäste. Da ist schon recht viel los. Bei der ersten Lücke werden wir weggewiesen, vor der zweiten und dritten Lücke probt einer seine Anlegemanöver. Ich mache mir mit Rufen aus, in welche Lücke er will, die andere nimm ich. Aufstoppen, rückwärtsfahrt aufnehmen – ohne nach links weg zu drehen, also ohne dem Radeffekt nachzugeben – dann rechts um und mit unseren 3,75 m Breite in eine 4 m Lücke. Susi lässt an der richtigen Stelle den Anker ins Wasser gleiten, ich stoppe kurz vor dem Steg und gebe die Leinen an freundliche Helfer. Fertig.

    Unser Manöver hat den Kollegen, der die dritte Lücke wollte, so beeindruckt, dass er uns nachher fragen kommt, wie wir das gemacht haben. Er hat 20 min herumgebastelt, bis er es geschafft hat. „Eignerschiff und Glück“ – irgend so eine Mischung, hat uns geholfen.

    Und dann kommt Betriebsamkeit auf: Poros ist der letzte Hafen mit „Service“ Station für Yachten. Diesel auffüllen – 125 Liter passen in den Tank, macht 250 €. 2 große Säcke Wäsche waschen, macht 35 €. Wasser tanken, das gibt es nur in Paketen zu 400 Liter, macht 5 € – wir brauchen nur 160 und spülen dafür das Salz von den Segeln, und die Hafengebühr von 13 € kommt auch noch dazu. Nun ist Philia schon fast fertig für den Winter. Wobei, wer will schon an Winter denken, wenn es 35° hat.

    Wir genießen noch ein sehr griechisches Abendessen mit Barbara und Stefan und ziehen und wieder auf Philia zurück. Wir bleiben noch in Poros, aber nicht im Hafen. Es ist Wind angesagt, mit starken Böen, und genau auf die Hafenmauer. Ich will da nicht mein Heck riskieren. Lieber legen wir ab und ankern in der Bucht – auf unglaublichen 15 m Tiefe und unbekanntem Grund.

    Aber der Anker hält (vorerst) und wir richten uns auf ein paar Tage am Schiff ein. Also wir können schon weg, zum Einkaufen zum Beispiel, denn wir haben ja unser Dinghi. Aber bei Wind und Welle eine längere Reise mit dem Ding, das will man sich auch überlegen. Wir machen es trotzdem, mehrmals. Immerhin stehen wir hier fast 6 Tage.

    Natürlich hätten wir auch mit Druck weitergekonnt, aber wir haben unseren Krantermin in 12 und den Rückflug erst in 17 Tagen – uns hetzt nichts.

    So habe wir die Chance Judith kennenzulernen. Sie macht gerade Boat Sitting auf ihrer 43 ft Yacht und wartet bis ihr Mann und die Kinder aus Deutschland zurückkommen. Dann startet ein Jahr am Schiff. Inzwischen paddelt sie zweimal täglich mit dem Paddelboard ihren Hund an Land, rennt mir dem eine lange Runde und kommt bei der Rückfahrt öfter einmal bei uns vorbei. Bei einem Gegenbesuch führt sie uns ihren neuen Wassermacher vor. Der residiert in der Vorpiek, einer Kammer ganz vorne im Bug, nur durch eine Luke im Deck zu erreichen. Gut geht es ihm da. Macht ein paar Geräusche und vor allem bestes Trinkwasser aus dem Meerwasser.

    No, das wäre doch was für uns – vielleicht.

    An einem Nachmittag, eigentlich wie immer wolkenlos, ziehen plötzlich seltsame dunkle Wolken auf. Nachmittags um 1/2 5 ist eine Stimmung wie bei Sonnenuntergang, nur dass die Sonnen halt noch viel zu hoch steht. Ein Waldbrand am Festland, keine 20 Meilen von uns, schickt seine Rauchschwaden mit dem Meltemi nach Süden.

    Das Schauspiel dauert zum Glück nicht sehr lange, es reicht aber, dass am nächsten Morgen das Deck voll mit feiner Holzasche ist.