Schlagwort: Aufkreuzen

  • Kythnos

    Heute geht es weiter, und so wie es aussieht, geht es gegen den Wind – gegen viel Wind. Das heißt also wieder sportlich aufkreuzen und zeigen, was in der Kiste steckt. Kaum sind wir aus dem Windschatten von Serifos geht der Tanz schon los:

    In weiten Schwüngen kämpfen wir uns hart am Wind zur Nordspitze von Serifos. Philia stampft in den Wellen, liegt immer wieder unangenehm auf der Seite. Wobei „unangenehm“ ist so eine Sache: bis 15° Schräglage ist alles fein, darüber beginnt im Salon alles zu rutschen. Wenn man so wie wir aufkreuzen muss, also einmal die Wellen von links und dann wieder von rechts, dann bedeutet „alles“ wirklich alles. Das liegt dann bunt gemischt am Boden, schlittert unter die Sitzbank und fällt dann zum Beispiel in die Bilge unter dem Boiler. Wochen später finden wir dort noch Stifte, die uns schon abgegangen sind.

    20° Schräglage ist sportlich, 25° unangenehm viel und verlangen nach sofortigem Einschreiten, also Kursänderung und / oder Verkleinern der Segelflächen. Bei professionellen Seglern auf ihren hochgezüchteten Rennyachten, spielt sich das Leben ab 30° Schräglage ab. Gehen ist da unmöglich, da wird den ganzen Tag nur mehr am Boot herumgeklettert. Das möchten wir definitiv nicht, auch wenn Philia selbst das aushalten würde.

    An der Nordspitze von Sifnos angelangt, beginnt der Tanz dann richtig. Es fällt der Wellenschatten der Insel weg und der Wind hat viele Meilen Zeit, schöne 1 m Wellen auf uns los zu schicken. Gleichzeitig nimmt er etwas zu und wir die Segelfläche weg. Also nicht ganz, aber so, dass wir mit 5,5 bis 6 kt über die Wellen reiten.

    Nach zwei Schlägen erreichen wir die Südspitze von Kythnos und wieder ruhigeres Wasser. Susi ist von der Schaukelei ganz schön geschafft und ich muss mein Versprechen einlösen, unter Motor und im Windschutz weiter zu fahren. Den Wind kann ich nicht überlisten, wohl aber die Wellen. Die sind dicht an der Küste wirklich viel angenehmer.

    Wir schauen uns dabei die ganze Zeit die Augen nach der LAUSA aus, meinen sie einmal weiter im Westen, ein andermal weiter im Norden zu sehen. Weit gefehlt! Erst als wir an der Einfahrt zu Merichas vorbeifahren – dort ist offensichtlich viel zu viel los = Segler fahren am Nachmittag um 3 aus der Bucht – erreicht uns die Nachricht, dass LAUSA eine Bucht weiter nördlich liegt.

    Wir versuchen noch einen Platz in der Doppelbucht Kolona zu bekommen, aber auch da ist schon alles zugeparkt – Hochsaison. Was soll’s, machen wir es halt so wie die LAUSA und legen uns in der Episkopi Bucht neben sie. Platz ist dort genug.

    Spannend für uns ist, was sich am Strand abspielt: High Society – oder wer sich dafür hält. Von einer sicheren Position in einer Bar, können wir zum Beispiel eine Dame beobachten, wie sie gut 20 Minuten braucht, bis sie endlich so schön ist, dass sie sich im Liegestuhl präsentieren kann. Umhängetuch, ja oder nein, die Badeschuhe links oder rechts von der Liege, oder vielleicht doch am Fußende. Die Liege dann noch ein Stück in den Schatten gerutscht, den Hut am gelockten blonden Haar drapiert – und dann festgestellt, dass der Hut mit der Lehne der Liege kollidiert. Nur noch ein bunter kühler Cocktail, gebracht vom durchtrainierten oben ohne Kellner, kann diese vertrackte Situation noch retten.

    Was geht es uns da auf der Philia gut! Die Liege ist fix montiert und der Schatten immer ausreichend, die Getränke sind zwar nicht bunt, dafür aber kühl und rasch zur Hand. Und bis zur nächsten Liege muss man 60 m weit schwimmen.
    Das nennen wir Erholung!

    In diesem entspannten Zustand planen wir die letzte große Querung dieser Saison. Von Kythnos nach Poros sind es 43 Meilen. Die erste Hälfte begleitet uns noch der Meltemi – der kommt hier von rechts – und dann immer schwächer werdender Wind in den Sarronischen Golf. Bis man dann in Poros und der von vier Seiten geschützten Bucht ankommt.

    Mal sehen, wie’s wird.