Schlagwort: Despotiko

  • 35 kt, mit Löchern

    Der Wind hat wie erwartet aufgefrischt und zeigt was er so kann. 20, 25, 30 kt – also bis zu 50 km/h – da zerrt PHILIA schon ganz kräftig an der Ketter. Zerren darf sie, aber nach hinten rutschen darf sie nicht. Macht sie auch nicht. So gesehen alles gut.

    Nicht so gut ist, dass wir uns bei dem Wind nicht vom Schiff trauen. Nicht wegen dem Schiff, aber wegen Wind und Wellen und unserem schwachen Beibootmotor. Wenn der aussetzt, dann sind wir ganz schnell irgendwo. Gegen 30 kt anrudern wäre ein hoffnungsloses Unterfangen.

    Aber wir haben ohnehin genug, um uns zu beschäftigen:
    Platz, also eigentlich das Volumen, ist das Hauptproblem auf Schiffen. Schiffe können enorm viel Gewicht tragen, aber wozu dann halbleere Behälter herum fahren, nur weil es sie als praktische Plastikboxen gibt. Für den Transport von Luft haben wir einfach keinen Platz.

    Werkzeuge kommen gerne in hübschen, stabilen und klobigen Koffern daher. Wenig Werkzeug, noch weniger Zubehör, ganz viel Schaumstoff und Luft. Ich hab ja nicht vor mit meinen Werkzeugen olympischen Weitwurf zu trainieren. Die sollen einfach irgendwo verstaut sein und leicht gefunden werden können.

    Also besteht der Wunsch, einen Werkzeugkoffer gegen eine kleine kompakte Tasche zu tauschen. Susi nimmt sich der Sache an. Wir haben ja eine alte Nähmaschine an Bord, und Stoffe so wie so. Also einen Plan machen, dann überlegen, wie das fertigbar ist und schon geht’s los. Nach knapp 2 Stunden ist die Tasche fertig, sie wird befüllt und verstaut und der große orange Koffer, der wird im nächsten Hafen das Schiff verlassen müssen. Der hat ausgedient.

    Aber wenn die Nähmaschine schon einmal am Tisch steht, kommen da auch noch ein paar kleinere Dinge zustande. Auf der Bimini haben wir neue Stäbe, um die Solarzellen zu unterstützen. Die sind ein 7 cm länger als die alten. Also braucht es da neue Klettverschlüsse. Und die Ventilatoren in den Kajüten bekommen eine Staubschutzhaube verpasst.

    Um 4 wird in der Bucht plötzlich getrötet und gerufen. „Channel 16, Channel 16“. Das ist zwar eine Notruffrequenz, aber wenn sich gleich 3 österreichische Schiffe verabreden müssen, dann ist das auf dem Kanal schon gerechtfertigt. Toni und Gabi von CHRISTINE 1 rufen zum gemeinsamen Abendessen auf. Willi und Ehrentraud von CALYPSO, sie sind heute angekommen, sind dabei und wir sowieso. Weil Toni das größere Beiboot und den stärkeren Motor hat, bietet er uns an, uns zu abzuholen.

    Hier in der Bucht gibt es 1 ½ Lokale, also ein großes auf Fisch ausgerichtetes, und ein kleines mit lokalen Erzeugnissen wie Ziegen oder Hühner.  Wir gehen zu den Fischen und haben einen sehr netten Abend, bei dem allerlei Seglergeschichten ausgetauscht werden. CHRISTINE I ist seit 23 Jahren unterwegs, CALYPSO seit 13 Jahren. Wir mit unseren 4 Saisonen sind da noch richtige Jungspunde.

    Es wird spät, und als wir zur PHILIA zurückgebracht werden hat er Wind aufgehört und über uns wölbt sich ein prächtiger Sternenhimmel. Der Wind hat die Feuchtigkeit verblasen und die Sterne glitzern nur so über uns. Wir gehen noch ein bisschen auf unser Vorschiff und bestaunen diese fernen Welten.

    Schon in der Nacht kommt der Wind wieder zurück, kräftiger als zuvor, um am späteren Nachmittag wieder komplett einzuschlafen.

    Wir nutzen die Chance für einen Ausgang zu CHRISTINE I und sitzen ein paar Stunden bei Gabi und Toni im Cockpit. Natürich bekommen wir ihre Amel Supermaramu im Detail gezeigt. Da sind schon ein paar sehr nette Ideen umgesetzt bei dem Schiff. Aber trotzdem komm ich von dem Gedanken nicht los, dass Amel alles lieber selber entwickelt, als bewährte Lösungen einzukaufen. Und dann ist so manche Lösung doch nicht so praktisch.

    Noch zweimal wiederholt der Wind sich dieses, für uns unerklärliche Schauspiel. Der Wechsel zwischen Starkwind am Tag und am Nachmittag dann wieder freundliche Flaute.

    Am letzten Tag sind alle unsere Arbeiten abgeschlossen, es gibt noch ein wenig Bootskosmetik, aber eigentlich können wir nur mehr Urlaub machen, ein Buch lesen, ins Wasser gehen – oder diese Zeilen schreiben.

    … und das alles in türkis grünem, 25° warmen Meer

    Das Leben ist schön!

  • Schönes Segeln

    Der Wind war am Abend komplett eingeschlafen und kommt jetzt langsam wieder zurück. Wie erwartet zunächst genau in unsere Richtung. Das heißt dann die Genua raus und einfach fahren lassen. Die wenigen Wellen laufen mit uns, PHILIA liegt ganz ruhig und fährt immer schneller nach Süden.

    Nicht nur uns gefällt der Tag. Unterwegs kommen wie bei einem Fischer vorbei, der da ganz glücklich seinen Fang aus dem Wasser zieht und dabei lauthals singt. Geht’s noch besser?

    An der Südspitze von Antiparos wird die Sache aber anders: Der Nordwind hat mittlerweile auf fast 20 kt zu genommen und genau am Kap müssen wir den Kurs von „vor dem Wind“ auf „hart am Wind“ ändern. Da kommt dann zur Windgeschwindigkeit noch die Fahrgeschwindigkeit dazu, also der gefühlte Wind wird stärker. Außerdem brauchen wir dann das Großsegel dazu, damit PHILIA in Balance bleibt und gut gegen den Wind vorankommt.

    Also die Genua, von ihrer maximalen Größe, auf „Badetuch“ verkleinern und das Großsegel auf das 2. Reff heraus kitzeln. So schippern wir um das Kap und wirklich – alles so wie vorher geahnt. PHILIA läuft prächtig gegen den Wind, nur insgesamt halt in die falsche Richtung. Aber, dass wir Aufkreuzen werden, war uns ohnehin klar.

    Es macht aber großen Spaß PHILIA an der Windkante, so hoch es sinnvoll gegen den Wind voran geht, entlang zu balancieren. Sie zeigt ganz deutlich, wenn wir ihr zu viel abverlangen, dann einfach ein bisschen nach Lee steuern und sie legt sich sanft auf die Seite und springt wieder voran. Dass der Wind so nach an den Inseln immer wieder dreht, macht die Sache nur noch spannender.

    Erst in der Bucht von Despotiko nehmen wir die Segel herunter und suchen uns einen Platz recht nahe am Ufer. Da ist der Windschutz wirklich gut. ABER: Dort ist der Boden nicht mehr Sand, sondern immer wieder Steinplatten. Genau auf so eine Steinformation haben wir unseren Anker geworfen. Der Jambo Anker hat sich zwar ordentlich verkrallt, aber ob der bei den angesagten stärkeren Winden auch noch hält? Und wenn er hält, bringen wir ihn dann auch noch aus dem Wasser?

    Wir überlegen kurz und entscheiden uns, einen anderen Platz zu suchen. Schon beim Hochziehen des Ankers zeigt sich, dass die Entscheidung richtig war: Er hat sich so verkeilt, dass ich ihn mit der Winde nicht ausbrechen kann. Na, dann halt mit etwas Gewalt. Susi lässt PHILIA etwas zurücktreiben und gibt dann Gas. Mit einem deutlich spürbaren Ruck bricht der Anker aus – naja, 7 Tonnen in Fahrt sind halt schon ein Argument!

    Weiter innen in der Bucht, aber auch weiter weg vom Land stehen einige Yachten, und dort sucht sich Susi ein nettes Plätzchen. Bei 4 m Wassertiefe kann ich sehen, wie der Anker auf den Grund fällt und Sand aufwirbelt – das ist ein gutes Zeichen. Wir legen dann vorsorglich gleich einmal 30 m Kette aus, und aktivieren die Ankerwache. Ein guter Platz mit viel Raum in allen Richtungen, um zu schwoien (sich am Anker nach dem Wind auszurichten).

    Am Abend bekommen wir kurz Besuch: Nebenan liegt eine Amel Super Maramu, CHRISTINE I, ein 53 ft Hochseesegler mit österreichischer Flagge. Toni und Gabi plaudern mit uns und laden uns zu sich aufs Schiff ein. Heute nicht mehr, aber vielleicht morgen?

    Mal sehen, was der Wind so hergibt.